Kriminalfall Kim Wall
12.09.2017 um 14:07Sector7 schrieb:Hier mal meine ungefähre Interpretation der Route aus nördlicher Perspektive:Das mit dem Drogdenfyr "in der Kögebucht" ist seltsam. Scheint mir eher auf ortsunkundige Journalisten zurückzugehen, die da was verwechselt haben. Da sollte man noch weiter recherchieren. Aber wie auch immer - in deinem Szenario ist PW nun wirklich so garnicht in die "nördliche und westliche Kögebucht" gefahren, ja er hat die Grenze zur eigentlichen Kögebucht (Südspitze Amager) gerade mal berührt. Das erscheint mir eine recht konstruierte Interpretation. Bei dir ist er auch sehr weit südlich des Drogdenfyr aufgetaucht, was viel gefährlicher zum tauchen gewesen wäre, als unmittelbar südlich davon, weil dort die Schiffe um ihn herumgefahren wären. Und wann und wo hat er in deinem Szenario getaucht, so dass er trotz Intensivsuche nicht gefunden wurde? Hin-und Rückweg (bei dir blau-gelb) liegen bei dir in einer der dichtesten befahrenen Wasserstrassen der Ostsee. Ich denke auch nicht, dass der Torso wie in deinem Szenario rund 10 km durchs Meer getragen wurde, bevor man ihn fand, PM soll und muss sich ja eher (wegen der Nachtfahrt) in Küstennähe bewegt haben.
Aber danke für deinen Gegenentwurf! So nähern wir uns gemeinsam der Realität und den Grenzen dessen, was wahrscheinlich ist. Ich hab daraufhin nochmal die Entfernungen überprüft und in der angehängten Karten-Version die km-Angaben eintragen. Man verschätzt sich da schnell.
Original anzeigen (0,5 MB)
Hier mal eine überarbeitete Minimalrechnung:
Entfernungen:
(B)-(D) Middelgrundsfortet bis Beinahezusammenstoss ndl. Öresundbrücke ca.10-11 km, in 1 Stunde machbar
(D)-(G) (zum Beginn Kögebucht) ca. 12 km, etwas mehr als eine Stunde.
(G)-(I) (zu Höhe Torso) ca. 8 km, etwa eine 3/4 Stunde
(I)-(E) zur "Westl. Kögebucht" (?) unklar. Ich vermute eher mindstens 5 als 0 km.
(I)-(F) (zum Drogdenfyr) 15 km +/- x.
Fixpunkt ist der Beinahezusammenstoss um 0:00 Uhr nördl. d. Öresundbrücke (D)
D.h. er muss Middelgrundfortet (B) spätestens eine Stunde zuvor, (um 23:00 Uhr) verlassen haben. Das öffnet das Zeitfenster für die Zerteilung Middelgrund.
Die eigentliche Kögebucht (~G) könnte er, relativ nah am Ufer entlang, schon um ca. 1:15 Uhr erreicht haben, die Stelle gegenüber vom Torsofundort gegen 2:00 Uhr nachts, eine Stelle noch weiter westlich vielleicht gegen 2:30 Uhr.
Die Rückfahrt bis Drogdenleuchtturm wäre vom Torsofundort in rund 1,5 Stunden zu schaffen, (je nachdem, wie weit er in die westl. Kögebucht hineinfuhr in 2 oder 2,5 h). Allerfrühestmögliche Ankunft Drogdenfyr (F) also 3:30 Uhr.
e
Er dürfte dort (F) aller Wahrscheinlichkeit nach vor Sonnenaufgang (5:35 Uhr), spätestens aber der grossen Suche ab ca. 6:00 oder 6:30 abgetaucht sein, damit öffnet sich für das Kögebuchtszenario ein Zeitfenster von max. 3 h.
Dies Szenario setzt allerdings voraus,
- dass er bei Tageslicht die stark befahrene Nord-Süd-Route westlich von Drogdenfyr durchquerte,
- dass er auch nachts volle 6 Knoten schnell fahren konnte
- dass er sich die ganze Zeit sehr nah am Ufer entlang bewegte (ca. 500-1000 m). Jeder grössere Abstand vom Ufer verlängert die Fahrstrecke um einige km und verringert das Zeitfenster u.U. beträchtlich.
- dass er nicht weiter als bis etwa zur Höhe des Torsofundes in die Kögebucht hineinfuhr. Nur 5 km mehr (Westgrenze Amager) verringern das Zeitfenster um 1 Stunde.
- dass PM rund 5 oder 6 Stunden bis zur Zerteilung gewartet haben muss. Von einer Entscheidung im Schock/Affekt kann dann keine Rede mehr sein.
Für wahrscheinlich halte ich eher:
- Ankunft westl. Kögebucht ca. 3:00 Uhr
- Späteste Abfahrt dort rund 2 Stunden vor Sonnenaufgang (ca. 3:30) oder ca. 2 h vor Beginn der Grossen Suche (ca. 4:30).
- Ankunft Drogdenfyr ca. 5:30, spätestens 6:30 Uhr, dort abtauchen bis 10:14 Uhr.
Zeitfenster Kögebucht ca. 1-2 Stunden, maximal 2, eher eine.
Es bleiben auch so noch genug Unsicherheiten. Wie groß war sein Abstand vom Ufer ("Sichtweite" - was heisst das in der Nacht?)? Wie schnell konnte PM z.B. nachts überhaupt fahren? Wie wirkte sich die Dauer der Fahrt auf seine Müdigkeit und Konzentration aus? Die Nachtfahrt war sicher so schon sehr anstrengend genug (Beinahezusammenstoss!), und ein Zerteilen im ersten Adrenalinstoss am frühen Abend mag deutlich schneller erfolgt sein und weniger Überwindung gekostet haben als ein Zerteilen spätnachts in bleierner Müdigkeit.
Ich mag nicht entscheiden, welches der beiden Szenarien ich für grusliger halten soll: den Macher PM oder den cool abwägenden PM. Aber eine Kurzschlusshandlung erscheint mir persönlich derzeit plausibler.