Kriminalfall Kim Wall
12.09.2017 um 00:45Hier die aktualisierte Kartenversion
Änderungen zur Vorversion: Eintragung der bislang etwas vernachlässigten Sichtungen um 19:55 und 20:15 aus dem Beitrag von @sarkanas mit kleinem Film
Beitrag von sarkanas (Seite 7)
und den bekannten Fischerbootfotos (Bild 19 u. 25). Diese Sichtungen bestätigen die bislang angenommene Rekonstruktion der Route vor Sonnenuntergang: Das Uboout fuhr vermutlich östlich um Middelgrundsfortet herum und beschrieb dann eine Linkskurve bis in den Bereich nördlich der Insel.
Ich habe dazu versucht die Fotos und den Film von dem Kreuzfahrtschiff und dem Schlauchboot auszuwerten.
Original anzeigen (0,3 MB)
• 19:00 Uhr Refshaleoen. Beginn der Ubootstour mit PM und KW.
• 19:30 Uhr Die Aidabella liegt eine halbe Stunde vor dem Auslaufen am Hafen. Der Filmer auf dem Kreuzfahrtschiff steht am Heck steuerbords (rechts) und beobachtet die ihm gegenüberliegende östliche Hafenausfahrt. Dabei filmt und fotografiert er ein einlaufendes Segelschiff und dabei auch das Uboot (Film, min. 1:45-2:28). Vermutlich vom Segelschiff aus werden zwei Fotos vom ausfahrenden Uboot (noch ohne Nationalitätenflagge) gemacht (5, 19) und ein kurzer Film gedreht. Gleich nach der Ausfahrt Richtung Ost (um 19:33 Uhr) biegt das Uboot nach links (Norden) ab. Ziel offenbar Middelgrundsfortet (MF). Kurz vorher (19:30 Uhr) gab es den Kontakt von Peter Madsen mit Christoffer Meyer bzgl. des abgesagtem Bornholm-Trips.
• 19:55 Uhr Eine kurze Filmsequenz zeigt wie das Uboot mit PM und KW an Bord Richtung Nordost fährt und auf den Bereich nördlich des Windmühlenparks zuhält. Das Beobachterschiff fährt in die Gegenrichtung, vermutlich zurück in den Hafen.
• 20:00 Uhr Die Aidabella legt pünktlich ab, fährt nordwärts aus dem Hafen und biegt dann nach Nordosten Richtung MF (Film, min. 0:08-0:51). Der Filmer steht weiterhin immer steuerbords (rechts).
• 20:15 Uhr Die beiden vom Fischkutter "nahe Middelgrund" (gemeint hier wohl: Middelgrundsfortet) aufgenommenen Fotos Bild 18 und Bild 25 zeigen das Uboot auf Nordkurs, das Fischerboot fährt etwa Richtung Südwest, also ebenfalls Richtung Hafen.
• 20:30 Uhr Das Uboot hat eine halbe Stunde Vorsprung, aber das Kreuzfahrtschiff ist natürlich viel schneller als das Uboot und holt dieses in einer halben Stunde wieder ein. Das Kreuzfahrtschiff macht nun eine grosse Rechtskurve (Uhrzeigersinn) um MF herum, um Kurs nach Süden aufzunehmen (Film, min 0:51-1:06). Die Kurve ist noch nicht ganz genommen, die Aida fährt in dem Moment etwa Richtung Südost, da kommt im Film des Kreuzfahrtpassagiers (ab min. 2:30) um ca. 20:30 rechts von MF das Uboot ins Bild. Es fährt (gemäss späterer Aussage des Schlauchbootvaters) recht langsam, mit nur 1 knoten (1,85 km/h) voraus, etwa parallel zur Aida also auch Richtung Süd oder ein wenig Südost.
• 20:31 Uhr Das Schlauchboot nähert sich aus Westen, d.h. etwas links vom Sonnenuntergang, fährt dann nördlich um das Uboot herum und legt sich backbords (links, östlich) daneben (Foto 92), (vielleicht für ein schönes Foto "Uboot im Sonnenuntergang"?).
