Die mutmaßlichen Taten des Kurt-Werner W.
04.12.2019 um 18:12ThoFra schrieb:Offenbar hatte KWW (auch) eine religiöse Seite - wie er einerseits Religiosität und anderseits seine Taten miteinander vereinbaren konnte, ist mir allerdings schleierhaft.KWW war für mich ein Spontantäter, der aus dem Impuls heraus handelte. Solange alles für ihn in Ordnung war und er nicht, aus seiner Sicht, gekränkt wurde, reagierte und agierte er nicht aggressiv. War es anders und man wurde als Frau energisch, dann kam eine andere Seite zum Vorschein, die gewalttätige Seite. Da gab es nicht nur Schläge, da griff man gleich zur Waffe. Das ist das Ergebnis der Kette Mutter schlägt Kind (war damals sehr üblich) - Vater schlägt Mutter (auch heute in vielen Fällen noch so) - Schläge im Fürsorgeheim. Was resultiert daraus: wenn ich mich nicht im Guten durchsetzen kann, dann im Bösen. Da er nie gelernt hatte, mir Zurückweisung umzugehen, bleibt nur diese, im Grunde hilflose, Gewaltanwendung.
Da er auch wußte, dass er mit Charme, Höflichkeit und Freundlichkeit Sympathien erringen konnte, tat ihm das Böse, nennen wir es ruhig so, leid, er hatte Schuldgefühle und empfand Reue. Seine Selbstmordversuche sind nicht nur extreme Selbstverletzungen, sondern auch Selbstbestrafungen.
Da er spätestens im Wichernstift, einer evangelischen Einrichtung, religiös erzogen wurde, wußte er von Gott und bat ihn um Vergebung. Das war bestimmt nicht nur einmal, das letzte Mal lesen wir davon im Abschiedsbrief ("Gott sei mir gnädig").
Dann die Madonna, unter deren Schutz er sich wähnte und die für ihn eine Bedeutung hatte ("mein Platz war unter ihr...zerbrechen und wegwerfen"). Wer das "Ave Maria" kennt, weiß um den Passus "..und bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes". Die Madonna - Beschützerin, Mutter, Fürbitterin. Wie er dazu gekommen ist, keine Ahnung. Ich dachte immer an die Mafia, bei der die Madonna eine bedeutende Rolle spielt.
Kurzfassung: er sündigt, was er im Grunde nicht will, dann die Bitte um Vergebung (ich mache es nie wieder) - bis zum nächsten Mal.
ThoFra schrieb:Vll mal einen Leserbrief/E-Mail schreiben mit dem Vorschlag, den Fall aufzugreifen.Werde ich machen, denn mehr als nicht antworten, vertrösten oder ablehnen, kann nicht passieren.
Rotmilan schrieb:Warum sonst hieß es in den Zeit- Artikeln " sie ( Alice) verfiel dem blonden Schönling", die Formulierung weist doch geradezu auf starke, sexuelle Anziehung hin. Und auf eine Frau, deren Verstand aus Gründen sexueller Leidenschaft bereits ausgeschaltet ist.Irgendwann sollte man aber wieder aufwachen, aber evtl. wollte sie das nicht. Denn jüngerer Mann begehrt ältere Frau - evtl. hat ihr das geschmeichelt.
Rotmilan schrieb:Möglicherweise hatte die böse Seite des KWW auch einen ganz speziellen Reiz für sie und sie wollte auch gar keine Trennung. Sie hätte ja nach seinem Suizid auspacken können, aber das tat sie nicht.Das "Bad Girl" vom "Bad Boy"?
Rotmilan schrieb:Vermutlich wollte sie in erster Linie ihren Lebensstil wie vorher weiter führen und finanzielle Absicherung. Da hatte sie großes Glück, dass Hannes R. sie geheiratet hat und auch das Haus gekauft hat. Sie hatte also keine Nachteile durch die Machenschaften ihres verstorbenen Gatten.Da bin ich ganz bei Dir.
Rotmilan schrieb:Wenn Alice danach die Kellerräume weiter betreten hat, müsste sie sich ja gefragt haben, was der Zweck der neuerlich eingebauten Rigipswand gewesen ist.Also das ist mir auch schleierhaft. KWW wußte schon, was er an ihr hatte, denn sie stellte nie Fragen.
