petrocek schrieb:Dass er die Leiche so schnell wie möglich los sein wollte, vermute ich auch. Aber eben an einer Stelle, wo die Gefahr, dass sie gefunden wurde möglichst gering war. Deshalb fuhr er zur vergleichsweise ruhigen Kögebucht. Aus einem anderen Grund würde die Fahrt dorthin auch gar keinen Sinn machen. Allerdings macht es zeitlich keinen Unterschied, ob er sie zuerst zerteilt und dann zur Kögebucht fährt, oder zuerst zur Kögebucht fährt und sie dann erst zerteilt. Eine möglichst frühe Fahrt zur Köge-Bucht (d.h. vor der Leichenentsorgung) hätte für ihn aber den großen Vorteil, dass er dann auch früh mit seinem U-Boot dem Frachtverkehr etc. aus dem Weg ist und er damit Gefahr der Entdeckung auch früher verringert.
(Um einen besseren Abgleich zu ermöglichen stelle ich die Karte hier nochmals ein)
Original anzeigen (0,5 MB)Es macht sogar einen GROSSEN Unterschied, ob er erst zerteilte und dann in die Kögebucht fuhr, oder umgekehrt. Nicht nur, dass sich damit die Strecke möglicher Verteilung/Versenkung massiv verlängert oder verkürzt. Das Problem daran ist: Er ist eben gerade NICHT möglichst schnell zur vergleichsweise ruhigen westlichen Kögebucht geeilt. Nimmt man mit mir den Vorfall bereits um ca. 20:45 an, dann hätte er die 30 bis 40 km entfernte Bucht vielleicht noch vor Mitternacht erreicht um dort in Ruhe alles zu tun, was er glaubte tun zu müssen.
ABER SO WAR ES NICHT. Um Mitternacht ist er nachweislich noch nordöstlich der Öresundbrücke (D), um 23:30 sogar noch am südlichen Middelgrund, zwischen Kopenhagen und Saltholm (C).
Die Strecke von Flakfortet (B2) (ich gehe davon aus dass er dort noch um 21:30 gesehen wurde) bis zur ersten Wiedersichtung (C) beträgt nur rund 5 oder 7 km, Das hätte er bei 11 km/h in rund 1/2 Stunde schaffen können.
Er brauchte aber genau zwei Stunden dafür. Warum hat er 1 1/2 Stunden getrödelt, statt in die ruhige Kögebucht zu fliehen? Nachdenken sagst du. Ein Machertyp wie PM? Nicht auszuschliessen, aber ich glaube es nicht. Er hatte keine Zeit zu verlieren.
Das Trödeln wird noch deutlicher, wenn man Flakfortet als nicht gesichert beiseitelässt. Von Middelgrundsfortet (B) bis zur Sichtung (C) sind es vielleicht 7 oder 8 km. Dafür hätte er bei schneller Fahrt rund eine Dreiviertelstunde gebraucht. Den Vorfall auf 20:45 Uhr angesetzt, hätte er sogar schon gegen 21:30 dort sein können, ganze zwei Stunden bevor er wirklich dort eintrifft (23:30) und zügig seinen Weg zur Öresundbrücke fortsetzt. Was hat er in diesen zwei Stunden gemacht? Nachgedacht? Ernsthaft? Und warum hat ihn in dieser Zeit keiner gesehen? Weil er in dieser Zeit abgetaucht ist. Ich finde es ziemlich schwierig, mir vorzustellen, dass er bei diesem Tauchgang zwei Stunden passiv neben der Leiche hockte und sich besann. Ich kann mir hingegen sehr gut vorstellen, dass er in diesen zwei Stunden sehr aktiv damit beschäftigt war, sein ernstes Problem zu beseitigen.