Kurz zuvor schon hat das Uboot eine leichte Linkskurve gezogen, also den Kurs von eher Süd (Hafen) leicht nach Osten gezogen. Das ist aber leider nicht exakt zu erkennen. Das Zusammentreffen mit dem Schlauchboot soll ja nordwestlich von MF erfolgt sein. Ein Verschwenken nach Ost führt in den Bereich nördlich der Insel. Dem vom Schlauchboot aufgenommenen Foto nach, scheint die UC3 direkt auf Middelgrundfortet zuzusteuern. Peter Madsen erwähnt in dem kurzen Gespräch mit der Schlauchbootbesatzung das vorbeifahrende Kreuzfahrtschiff, man wolle näher an Middelgrund heranfahren, um dort zu tauchen, da hier "zu viel Verkehr sei" (Pressebericht). Es entstehen die letzten bekannten Fotos dieses Abends (11 und 12)
Anmerkung: Die Entfernung zum Hafen beträgt hier ca. 5-6 km, (bei voller Kraft (6 kn) bräuchte man dafür rund 30-35 min., käme also noch in der frühen Abenddämmerung an. bei nur 1 Knoten jedoch mehr als 3 Stunden!). Ich vermute, man hatte bereits abgebremst, um nördlich von MF zu tauchen. Um 20:31 Uhr, kam der neugierige Schlauchbootbesitzer angeknattert und hielt Smalltalk... Das Gespräch dauerte neun Minuten. PM wurde ungeduldig, es ist unklar, ob das von ihm angenommene Telefonat nur vorgeschützt war. Der Hinweis, man wolle wegen des Verkehrs weiter südlich tauchen, ist unverständlich. Denn südlich von MF ist nicht weniger, sondern deutlich mehr Verkehr, da hier der Hafen von MF liegt und die Route nach Flakfortet vorbeiführt. Daher könnte die Behauptung von PM der Versuch gewesen sein, einen lästigen, allzu neugierigen Zuschauer abzuwimmeln. Der Schlauchbootinhaber spricht davon, er habe den Eindruck gehabt, PM habe KW imponieren wollen.
• 20:40 Uhr Es war nicht mehr viel Zeit zum Tauchen, nur noch eine knappe Viertelstunde bis Sonnenuntergang (20:55 Uhr). Der Ort war insofern ideal, als dort keine Schiffahrtsrouten entlanglaufen (die Einfahrt zum Hafen MF und die Route nach Flakfortet liegen im Süden der Insel, die grossen Linien nach Norden liegen weit im Westen).
Anmerkung: Die Route der Aidabella scheint recht nah am Uboot vorbeigeführt zu haben. Auf dem Film des Kreuzfahrtschiffs scheint das Uboot fast noch in den Kielwellen der Aidabella zu liegen, (min. 1:00-1:02, min. 2:33-2:39), es dürfte die Route des grossen Schiffs nur wenige Minuten zuvor gekreuzt haben. Von daher dürfte das Zusammentreffen mit dem Schlauchboot sogar etwas nördlicher als in der Karte verzeichnet stattgefunden haben.
• 20:55 Uhr Sonnenuntergang Kopenhagen
• 21:00 - 22:30 Uhr Nach Angaben der Polizei taucht das Boot über einen unbestimmt langen Zeitraum
Rote Linie - durchgezogen: bekannte Route, gestrichelt: rekonstruierte Route der UC3,
Lila Strichlinie - ungefährer Verlauf Grenze Dänemark-Schweden,
Hellblau schraffiert - häufig befahrene Schiffsrouten.
X X X X X X X X X X - Windmühlenpark Middelgrunden
Original anzeigen (0,5 MB)
Donnerstag 10. August
A • 19:00 Uhr - Ausfahrt Refshaleøen
B • 20:30 Uhr - Film/Fotos von der Bella Aida, 20.31-20:40 Uhr - Schlauchboot-Gespräch (Vater & Sohn), nordwestlich von Middelgrundfortet, Nautilus fährt ca. 1 Knoten voraus, 20.55 Uhr - Sonnenuntergang (B1)
B2 • Flakfortet und die irgendwo dort "begrabene" Freya liegen schätzungsweise 7 km von dem Ort des Schlauchbootgesprächs (Ende 20:40 Uhr) entfernt. (Die Ortung ist unsicher, jedoch suchen Polizeitaucher am 24.8. das Wrack nach verdächtigen Spuren ab.)
• 21:00 - 22:30 Uhr. Nach Angaben der Polizei taucht das Boot über einen unbestimmt langen Zeitraum
Die Polizei sucht nach Zeugen insbesondere ab
• 21:30 Uhr. Nautische Abenddämmerung war um 21:39 Uhr (d.h. bei klarer Sicht ist der Horizont erkennbar), allerdings war kurz vorher, am 7.8 Vollmond, der Mond also noch strahlkräftig,
• 22:00 Uhr - Vermuteter Todeszeitpunkt in der ersten PK der Polizei (später nicht mehr aufgegriffen).
