Kattengat schrieb:Man stelle sich vor ein Hotel, in dem solch wichtigen Verhandlungen stattfinden, ist nicht sicher. Es gibt einen Mord. Das wäre etwas für den polizeilichen Staatsschutz ...
Wir sprechen über 1995, nicht 92-93. Insofern sind die geheimen Friedensverhandlungen ohne jede Fallrelevanz. Dennoch ist eine Kleinigkeit daran interessant. Es ist die Tatsache, dass im Plaza/Oslo verhandelt wurde. Wie in der Schweiz auch, gibt es weltweit bestimmte Treffpunkte/Verhandlungsorte, die immer wieder bevorzugt für solche oder ähnliche Zwecke genutzt werden. Ich kenne dafür zwar keine Belege, doch es wurde hier im Thread schon von regelmäßigen Staatsaktivitäten im Plaza berichtet. Da alles weitere sehr spekulativ ist, lasse ich das mal so für sich stehen.
schluesselbund schrieb:(...) Ich gehe schon davon aus, dass die norwegischen Ermittler alles daran setzten die Identität von JF ausfindig machen zu können.
Kattengat schrieb:Immerhin haben sie es ein Jahr versucht. (In dem Sinne ist es leider gut für den Täter gelaufen.)
"Versucht" ist ein dehnbarer Begriff. Die konkreten Maßnahmen sind zwar möglicherweise nicht in vollem Umfang bekannt, doch einige Möglichkeiten wurden augenscheinlich bewusst/unbewusst vernachlässigt. Im Bereich der Spurensicherung genauso wie im pathologischen/forensischen Bereich. Vor allem die Medien (besonders VG) bereiteten den Fall auf und machten ihn einem breiten Publikum bekannt, was einer Identitätsklärung dienlich ist. Bei den Ermittlern konnte ich mich des subjektiven Eindruckes nicht erwehren, dass die eigenen Aufklärungsversuche mit "gebremstem Schaum" ausgeführt wurden.
Kattengat schrieb:Der Täter hat mit der Browning eine Waffe gewählt, die als Distanzwaffe bezeichnet wird. Er hat den körperlichen Kontakt mit dem Opfer vermieden, der unvermeidlich gewesen wäre, wenn er sie erwürgt oder erstochen hätte.
Innerhalb einer Mordtheorie absolut richtig. Aber da gibt es noch mehr. Die Browning (genaugenommen ein Lizenzbau von FN aus Belgien) wurde aufwendig und professionell bearbeitet und ihre Historie zu verschliern. Sie ist groß, schwer und für einen Suizid ziemlich überdimensioniert. Darüber hinaus als hakelig, bissig und unkomfortabel in der Anwendung (harter Rückschlag, schwergängiger Abzug) bekannt. Der Schuss wurde senkrecht auf die Stirn vorn/zentral aufgesetzt, was mMn eher zu einem Täterverhalten, als zu einem Suizidverhalten passt.
Nudelkugel schrieb:Vielleicht kommt da auch wieder die unbeobachtete Zeit der Tür zum Tragen - also WENN die Polizei sich gut informiert hat über das Schließverfahren, wäre es dann möglich, dass man nicht davon ausging, dass die erforderliche Manipulation innerhalb dieser kurzen Zeit erfolgt sein könnte? Allerdings ist dieser Zeitraum eventuell auch schon nicht 100% belastbar und die Manipulation doch schneller zu erreichen gewesen. (...)
Wenn sich die Ermittler bei ihrer Einschätzung nur auf die unbeobachtete Zeit bezogen haben, hätten sie sich gleichzeitig voll und ganz auf nur eine Einzige, unbestätigte Zeugenaussage gestützt und den gesamten Fall inkl. Schlussfolgerung letztenendes nur darauf aufgebaut. Ich würde da gerne die Ermittlungsakten zu "befragen". Leider geht das ja nicht.
anouk schrieb:Wie lange riecht Pulver so intensiv, nach einem Pistolenschuss? Der Geruch ist sehr intensiv und bissig, wenn ein Schuss gerade gefallen ist. (Fenster war nicht geschlossen, soviel ich weiss.)
Zumindest ein Fenster war gekippt. Wie lange der Pulverdampf wahrnehmbar ist, richtet sich wahrscheinlich nach vielen Faktoren. Beispielsweise der Menge an freigewordenem Pulverdampf in zeitlicher Relation, der Luftaustausch durch das gekippte Fenster usw. Eine andere Frage ist, ob es wirklich ausschließlich Pulverdampf war, der durch die Zeugen der Security wahrgenommen wurde. Auch große Mengen Blut verströhmen einen unangenehm "metallischen" Geruch. Ich bin deshalb etwas vorsichtig mit der Bewertung der diesbzgl. Zeugenaussagen.
anouk schrieb:Wenn JF selbst ihre Klamotten entfernt hat, warum nur bestimmte? War sie verwirrt? Hatte sie keine Zeit alles zu entfernen, weil Security sie quasi dazu gezwungen hat, sich schneller zu erschiessen als vorgesehen?
Ich könnte mir vorstellen, dass es entweder ihr oder einem Täter primär um den verschwundenen Rollkoffer und dessen Inhalt ging. Vlt. ging es also garnicht um Kleidung, sondern um etwas in diesem Koffer. Da es möglicherweise schnell gehen mußte, könnte man dann den Koffer inkl. Kleidung mitgenommen haben. Aber dazu sind einige Szenarien denkbar.
anouk schrieb:Das sehe ich genau so. Etwas ähnliches haben wir schon hier in Forum als Beispiel (schwer kranker Mann fährt nach Ausland, bezieht ein Hotelzimmer, erledigt sich alle seine Sachen und bringt sich um.)
Den Fall kenne ich sogar und habe dort auch im Thread mitgeschrieben. Allerdings ging der Suizident in diesem Fall konsequenter vor und ließ so ziemlich alles verschwinden, was er nicht am Körper trug. Aber auch in jenem Fall gab es (mMn durchaus berechtigte) Zweifel an der Suizidtheorie.