JosephConrad schrieb:Das denke ich auch, aber so eine Mata-Hari-Story ist doch viel spannender und mysteriöser als die Geschichte einer verwirrten Frau aus der Provinz, die auf abstruse Art Selbstmord begeht ...
Ich fände es weit mysteriöser und auch spannender, würde hier tatsächlich eine "verwirrte Person aus der Provinz" auf diese Weise Suizid begangen haben. Das wäre ziemlich ungewöhnlich. Überigens ist die Arbeit von Geheimdiensten mitnichten immer spannend und auch nicht immer so spektakulär, wie sicherlich eine große Mehrheit der Bevölkerung annehmen mag. Wenn es dann in der Ausnahme doch einmal zum Äußersten kommt, wird in solchen Fällen natürlich alles daran gesetzt, den tatsächlichen Hintergrund zu verschleiern. Das gelingt dann -je nach Art des Vorfalles- mal mehr, mal weniger gut. Im vorliegenden Fall könnte es weniger gut gelungen sein. Aber auch ohne einen Geheimdienst ins Spiel zu bringen spricht mMn derzeit mehr für ein Kapitalverbrechen, als für einen Suizid.
FF schrieb:(...) Als Touristin in einem Hotel erwartet niemand, dass man die Sprache perfekt beherrscht und es erwarten auch nicht alle, dass man Englisch supergut kann. Also warum sollte sie nicht Deutsch sprechen, wenn sie in der vollen Lobby vielleicht schon mitbekommen hat, dass das Personal das auch versteht?
Manche Diskussionen hier sind schon ziemlich absurd.
Das stimmt. Erstens ist völlig unbekannt, wer hier telefonisch reserviert hat. Das muß sie nicht persönlich gewesen sein. Zweitens ist die Benutzung einer/mehrerer Sprache kein "unveränderliches Kennzeichen". Höchstens ein Hinweis. Wenn ich eine Brille mit Fensterglas trage, verändere ich mein Aussehen, ohne die Sehhilfe tatsächlich zu benötigen. Wenn ich gegenüber Dritten bspw. nur in der englischen Sprache kommuniziere, verändere ich meine Wirkung ebenfalls, obwohl ich auch auf einer anderen Sprache kommunizieren könnte. Die Diskussion darüber ist aus meiner Sicht deshalb nicht zielführend, weil man anhand der benutzten Sprache(n) keine definitiven Rückschlüsse auf ihre Herkunft/Tätigleit/Vorhaben etc. ziehen kann. Also ein Hinweis, den man ggf. nicht zu hoch hängen sollte.
FF schrieb:Das widerspricht aber der Isotopenanalyse.
Ich würde eher anders herum tippen: Sie ist in Ostdeutschland aufgewachsen und nach Maueröffnung nach Siegen gezogen, vielleicht wegen einem Belgier. Dadurch die Verbindung nach Belgien, zu einem Ort und einer Familie, die wirklich existieren. Vielleicht war schon mal jemandem die Ähnlichkeit zu der Frau in Belgien aufgefallen.
Die Isotopenanalyse ist ein Anhaltspunkt, den bevorzugten Aufenthalt einer Person innerhalb eines bestimmten Zeitraumes räumlich eingrenzen. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die fragliche Person z.B. auch ursprünglich von dort stammt, dort einen Bekannten/Verwandtenkreis hatte oder sich überhaupt an allen fraglichen Orten aufgehalten hat usw. Sie könnte auch -wie Du es auch als Beispiel nennst- natürlich die Tochter eines Diplomaten gewesen sein, der im fraglichen Zeitraum dort eingesetzt war. In dieser Zeit könnte sie weitgehend vom öffentlichen Leben isoliert gewesen sein oder auch nicht ? man weiß es nicht. Insofern ist auch die Isotopenanalyse "nur" ein Hinweis von vielen.
musikengel schrieb:ich glaube nicht, dass sie schon verheiratet war, und Kinder hatte sie ja nachweislich nicht...
Moment ! Sie hatte
nachweislich keine Kinder ? Woher hast Du diese Information ? Das ist mir neu. Und ob sie verheiratet war oder nicht, ist ebenfalls völlig unbekannt. Sie könnte mit gleicher Wahrscheinlichkeit geschieden, verwitwet, getrennt lebend oder noch verheiratet gewesen sein.
musikengel schrieb:(...)außerdem konnte sie sich offensichtlich gut benehmen und kam gut "rüber"...als nette , gepflegte junge Frau...war souverän...
kam alleine in so einem Hotel klar..(ein Sensibelchen vom Land, hätte das nicht gekonnt) .hat sie dann auch nicht zum ersten Mal gemacht....
also die Jugend muss wohl noch ganz gut gewesen sein...
Entschuldige, wenn ich da einmal kritisch einhake. Die o.g. Spekulationen sind Klischees ohne Grundlage. Wieso sollte ein "Sensibelchen vom Land" nicht allein in einem Hotel zurecht kommen ? Sollte es sich im Umkehrschluss bei einem "städtisch geprägten Sensibelchen" andersherum verhalten ? Und das ein gewisses Benehmen vorhanden war, lässt keine zwingenden Rückschlüsse auf eine "gute Jugend" zu, was auch immer damit gemeint ist...
lenNO schrieb:(...) Natürlich endete das 1989, aber was wäre, wenn JF Stasi-Geheimnisse enthüllen würde, für die man selbst fünf Jahre nach dem Zusammenbruch der Berliner Mauer töten konnte? Dies war die Zeit, in der viele ehemalige Stasi-Offiziere formell untersucht wurden, und es gab einige ernste Dinge, über die strafrechtlich verfolgt werden konnte. (...)
Die Vermutung bzgl. einer Stasiverbindung sind über die Isotopenanalyse und den fraglichen Zeitrum natürlich nicht ganz unbegründet. Wenn dem tatsächlich so wäre, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass über JF eine Akte existiert. Möglicherweise (noch) in geschreddertem Zustand. Wenn die vermuteten Informationen tödliches potenzial hatten, waren sie logischerweise nicht unbedeutend. Ich persönlich würde daher vermuten, dass JF innerhalb der Stasi nicht ganz unwichtig war, sondern zumindest eine sog. Geheimnisträgerin und/oder IM in besonderem Einsatz war. Dann müßte sie eigentlich jemand aus ihrer Vergangheit kennen und bewusst schweigen, wie hier auch dazu angenommen wurde. Das wäre also mal ein Ansatz.