• 22:30 Uhr - Spätestmögliche Abfahrt von Middelgrundfortet, Absetzen einer SMS durch PM
C • 23.30 Uhr - Sichtung des U-Bootes durch 'Frachtverkehr' in der Gegend um Middelgrunden
Die Punkte C bzw. D liegen mehr als 10 km von Flakfortet (B2) entfernt. Hierfür hätte die UC3 also mindestens rund eine Stunde benötigt, zu Punkt D2 sogar mehr als 1 1/2 Stunden. Da die UC3 offenbar nicht gut im Tauchgang fahren konnte, andererseits keine Sichtungen bekannt wurden, muss diese Strecke (B oder B2-D) spätestens um 23:00 in Angriff genommen worden sein, falls C oder D2 belastbar sind sogar schon um 22:30 oder etwas davor.
Damit bleiben für das Abtauchen um 21:00 bis zur spätestens möglichen Abfahrt von dort (22:30) nur rund 1 bis 1 1/2 Stunden.
Freitag 11. August
D • 00:00 Uhr - Beinahe Kollison (unter 30m) zwischen einem großen schwedischen Frachter und der UC3 ohne Positionslichter — nordwestlich der Øresund-Brücke zw. Saltholm und Kopenhagen.
D2 • Alternativlokalisierung des Zusammenstoßes in manchen Medien
E • Der von den Behörden nachvollzogene Kurs bleibt in dänischen Gewässern und führt bis in die nördliche und westliche Köge-Bucht. (03:50 Uhr - Nautische Morgendämmerung) (E gibt nur ganz grob die Position "westliche Kögebucht" wieder).
F • 10:14 Uhr - Schiffe melden das U-Boot südlich des Drogden Leuchturms in der Køge Bucht.
G • 11:00 Uhr - PM versenkt das U-Boot und wird
H zum Hafen von Dragör gebracht
Montag 21. August
I • 15:14 Uhr Fundort des Torsos von KW
==========================================
Um Mitternacht ist die UC3 nachweislich noch nordöstlich der Öresundbrücke (D), um 23:30 sogar noch am südlichen Middelgrund, zwischen Kopenhagen und Saltholm (C).
Die Strecke von Flakfortet (B2) (ich gehe davon aus dass er dort noch um 21:30 gesehen wurde) bis zur ersten Wiedersichtung (C) beträgt nur rund 5 oder 7 km, Das hätte er bei 11 km/h in rund 1/2 Stunde schaffen können. Er brauchte aber genau zwei Stunden dafür. Warum hat er 1 1/2 Stunden getrödelt, statt in die ruhige Kögebucht zu fliehen? Nachdenken? Ein Machertyp wie PM? Nicht auszuschliessen, aber ich glaube es nicht. Er hatte keine Zeit zu verlieren.
Von Middelgrundsfortet (B) bis zur Sichtung (C) sind es vielleicht 7 oder 8 km. Dafür hätte er bei schneller Fahrt rund eine Dreiviertelstunde gebraucht. Den Vorfall auf 20:45 Uhr angesetzt, hätte er sogar schon gegen 21:30 dort sein können, ganze zwei Stunden bevor er wirklich dort eintrifft (23:30) und zügig seinen Weg zur Öresundbrücke fortsetzt. Was hat er in diesen zwei Stunden gemacht? Und warum hat ihn in dieser Zeit keiner gesehen? Ich vermute mit der Polizei, dass er in der Zeit von 21:00-22:30 abgetaucht ist. Ich finde es ziemlich schwierig, mir vorzustellen, dass er bei diesem Tauchgang anderthalb Stunden passiv neben der Leiche hockte und sich besann oder schlief. Ich kann mir hingegen sehr gut vorstellen, dass er in dieser Zeit sehr aktiv damit beschäftigt war, sein ernstes Problem zu beseitigen.
- - -
Ein ähnliches Zeitproblem stellt sich am anderen Ende der Fahrt. Von hinten aufgezäumt: Erst um 10:14 wird er südlich des Leuchtturms (F) gesichtet, nahe an einer stark frequentierten Schiffahrtsroute. Es ist heller Tag, seit spätestens 7:11 sucht alle Welt das Uboot. Warum wurde es also nicht schon 3 Stunden früher entdeckt? Ich vermute: Weil es zuvor abgetaucht war, mutmaßlich an der sicheren Position am Drogden-Leuchtturm (F) (der ja geradezu dazu da ist, UMFAHREN zu werden), genau da, wo man ihn dann auch (nach dem auftauchen) wiederentdeckte.
