VanDusen schrieb:(...) Darum ging und gehe ich auch davon aus, dass die "Grundlage" dieser Knarre eine durch Einschweißen eines Stahlbolzens in den Lauf unbrauchbar gemachte Waffe war, eine so genannte Deko- oder Theaterwaffe, die frei gehandelt werden darf. Angesichts des mauen Erhaltungszustands dürfte solch eine Deko-Waffe nur um die 250 € gekostet haben.(...)
Eine wieder "scharf" gemachte Dekowaffe steht natürlich weniger bis garnicht im Widerspruch zu einer kleinen schweizerischen "Waffenklemptnerei", die hinterhofmäßig einen "schnellen Franken" verdienen will. Im Gegenteil. In sofern könnte die Annahme einer Dekowaffe ganz gut passen. Ich denke das war hier auch schonmal angedacht/geschrieben worden. Ich hatte das gerade nicht so präsent. Im Gegensatz dazu passt eine Dekowaffe eher nicht zu einem "Scharfmachen" im großen Stil, um ggf. -wie Du es schriebst- ganze Armeen damit auszurüsten. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang sicher die professionelle Arbeit bzgl. der Herkunftsverschleierung. Das spricht meines Erachtens durchaus für eine ortsgebundene, kleinere Waffenschmiede in einem Rechtsstaat. Denn hätte man im großen Stil illegale Schusswaffen produziert, wäre das eher in einem anderen Umfeld/Land geschehen, in dem man kaum rechtliche Konsequenzen fürchten muß/musste. Bedeutet also möglicherweise auch, dass diese Waffe ggf. zu einem bestimmten Zweck bzw. für einen spezifischen Abnehmer gefertigt wurde, nicht als Teil einer größeren Stückzahl für eine -wie auch immer geartete- Gruppe in einem Krisengebiet. So meine Folgerung daraus.
VanDusen schrieb:(...) die Wahrscheinlichkeit, dass Familie -ovic aus dem ehemaligen Jugoslawien ihre Tochter nicht als vermisst gemeldet hat, während dort ein bitterer Bürgerkrieg tobte, erscheint mir um Größenordnungen höher als die Möglichkeit, dass Familie Müller, Meier oder Schmitz aus Deutschland dies verabsäumt haben könnten. (...)
Ich bin auch der Meinung, dass JF in der BRD eher nicht abgängig war. Spätestens die Veröffentlichung in der Bildzeitung z.B. hätte hier mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit auf kurz oder lang irgendjemanden aus ihrem Umfeld erreicht. Schwer zu glauben, dass so jemand sich dann einfach nicht meldet. Wenn es doch so war, dann wäre sie mMn mit größerer Wahrscheinlichkeit seinerzeit allein in die BRD gekommen, hätte dort möglicherweise in verschiedenen Heimen/Unterküften gelebt. Eine Pflegefamilie/Privatfamilie würde ich aus bekannten Gründen da eher ausschließen.
VanDusen schrieb:Meiner Meinung nach sollte man mal der Frage nachgehen, bei welchen Verbänden, wenn überhaupt, damals auch Frauen kämpfen durften oder zumindest frontnah mitmischten. Gab es solche Verbände? Wenn ja, dann könnte die – mutmaßliche – Selbsttötung mit der "Dienstwaffe" ein ganz naheliegender Akt gewesen sein, ein Plan C, den JF schon seit langer Zeit im Hinterkopf hatte, falls es mal hart auf hart kommen sollte. (...)
Was die "Vertrautheit/Abgebrühtheit" gegenüber Waffen angeht, sehe ich das etwas anders. Schau Dir mal an, wie sie sich erschossen haben soll. Ein frontal auf die Stirn aufgesetzter Schuß mit solch einer schweren Waffe. Das halte ich für ziemlich semiprofessionell. Wenn sie in einem Kriegsszenario zugegen gewesen oder möglicherweise sogar selbst direkt in Kampfhandlungen involviert gewesen wäre, dann hätte sie sich -da bin ich mir ziemlich sicher- nicht auf dem Bett liegend mit einem frontalen Stirnschuss gerichtet. Diese Methode ist unter "Profis" denke ich sehr unüblich, da bei einem Frontalkopfschuss einiges "schiefgehen" kann, was dann zu einem ungewolltem Überleben in sehr bedauerlichem Zustand führen
könnte. Insofern vermute ich weniger, dass JF eigene Kampferfahrung und/oder entsprechend milititärische/paramilitärische Ausbildung genossen hat. Ist jetzt meine ganz persönliche Meinung dazu. Natürlich kann ich auch irren.
VanDusen schrieb:Auch die Taucheruhr (zu der von VG geäußerten Hypothese, dass Taucheruhren damals bei Männern wie Frauen gleichermaßen hip gewesen sein sollen, habe ich keinerlei unterstützende Quellen gefunden) könnte wegen ihrer hervorragenden Nachtablesbarkeit auf eine mögliche paramilitärische Rolle hinweisen – oder aber ein Magnet für Scharfschützen gewesen sein. (...)
Ich kenne auch keine Quelle/Statistik aus der sich die damalige Beliebtheit dieser Uhren bei den jeweiligen Geschlechtern erschließen ließe. Nichts deto trotz halte ich eine Taucheruhr bei einer Dame in jenem Jahr für durchaus bemerkenswert. Nicht unbedingt im Bezug auf einen militärischen Hintergrund. Sondern ganz einfach im Bezug zu Wasser. Sie könnte entweder einen Wassersport betrieben haben oder aber in einem Umfeld gearbeitet/sich augehalten haben, in dem die Armbanduhr öfter mit Wasser in Berührung kam. Wobei wir nicht unbedingt von Wasser ausgehen müssen. Eine Taucheruhr ist allgemein eben "dicht" oder zumindest "dichter" als normale Uhren dieser Zeit. Das gilt auch für Staub, Sand, Schmutz, Schlamm, Schnee usw. Sie muß also nicht unbedingt regelmäßig getaucht sein. Ich habe z.B. eine Vorliebe für Fliegerchronographen. Sie zeichnen sich meißtens durch das Vorhandensein eines Tachymeters und weitere Stopfunktionen bzw. -je nach Modell- Weltzeiteinstellungen aus. Also nutze ich die Uhr nicht weil ich regelmäßig selbst im Cockpit sitzen würde, sondern weil mir eine/mehrere Funktionen der Uhr auch ohne Luftfahrtbezug entgegenkommen. Hier könnte es auch so gewesen sein.
VanDusen schrieb:(...) Diesbezüglich wäre es immens interessant zu wissen, was beim Auslesen der Daten aus der Uhr (ich gehe einfach mal ganz blond davon aus, dass diese Daten ausgelesen wurden) herausgekommen ist. Wurde mit der Uhr überhaupt schon einmal getaucht?
Ich bin mir offengestanden alles andere als sicher, ob die Uhr tatsächlich ausgelesen wurde. Man hat sie auseinandergebaut, die Batterien gecheckt. Sonst war nichts über weitere Information durch die Uhr selbst zu lesen. Ob der Öffentlichkeit diese Informationen nur vorenthalten wurden oder sie einfach nur garnicht ausgelesen wurde, ist da Spekulation. Interessant wären jene Informationen natürlich. Keine Frage.