JosephConrad schrieb:Vielleicht hatte sie aus Gründen nur diese Waffe "zur Hand", ähnlich wie die Polizeischülerin, die sich mit ihrer Dienstwaffe erschossen hat. (...)
Natürlich ist das eine denkbare Variante. Wir dürfen mMn jedoch nicht außer Acht lassen, welchen Weg diese spezifische Waffe mutmaßlich hinter sich gebracht hat. Sie war eben ziemlich professionell präpariert. Solche Waffen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit eher selten im "Umlauf". Die Frage ist demzufolge nicht, ob sie die -für das Opfer- einzig verfügbare Waffe für einen Selbstmord darstellte, sondern wie sie überhaupt dazu werden konnte. Wie kam die Waffe nach Oslo und wer gab sie JF "in die Hand" ? Wie ich schon geschrieben habe, in den Händen eines "normalen" illegalen Waffenhändlers, würde ich sie eher nicht vermuten.
JosephConrad schrieb: (...)Es erschiessen sich pro Jahr nur %5 aller Selbstmörderinnen, aber wie viele Frauen werden denn pro Jahr erschossen? Und wir kennen ihre Psyche nicht: vielleicht wollte sie auf "Nummer sicher" gehen.
Wenn wir ersteinmal einen Suizid unterstellen, greifen die von Dir ins Feld geführten 5%. Ein sehr geringer Anteil. Dazu kommt die Art der Waffe. Sie gehört zur Gattung der großen, schweren und als Kriegswaffe konstruierten Faustfeuerwaffen. Zudem die erwähnte Präparation. Wenn wir also spekulativ annehmen, JF hätte zu den besagten 5% gehört, dann stellt sich die Frage, wieviel von jenen 5% gleich zu einer solch "matialischen" Waffe greift ? Sicher, mit dieser Waffe war ein einigermaßen gesetzter Kopfschuss sehr sicher tödlich. Doch kannte sich das Opfer mit diesen Waffen, dieser Schussgewalt aus ? Wählte sie die Waffe tatsächlich mit Bedacht, um definitiv möglichst unmittelbar tödlich verletzt zu werden ? es ist allgemein nicht höflich, mit Gegenfragen zu antworten. Doch diese Fragen drängen sich auf, wenn wir die polizeilich angenommene Theorie des Suizides ohne Fremdbeteiligung auf Logik und subjektive Wahrscheinlichkeit hin bewerten möchten.
FF schrieb:(...) Leider fehlt eine Information: Ich kannte Frauen, die bei der Berliner Polizei regelmäßig Schießtraining hatten. Deren rechter Oberarm war deutlich stärker als der linke, das hätte man auch bei einer Toten möglicherweise noch nachmessen können. Wir reden hier von 2cm Differenz, also leicht festzustellen.
Hätte die Tote die Waffe selbst geschafft, dann sicher nicht für einen Suizid, denn dazu braucht man nicht so viel Munition.
Ich persönlich gehe eher nicht davon aus, dass JF regelmäßig mit großkalibrigen Faustfeuerwaffen Schußtrainings unternahm. Und selbst wenn, hätte sie diese spezifische Waffe mit mMn recht hoher Wahrscheinlichkeit schon weit im Vorfeld dieser Tat nach Oslo "bestellen" oder selbst dorthin mitbringen müssen. Wenn eine Person regelmäßig -entweder von Berufswegen oder legal in einem Club- an solchen Waffen trainiert, hätte sie wohl keine in dieser Weise präparierte Waffe im Training genutzt und -sozusagen- aus eigenem Bestand mitbringen können.
FF schrieb:(...) Sie hätte sich nicht darauf verlassen können, dass niemand Geld verlangt. Ihr ganzes Vorgehen mit dem heraustrennen der Etiketten und der anonymen Waffe u.s.w. sprechen für sorgfältige Vorbereitung... und dann riskiert sie, dass das Hotelpersonal sie stört, weil nichts bezahlt wurde?
Jap, ein sehr wichtiges Argument. Hier passt die -bei Suizid unterstellte- sorgfältige und planerische Vorgehensweise nicht wirklich zur tatsächlichen Umsetzung.
FF schrieb:(...) Aber den Suizid wie einen Geheimdienst-Komplott aussehen lassen... wozu? Noch dazu, wo niemand nach ihr suchte? (...) bei dieser Frau interessierte sich doch überhaupt niemand, nicht mal für ihren Tod.
Das würde auf eine massive Psychose deuten, einen Verfolgungswahn, der es nötig scheinen ließ, so vorzugehen. Aber psychotische Menschen gehen nicht so professionell vor - sie würden wichtiges übersehen, da sie einer eigenen Logik folgen.
Auch hier sehe ich das genauso. Die Vorgehensweise passt nicht in das Klischee eines Suizides, der keine Rückschlüsse auf ihre Person zulassen sollte. Weder die Waffe, noch die Vorgehensweise waren dem unterstellten Ziel tatsächlich dienlich. Sie warf schließlich durch ihr Verhalten mehr Fragen auf, als ihr lieb sein konnte, wollte sie möglichst anonym und ohne viel Ermittlung von uns gehen.
Dew schrieb:Kleine Frau, kleine Hände, Riesenkanone.
Ja, sie hat ein gewisses Einschüchterungspotential.
Wie schon geschrieben, gehört ein entschlossener Griff dazu, die Browning überhaupt durchzuladen. Physische Kraft. Hat nichts mit Emanzipation zu tun.
Ich kann und will nicht behaupten, dass eine Frau ( meinetwegen auch eine kleine ), diese Pistole definitiv nicht bedienen kann, aber leicht wird sie sich damit nicht tun.
Alles Punkte mit der die Waffe hervorragend charakterisiert werden kann und die sie als Waffe für eine suizident
IN in diesem Fall -zumindest aus meiner Sicht- sehr unwahrscheinlich werden lässt.
musikengel schrieb:jetzt nehme ich mich vor Dir in "Acht" - smile -
spannend, Scharfschütze ! Respekt.
Wer professionell mit Waffen umgehen kann, ist seltener gefährlich als diejenigen, die mit illegalen Waffen inoffiziell umgehen.
:) Ist meine persönliche Erfahrung. -Smile- wie Du immer zu schreiben pflegst...
FF schrieb:Wer sagt eigentlich, dass eine kleine Frau auch schwach ist?
Kleinere Frauen machen auch Sport und können auch ganze Wochenend-Einkäufe nach Hause tragen, schleppen Kinder durch die Gegend und ja, es gibt sogar welche in Sportschützen-Vereinen.
Das ist natürlich vollkommen richtig und wir sollten hier auch keine Geschlechterdiskussion führen. Nichts desto trotz tendieren Frauen -und ich spreche hier allein aus meiner persönlichen, subjektiven Einschätzung heraus- eher zu leichteren, führigeren Waffen, wenn sie auch sonst das Klischee einer eher zierlichen, gepflegten und "feminineren" Frau erfüllen. Nun kann man den Kurzhaarschnitt des Opfers auch dem eher maskulinen Frauentyp zurechnen, keine Frage. Doch in der Gesamtschau der verfügbaren Bilder/Beschreibungen kann ich das allein nicht als final bestätigedes Indiz werten. Demzufolge würde ich spekulativ annehmen, dass JF zwar vlt. die physische Kraft zur Bedienung der Waffe besaß, sich in der Praxis aber wohl eher einer leichteren, führigeren Waffe zugewandt hätte.