PM dürfte also spätestens um 7:00 dort eingetroffen sein.
Vom Drogdenfyr bis in die westliche Kögebucht sind es (an der Küste entlang) mindestens 30 km, eher mehr, wofür dann rund 3 Stunden zu veranschlagen sind. Am Westlichsten Punkt (E) müsste er dann spätestens um 4:00 zurückgefahren sein, um noch vor der offiziellen Suchmeldung am Drogdenfyr (F) abtauchen zu können. Allerdings wäre diese Fahrt schon bei heraufziehendem Tageslicht erfolgt, und auch hier muss man sich fragen, warum er dabei nicht gesehen wurde. Unter Wasser, soviel steht zweifelsfrei fest, hat er die Strecke nicht zurückgelegt.
Besser noch wäre es gewesen, wenn er den Rückweg Richtung Osten schon früher angetreten hätte, spätestens um 2:30 Uhr, so dass er noch VOR der Bürgerlichen Morgendämmerung (5:35 Uhr) seinen Schlupfwinkel am Drogdenfyr (F) erreichte.
Damit bleiben zwischen dem Beinahezusammenstoß nördlich der Öresundbrücke (D) um 0:00 Uhr und der Rückkehr von der westlichen Kögebucht (E) zum Drogdenfyr je nach Szenario entweder 2 1/2 oder maximal 4 Stunden. Die Entfernung zwischen den beiden Punkten (D) und (E) beträgt nun aber schätzungsweise 40 bis 45 km. Vom Beinaheunfall (D) bis zur westlichen Kögebucht (E) brauchte PM also RUND 4 STUNDEN. Er kann dort (E) kaum vor 4:00 Uhr eingetroffen sein, und auch wenn er nicht gar so weit nach Westen gefahren sein sollte, war er jedenfalls nicht vor 3:30 Uhr dort.
Wir hatten nun aber oben gesehen, dass er spätestens um 4:00 Uhr von (E) umgekehrt sein muss, um das Drogden-Versteck (F) noch vor der offiziellen Suche um 7:11 Uhr ungesehen zu erreichen.
Damit bleiben zwischen der frühestmöglichen Ankunft in der westl. Kögebucht (3:30 Uhr) und dem vermutlich spätesten Rückkehrantrittstermin (4:00 Uhr) gerade mal 30 min. Viel zu wenig, um eine Zerteilung, Entlüftung und Beschwerung vorzunehmen.
Nach dieser Rekonstruktion kann die Zerteilung deshalb eigentlich nur irgendwann zwischen 21:00 und 22:30 Uhr erfolgt sein, begann also nur etwa 5-15 min nach dem "Unfall".
Das Kögebucht-Zerteil-Szenario setzt hingegen voraus, dass der frühestmöglichen Ankunft dort (3:30 Uhr) mindestes 1 1/2 Stunden hinzuzurechnen sind, so dass die Rückkehr zum Leuchtturm frühestens um 5:00 Uhr erfolgt hätte sein können. Sie muss deshalb erklären, warum die UC3, als sie Drogdenfyr 3 Std. später, also um 8:00 Uhr erreichte, nicht beobachtet wurde, obwohl es heller Tag war, gute Sicht, eine stark befahrene Wasserstrasse vorbeiführte und man schon eine Stunde ganz offiziell und sehr intensiv nach dem Uboot suchte.
Vielleicht hatte er einfach nur Glück, maybe. Aber das ist bereits eine Zusatzannahme. Nach Ockham ist daher bis zum Auftauchen neuer Erkenntnisse die erste Version (Zerteilung schon im Middelgrund) vorzuziehen.
Original anzeigen (0,3 MB)
Danke für die Hinweise!
Weitere Korrekturen und Ergänzungen gern auch per PN an @Trimalchio.
Änderungen zur Vorversion: Eintragung der bislang etwas vernachlässigten Sichtungen um 19:55 und 20:15 aus dem Beitrag von @sarkanas mit kleinem Film
Beitrag von sarkanas (Seite 7)
und den bekannten Fischerbootfotos (Bild 19 u. 25). Diese Sichtungen bestätigen die bislang angenommene Rekonstruktion der Route vor Sonnenuntergang: Das Uboout fuhr vermutlich östlich um Middelgrundsfortet herum und beschrieb dann eine Linkskurve bis in den Bereich nördlich der Insel.