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Ein ähnliches Zeitproblem stellt sich am anderen Ende der Fahrt. Von hinten aufgezäumt: Erst um 10:14 wird er südlich des Leuchtturms (F) gesichtet, nahe an einer stark frequentierten Schiffahrtsroute. Es ist heller Tag, seit spätestens 7:11 sucht alle Welt das Uboot. Warum wurde es also nicht schon 3 Stunden früher entdeckt? Weil es abgetaucht war, mutmaßlich an der sicheren Position am Drogden-Leuchtturm (F) (der ja geradezu dazu da ist, UMFAHREN zu werden), genau da, wo man ihn dann auch (nach dem auftauchen) wiederentdeckte.
PM dürfte also spätestens um 7:00 dort eingetroffen sein.
Vom Drogdenfyr bis in die westliche Kögebucht sind es (an der Küste entlang) mindestens 30 km, eher mehr, wofür dann rund 3 Stunden zu veranschlagen sind. Am Westlichsten Punkt (E) müsste er dann spätestens um 4:00 zurückgefahren sein, um noch vor der offiziellen Suchmeldung am Drogdenfyr (F) abtauchen zu können. Allerdings wäre diese Fahrt schon bei heraufziehendem Tageslicht erfolgt, und auch hier muss man sich fragen, warum er dabei nicht gesehen wurde. Unter Wasser, soviel steht zweifelsfrei fest, hat er die Strecke nicht zurückgelegt.
Besser noch wäre es gewesen, wenn er den Rückweg Richtung Osten schon früher angetreten hätte, spätestens um 2:30 Uhr, so dass er noch VOR der Bürgerlichen Morgendämmerung (5:35 Uhr) seinen Schlupfwinkel am Drogdenfyr (F) erreichte.
Damit bleiben zwischen dem Beinahezusammenstoß nördlich der Öresundbrücke (D) um 0:00 Uhr und der Rückkehr von der westlichen Kögebucht (E) zum Drogdenfyr je nach Szenario entweder 2 1/2 oder maximal 4 Stunden. Die Entfernung zwischen den beiden Punkten (D) und (E) beträgt nun aber schätzungsweise 40 bis 45 km. Vom Beinaheunfall (D) bis zur westlichen Kögebucht (E) brauchte PM also RUND 4 STUNDEN. Er kann dort (E) kaum vor 4:00 Uhr eingetroffen sein, und auch wenn er nicht gar so weit nach Westen gefahren sein sollte, war er jedenfalls nicht vor 3:30 Uhr dort.
Wir hatten nun aber oben gesehen, dass er spätestens um 4:00 Uhr von (E) umgekehrt sein muss, um das Drogden-Versteck (F) noch vor der offiziellen Suche um 7:11 Uhr ungesehen zu erreichen.
Damit bleiben zwischen der frühestmöglichen Ankunft in der westl. Kögebucht (3:30 Uhr) und dem vermutlich spätesten Rückkehrantrittstermin (4:00 Uhr) gerade mal 30 min.
Viel zu wenig, um eine Zerteilung, Entlüftung und Beschwerung vorzunehmen.Nach dieser Rekonstruktion kann die Zerteilung deshalb eigentlich nur irgendwann zwischen 21:00 und 23:00 Uhr erfolgt sein, also fast unmittelbar nach dem "Unfall".Das Kögebucht-Zerteil-Szenario setzt hingegen voraus, dass der frühestmöglichen Ankunft dort (3:30 Uhr) mindestes 1 1/2 Stunden hinzuzurechnen sind, so dass die Rückkehr zum Leuchtturm frühestens um 5:00 Uhr erfolgt hätte sein können. Sie muss deshalb erklären, warum die UC3, als sie Drogdenfyr 3 Std. später, also um 8:00 Uhr erreichte, nicht beobachtet wurde, obwohl es heller Tag war, gute Sicht, eine stark befahrene Wasserstrasse vorbeiführte und man schon eine Stunde ganz offiziell nach dem Uboot suchte.
Vielleicht hatte er einfach nur Glück, maybe. Aber das ist bereits eine Zusatzannahme. Nach Ockham ist daher bis zum Auftauchen neuer Erkenntnisse die erste Version (Zerteilung schon im Middelgrund) vorzuziehen.