Ich nehme an, dass Alice Hausfrau war ( laut NDR Doku war sie ja im Hause, als der Ermittler zur Hausdurchsuchung 1993 kam und KWW bei der Arbeit) und als Hausfrau muss man häufiger an die Gefriertruhe, die meist im Keller steht. Kartoffeln und Gemüse, lagert man auch besser im Keller. Getränkekisten, Weinflaschen ebenfalls.
Ventil schrieb:also, das ist jetzt nur gefühlsmässig, kann es nicht belegen....meiner Meinung nach hätte KWW Alice niemals etwas angetan....wie auch nicht der Zahnarztgattin...diese Frauen waren für ihn tabu.Da bin ich ganz bei Dir, denn sie waren für ihn doch sehr bequem. Hatte Helga H. Kinder? Alice, soviel ich weiß, nicht. Er war eben so etwas wie ein wohlerzogener Ersatzsohn, den sie bemuttern konnten und er ließ sich das gefallen (wer nicht?)
ThoFra schrieb:Die Ex- Zahnarztgattin Helga H berichtet ja auch von einer 'Beziehung auf Augenhöhe', offenbar war KWW also durchaus in der Lage, eine (gleichberechtigte?) Beziehung mit einer Frau zu führen.Warum nicht, solange er seine Freiheiten hatte? Wenn er an eine andere Frau geraten wäre, auch in seinem Alter oder jünger, die von ihm die gleichen Freiheiten hatte, die keine Kinder wollte, so wie er, für die der Beruf wichtig war, das hätte ebenso gut gehen können.
Rotmilan schrieb:Alice war sein Aushängeschild für einen vermeintlich seriösen Lebenswandel. Es war damals noch wichtig, dass man verheiratet war, besonders in einer ländlich-konservativ geprägten Gegend.Wer verheiratet ist und seinem Beruf nachgeht, gilt auch heute noch als seriös und anständig. Vielleicht hat es Alice auch eine Art "Thrill" verschafft, zu wissen, was der nicht so anständige Ehemann da getan hatte.
Außerdem hat sie ihm immerhin auch mindestens ein Alibi verschafft, für die Nacht in der BM verschwand und seine Aussagen bei der Polizei bestätigt. Sie war also mehr als loyal und sehr nützlich für ihn.
ThoFra schrieb:Würde spontan vermuten, dass dieser unbekannte Mann (ein Stalker würde man heutzutage sagen, dieser Begriff war 1978 in Deutschland noch unbekannt) etwas mit der Tat zu tun hatte.Das vermute ich auch. Der Stalker war evtl. ein abgewiesener Ex-Freund oder ein Mann, der ihr nicht sympathisch war, nachdem sie ihn über eine Kontaktanzeige kennengelernt hatte. Sie putzte doch an der Uni, evtl. ist sie dem Stalker dort begegnet.
Er hat sein (mutmaßliches) Opfer offenbar schon längere Zeit beobachtet/belästigt, hört sich m E schon nach einer krankhaften Obsession an.
AnneOnedin schrieb:Dann diese scheußlichen anonymen Anrufe, warum ist die junge Frau bloß nicht zur Polizei gegangen ?Das ist leider oft so, dass Frauen sich in solchen Situationen nicht trauen, zur Polizei zu gehen. Sie haben Angst vor Fragen und denken, man würde ihnen, wenn sie, z.B. wie hier, eine Mann über eine Kontaktanzeige kennengelernt haben, sie seien selbst schuld an der Situation. Mädchen und Frauen müssen immer sittsam sein. Ganz extrem zeigt sich das bei Vergewaltigungen. Hatte Opfer einen kurzen Rock an, geflirtet, getrunken? Da schwingt immer ein leises "selbst schuld" mit.
AnneOnedin schrieb:Also welcher Art die "Beziehung" zwischen KWW und Frau Meier gewesen ist, würde wohl nicht nur michIch denke, das ging schon weit über einen harmlosen Flirt hinaus. B. M.war Wochen vor dem Mord, nach Aussagen von Bekannten, Nachbarn und Freunden regelrecht euphorisch, sie trank auch nicht mehr.
brennend interessieren.