Karte I: Eine vergrößerte Karte des Gebiets um Middelgrund
Ich habe dazu versucht die Fotos und den Film von dem Kreuzfahrtschiff und dem Schlauchboot auszuwerten.
Original anzeigen (0,3 MB)
• 19:00 Uhr Refshaleoen. Beginn der Ubootstour mit PM und KW.
• 19:30 Uhr Die Aidabella liegt eine halbe Stunde vor dem Auslaufen am Hafen. Der Filmer auf dem Kreuzfahrtschiff steht am Heck steuerbords (rechts) und beobachtet die ihm gegenüberliegende östliche Hafenausfahrt. Dabei filmt und fotografiert er ein einlaufendes Segelschiff und dabei auch das Uboot (Film, min. 1:45-2:28). Vermutlich vom Segelschiff aus werden zwei Fotos vom ausfahrenden Uboot (noch ohne Nationalitätenflagge) gemacht (5, 19) und ein kurzer Film gedreht. Gleich nach der Ausfahrt Richtung Ost (um 19:33 Uhr) biegt das Uboot nach links (Norden) ab. Ziel offenbar Middelgrundsfortet (MF). Kurz vorher (19:30 Uhr) gab es den Kontakt von Peter Madsen mit Christoffer Meyer bzgl. des abgesagtem Bornholm-Trips.
• 19:55 Uhr Eine kurze Filmsequenz zeigt wie das Uboot mit PM und KW an Bord Richtung Nordost fährt und auf den Bereich nördlich des Windmühlenparks zuhält. Das Beobachterschiff fährt in die Gegenrichtung, vermutlich zurück in den Hafen.
• 20:00 Uhr Die Aidabella legt pünktlich ab, fährt nordwärts aus dem Hafen und biegt dann nach Nordosten Richtung MF (Film, min. 0:08-0:51). Der Filmer steht weiterhin immer steuerbords (rechts).
• 20:15 Uhr Die beiden vom Fischkutter "nahe Middelgrund" (gemeint hier wohl: Middelgrundsfortet) aufgenommenen Fotos Bild 18 und Bild 25 zeigen das Uboot auf Nordkurs, das Fischerboot fährt etwa Richtung Südwest, also ebenfalls Richtung Hafen.
sarkanas schrieb am 15.08.2017:das U-Boot kam bis auf fünf Meter an sie heran, Madsen und Wall machten einen fröhlichen Eindruck und riefen laut "Hallo".(Pressebericht)
»Omkring klokken 20.15 ser vi ubåden komme sejlende. Vi diskuterer først, om det faktisk er en ubåd, men han kommer tættere og tættere og er til sidst fem til ti meter fra os«, fortæller Johan Rasmussen til BT.
Både Kim Wall og ubådsejeren vinkede til dem, imens de stod i ubådens tårn. De så glade ud, og der blev råbt 'hej'.
• 20:30 Uhr Das Uboot hat eine halbe Stunde Vorsprung, aber das Kreuzfahrtschiff ist natürlich viel schneller als das Uboot und holt dieses in einer halben Stunde wieder ein. Das Kreuzfahrtschiff macht nun eine grosse Rechtskurve (Uhrzeigersinn) um MF herum, um Kurs nach Süden aufzunehmen (Film, min 0:51-1:06). Die Kurve ist noch nicht ganz genommen, die Aida fährt in dem Moment etwa Richtung Südost, da kommt im Film des Kreuzfahrtpassagiers (ab min. 2:30) um ca. 20:30 rechts von MF das Uboot ins Bild. Es fährt (gemäss späterer Aussage des Schlauchbootvaters) recht langsam, mit nur 1 knoten (1,85 km/h) voraus, etwa parallel zur Aida also auch Richtung Süd oder ein wenig Südost.
• 20:31 Uhr Das Schlauchboot nähert sich aus Westen, d.h. etwas links vom Sonnenuntergang, fährt dann nördlich um das Uboot herum und legt sich backbords (links, östlich) daneben (Foto 92), (vielleicht für ein schönes Foto "Uboot im Sonnenuntergang"?).
