@GermanMerlinBeitrag von GermanMerlin (Seite 616)Ich glaube, dir passiert, was vielen Angehörigen und Freunden von Tätern geschieht. Die Taten passen nicht zu dem Menschen, den sie kennen. Das hört man immer wieder. Und ich denke, das hat auch seinen Grund. Wenn man z.B. an eine psychische Störung denkt, dann muss man sich das im Grunde so vorstellen, dass es verschiedene Persönlichkeitsanteile in einem Menschen gibt, von denen aber einer der angepasste, genormte Typ ist, der nach außen gut funktioniert, vielleicht intelligent ist, sein Leben geordnet hat und nicht auffällt. Dieser Anteil hat durch Vorleben und Erziehung gelernt, was gut ankommt, erlaubt ist und für Anerkennung sorgt. Das ist der Teil, den andere kennen. Ein anderer Anteil aber agiert im Untergrund, die zweite Stimme sozusagen, die innen ganz andere Sehnsüchte pflegt und erfüllt haben möchte. Sehnsüchte, die u.U. gesellschaftlich geächtet und rechtlich geahndet werden.
So ungefähr stelle ich mir das bei Menschen wie P.M. vor. Dieser andere Persönlichkeitsanteil hat vermutlich Phantasien im Kopfkino laufen lassen und ist immer stärker geworden, ließ sich vielleicht kaum noch unterdrücken. Hat vielleicht auch schon Vorkehrungen getroffen. Er will gelebt werden und übernimmt bei passender Gelegenheit das Ruder. Ein Gelegenheit ohne Zeugen ist optimal, denn dann hat der angepasste Teil wenig Argumente dagegenzuhalten, und es droht kein Gesichtsverlust, keine Strafe. Der zweite Anteil wird dabei absolut übermächtig und am Ende steht der angepasste Teil da und muss zusehen, wie er nun schnellstmöglich die Spuren beseitigt, von einer Tat, die er für sich, und insbesondere unter diesen Umständen, gar nicht durchgeführt hätte. Da bleibt nicht mehr viel Ruhe und Zeit zum Überlegen, da werden auch Fehler gemacht, oder zu kurz gedacht. Das finde ich total logisch. Für mich passt auch dazu, dass er von einem Unfall sprach. Ja, ein Unfall, denn der andere Anteil lebte aus, was er wollte, und das hätte nie passieren dürfen. Nicht in dieser Situation mit bekanntermaßen K.W. an Bord. Ein sehr persönlicher Unfall...
Vielleicht hilft dir diese Sichtweise ein wenig weiter, um zu verstehen, warum für dich vieles nicht zu dem Menschen passt, den du persönlich kennen gelernt hast.