Kurz zuvor schon hat das Uboot eine leichte Linkskurve gezogen, also den Kurs von eher Süd (Hafen) leicht nach Osten gezogen. Das ist aber leider nicht exakt zu erkennen. Das Zusammentreffen mit dem Schlauchboot soll ja nordwestlich von MF erfolgt sein. Ein Verschwenken nach Ost führt in den Bereich nördlich der Insel. Dem vom Schlauchboot aufgenommenen Foto nach, scheint die UC3 direkt auf Middelgrundfortet zuzusteuern. Peter Madsen erwähnt in dem kurzen Gespräch mit der Schlauchbootbesatzung das vorbeifahrende Kreuzfahrtschiff, man wolle näher an Middelgrund heranfahren, um dort zu tauchen, da hier "zu viel Verkehr sei" (Pressebericht). Es entstehen die letzten bekannten Fotos dieses Abends (11 und 12)
Anmerkung: Die Entfernung zum Hafen beträgt hier ca. 5-6 km, (bei voller Kraft (6 kn) bräuchte man dafür rund 30-35 min., käme also noch in der frühen Abenddämmerung an. bei nur 1 Knoten jedoch mehr als 3 Stunden!). Ich vermute, man hatte bereits abgebremst, um nördlich von MF zu tauchen. Um 20:31 Uhr, kam der neugierige Schlauchbootbesitzer angeknattert und hielt Smalltalk... Das Gespräch dauerte neun Minuten. PM wurde ungeduldig, es ist unklar, ob das von ihm angenommene Telefonat nur vorgeschützt war. Der Hinweis, man wolle wegen des Verkehrs weiter südlich tauchen, ist unverständlich. Denn südlich von MF ist nicht weniger, sondern deutlich mehr Verkehr, da hier der Hafen von MF liegt und die Route nach Flakfortet vorbeiführt. Daher könnte die Behauptung von PM der Versuch gewesen sein, einen lästigen, allzu neugierigen Zuschauer abzuwimmeln. Der Schlauchbootinhaber spricht davon, er habe den Eindruck gehabt, PM habe KW imponieren wollen.
• 20:40 Uhr Es war nicht mehr viel Zeit zum Tauchen, nur noch eine knappe Viertelstunde bis Sonnenuntergang (20:55 Uhr). Der Ort war insofern ideal, als dort keine Schiffahrtsrouten entlanglaufen (die Einfahrt zum Hafen MF und die Route nach Flakfortet liegen im Süden der Insel, die grossen Linien nach Norden liegen weit im Westen).
Anmerkung: Die Route der Aidabella scheint recht nah am Uboot vorbeigeführt zu haben. Auf dem Film des Kreuzfahrtschiffs scheint das Uboot fast noch in den Kielwellen der Aidabella zu liegen, (min. 1:00-1:02, min. 2:33-2:39), es dürfte die Route des grossen Schiffs nur wenige Minuten zuvor gekreuzt haben. Von daher dürfte das Zusammentreffen mit dem Schlauchboot sogar etwas nördlicher als in der Karte verzeichnet stattgefunden haben.
• 20:55 Uhr Sonnenuntergang Kopenhagen
• 21:00 - 22:30 Uhr Nach Angaben der Polizei taucht das Boot über einen unbestimmt langen Zeitraum
Karte II: Gesamtrekonstruktion der Route der UC3
Rote Linie - durchgezogen: bekannte Route, gestrichelt: rekonstruierte Route der UC3,
Lila Strichlinie - ungefährer Verlauf Grenze Dänemark-Schweden,
Hellblau schraffiert - häufig befahrene Schiffsrouten.
X X X X X X X X X X - Windmühlenpark Middelgrunden
Original anzeigen (0,5 MB)
Donnerstag 10. August
A • 19:00 Uhr - Ausfahrt Refshaleøen
B • 20:30 Uhr - Film/Fotos von der Bella Aida, 20.31-20:40 Uhr - Schlauchboot-Gespräch (Vater & Sohn), nordwestlich von Middelgrundfortet, Nautilus fährt ca. 1 Knoten voraus, 20.55 Uhr - Sonnenuntergang (B1)
B2 • Flakfortet und die irgendwo dort "begrabene" Freya liegen schätzungsweise 7 km von dem Ort des Schlauchbootgesprächs (Ende 20:40 Uhr) entfernt. (Die Ortung ist unsicher, jedoch suchen Polizeitaucher am 24.8. das Wrack nach verdächtigen Spuren ab.)
• 21:00 - 22:30 Uhr. Nach Angaben der Polizei taucht das Boot über einen unbestimmt langen Zeitraum
Die Polizei sucht nach Zeugen insbesondere ab
• 21:30 Uhr. Nautische Abenddämmerung war um 21:39 Uhr (d.h. bei klarer Sicht ist der Horizont erkennbar), allerdings war kurz vorher, am 7.8 Vollmond, der Mond also noch strahlkräftig,
• 22:00 Uhr - Vermuteter Todeszeitpunkt in der ersten PK der Polizei (später nicht mehr aufgegriffen).
• 22:30 Uhr - Spätestmögliche Abfahrt von Middelgrundfortet, Absetzen einer SMS durch PM
C • 23.30 Uhr - Sichtung des U-Bootes durch 'Frachtverkehr' in der Gegend um Middelgrunden
Die Punkte C bzw. D liegen mehr als 10 km von Flakfortet (B2) entfernt. Hierfür hätte die UC3 also mindestens rund eine Stunde benötigt, zu Punkt D2 sogar mehr als 1 1/2 Stunden. Da die UC3 offenbar nicht gut im Tauchgang fahren konnte, andererseits keine Sichtungen bekannt wurden, muss diese Strecke (B oder B2-D) spätestens um 23:00 in Angriff genommen worden sein, falls C oder D2 belastbar sind sogar schon um 22:30 oder etwas davor.
Damit bleiben für das Abtauchen um 21:00 bis zur spätestens möglichen Abfahrt von dort (22:30) nur rund 1 bis 1 1/2 Stunden.
Freitag 11. August
D • 00:00 Uhr - Beinahe Kollison (unter 30m) zwischen einem großen schwedischen Frachter und der UC3 ohne Positionslichter — nordwestlich der Øresund-Brücke zw. Saltholm und Kopenhagen.
D2 • Alternativlokalisierung des Zusammenstoßes in manchen Medien
E • Der von den Behörden nachvollzogene Kurs bleibt in dänischen Gewässern und führt bis in die nördliche und westliche Köge-Bucht. (03:50 Uhr - Nautische Morgendämmerung) (E gibt nur ganz grob die Position "westliche Kögebucht" wieder).
F • 10:14 Uhr - Schiffe melden das U-Boot südlich des Drogden Leuchturms in der Køge Bucht.
G • 11:00 Uhr - PM versenkt das U-Boot und wird
H zum Hafen von Dragör gebracht
Montag 21. August
I • 15:14 Uhr Fundort des Torsos von KW
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Diskussion zu Ort und Zeit der Zerteilung
Um Mitternacht ist die UC3 nachweislich noch nordöstlich der Öresundbrücke (D), um 23:30 sogar noch am südlichen Middelgrund, zwischen Kopenhagen und Saltholm (C).
Die Strecke von Flakfortet (B2) (ich gehe davon aus dass er dort noch um 21:30 gesehen wurde) bis zur ersten Wiedersichtung (C) beträgt nur rund 5 oder 7 km, Das hätte er bei 11 km/h in rund 1/2 Stunde schaffen können. Er brauchte aber genau zwei Stunden dafür. Warum hat er 1 1/2 Stunden getrödelt, statt in die ruhige Kögebucht zu fliehen? Nachdenken? Ein Machertyp wie PM? Nicht auszuschliessen, aber ich glaube es nicht. Er hatte keine Zeit zu verlieren.
Von Middelgrundsfortet (B) bis zur Sichtung (C) sind es vielleicht 7 oder 8 km. Dafür hätte er bei schneller Fahrt rund eine Dreiviertelstunde gebraucht. Den Vorfall auf 20:45 Uhr angesetzt, hätte er sogar schon gegen 21:30 dort sein können, ganze zwei Stunden bevor er wirklich dort eintrifft (23:30) und zügig seinen Weg zur Öresundbrücke fortsetzt. Was hat er in diesen zwei Stunden gemacht? Und warum hat ihn in dieser Zeit keiner gesehen? Ich vermute mit der Polizei, dass er in der Zeit von 21:00-22:30 abgetaucht ist. Ich finde es ziemlich schwierig, mir vorzustellen, dass er bei diesem Tauchgang anderthalb Stunden passiv neben der Leiche hockte und sich besann oder schlief. Ich kann mir hingegen sehr gut vorstellen, dass er in dieser Zeit sehr aktiv damit beschäftigt war, sein ernstes Problem zu beseitigen.
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Ein ähnliches Zeitproblem stellt sich am anderen Ende der Fahrt. Von hinten aufgezäumt: Erst um 10:14 wird er südlich des Leuchtturms (F) gesichtet, nahe an einer stark frequentierten Schiffahrtsroute. Es ist heller Tag, seit spätestens 7:11 sucht alle Welt das Uboot. Warum wurde es also nicht schon 3 Stunden früher entdeckt? Ich vermute: Weil es zuvor abgetaucht war, mutmaßlich an der sicheren Position am Drogden-Leuchtturm (F) (der ja geradezu dazu da ist, UMFAHREN zu werden), genau da, wo man ihn dann auch (nach dem auftauchen) wiederentdeckte.
PM dürfte also spätestens um 7:00 dort eingetroffen sein.
Vom Drogdenfyr bis in die westliche Kögebucht sind es (an der Küste entlang) mindestens 30 km, eher mehr, wofür dann rund 3 Stunden zu veranschlagen sind. Am Westlichsten Punkt (E) müsste er dann spätestens um 4:00 zurückgefahren sein, um noch vor der offiziellen Suchmeldung am Drogdenfyr (F) abtauchen zu können. Allerdings wäre diese Fahrt schon bei heraufziehendem Tageslicht erfolgt, und auch hier muss man sich fragen, warum er dabei nicht gesehen wurde. Unter Wasser, soviel steht zweifelsfrei fest, hat er die Strecke nicht zurückgelegt.
Besser noch wäre es gewesen, wenn er den Rückweg Richtung Osten schon früher angetreten hätte, spätestens um 2:30 Uhr, so dass er noch VOR der Bürgerlichen Morgendämmerung (5:35 Uhr) seinen Schlupfwinkel am Drogdenfyr (F) erreichte.
Damit bleiben zwischen dem Beinahezusammenstoß nördlich der Öresundbrücke (D) um 0:00 Uhr und der Rückkehr von der westlichen Kögebucht (E) zum Drogdenfyr je nach Szenario entweder 2 1/2 oder maximal 4 Stunden. Die Entfernung zwischen den beiden Punkten (D) und (E) beträgt nun aber schätzungsweise 40 bis 45 km. Vom Beinaheunfall (D) bis zur westlichen Kögebucht (E) brauchte PM also RUND 4 STUNDEN. Er kann dort (E) kaum vor 4:00 Uhr eingetroffen sein, und auch wenn er nicht gar so weit nach Westen gefahren sein sollte, war er jedenfalls nicht vor 3:30 Uhr dort.
Wir hatten nun aber oben gesehen, dass er spätestens um 4:00 Uhr von (E) umgekehrt sein muss, um das Drogden-Versteck (F) noch vor der offiziellen Suche um 7:11 Uhr ungesehen zu erreichen.
Damit bleiben zwischen der frühestmöglichen Ankunft in der westl. Kögebucht (3:30 Uhr) und dem vermutlich spätesten Rückkehrantrittstermin (4:00 Uhr) gerade mal 30 min. Viel zu wenig, um eine Zerteilung, Entlüftung und Beschwerung vorzunehmen.
Nach dieser Rekonstruktion kann die Zerteilung deshalb eigentlich nur irgendwann zwischen 21:00 und 22:30 Uhr erfolgt sein, begann also nur etwa 5-15 min nach dem "Unfall".
Das Kögebucht-Zerteil-Szenario setzt hingegen voraus, dass der frühestmöglichen Ankunft dort (3:30 Uhr) mindestes 1 1/2 Stunden hinzuzurechnen sind, so dass die Rückkehr zum Leuchtturm frühestens um 5:00 Uhr erfolgt hätte sein können. Sie muss deshalb erklären, warum die UC3, als sie Drogdenfyr 3 Std. später, also um 8:00 Uhr erreichte, nicht beobachtet wurde, obwohl es heller Tag war, gute Sicht, eine stark befahrene Wasserstrasse vorbeiführte und man schon eine Stunde ganz offiziell und sehr intensiv nach dem Uboot suchte.
Vielleicht hatte er einfach nur Glück, maybe. Aber das ist bereits eine Zusatzannahme. Nach Ockham ist daher bis zum Auftauchen neuer Erkenntnisse die erste Version (Zerteilung schon im Middelgrund) vorzuziehen.
Karte III: Definition "Westliche Kögebucht"
Original anzeigen (0,3 MB)
Danke für die Hinweise!
Weitere Korrekturen und Ergänzungen gern auch per PN an @Trimalchio.