ThoFra schrieb:Ob KWW nach diesen Suizidversuchen in ärztlicher/klinischer Behandlung war, wissen wir nicht, stelle ihn mir eher nicht als Menschen vor, der 'freiwillig' von sich aus Hilfe bei psychischen Problemen suchen würde, aber natürlich kann ich damit falsch liegen.
Das kann ich mir auch nicht vorstellen, zumal ein Mensch, jetzt allgemein gesprochen, der sich Hilfe bei psychischen Problemen sucht, immer noch belächtelt wird. Das ist mir nicht begreiflich, zumal man bei Zahnschmerzen auch zum Zahnarzt geht. Seelische Probleme sind zwar komplexer, aber es ist immer gut, sich Hilfe zu suchen.
ThoFra schrieb:Bzgl des 'schlechten Gewissens': das schien ihn ja bis zuletzt in gewisser Form zu plagen, immerhin hielt er vor dem letzten (erfolgreichen) Suizid-Versuch zunächst 'Zwiesprache' mit seinem Vater, es war ihm offenbar sehr wichtig, dass dieser seinen Suizid 'absegnete'.
Das schlechte Gewissen war, meiner Ansicht nach, sein ständiger Begleiter. Das ist wie das ticken einer Uhr im Hintergrund. Natürlich kann man, mit einiger Übung, das überhören, aber das tickt immer lauter, bei uns nennt man das den "Gwissenswurm", der bohrt auch immer weiter. Es ist interessant, dass er mit seinem toten Vater zunächst Zwiesprache hielt, damit er seinen Suizid absegnete. Das kommt mir vor wie einem kleinen Kind, das, wenn es etwas angestellt hat, zuerst auf die Erlaubnis des Vaters verweist. Der Satz von KWW offenbart doch, dass er glaubt, wenn er sich suizidiert hat, vor Gottes Gericht erscheint. Dann steht er da und kann auf die Erlaubnis des Vaters verweisen, um so Milde zu erhoffen. Sein Abschlußsatz lautete "Gott sei mir gnädig". Plakativ gesprochen: er war sich seiner Schuld bewußt und wollte nicht in die Hölle. Wobei die Vorstellung der Hölle, mit Teufeln, Bratspießen und Feuer, eine bildhafte Vorstellung ist. Die Qual, Gott nicht nahe zu sein, nicht im Licht zu sein, wird so ausgedrückt.
Religion spielte in seinem Leben sicher eine Rolle, siehe die extra erwähnte Madonna.
ThoFra schrieb:Dass es ihm ausschließlich um finanzielle Vorteile/ gutes Aussehen der Frauen ging, denke ich nicht, das war sicherlich auch wichtig für KWW, aber nicht ausschließlich.
Da bin ich ganz bei Dir.
darkstar69 schrieb:Es kann natürlich sein, dass wir nicht alles wissen, aber Borderline-Kranke sind eher nicht so dominant, wie KWW es offenbar war.
Das ist es eben, wir wissen, bezüglich einer psychischen Erkrankung, gar nichts. Bei Ferndiagnosen bin ich immer sehr vorsichtig und versuche es auch so auszudrücken, denn in der bayrischen Geschichte gibt es auch eine Ferndiagnose, die letztlich Patient und Arzt das Leben kostete.
darkstar69 schrieb:Jede/r lässt sich doch gerne mal verwöhnen und wenn man eine Person findet, die das gerne macht. Super.
Stimmt, es gibt eine gesunde Art des Verwöhnens, nämlich durch eine besondere Zuwendung oder Aufmerksamkeit dafür zu sorgen, dass der Andere sich wohlfühlt. Ich schrieb es zwar schon weiter vorne, aber wenn mein Sohn zu Besuch kommt, verwöhne ich ihn gerne, ist sowieso so selten. Das ist aber bei uns, also der Familie, sowieso eine Sache auf Gegenseitigkeit
:)darkstar69 schrieb:Und hier bei der Frau aus Karlsruhe ist es z.B. schon mal so, dass sie für einen Vergewaltiger bürgte, den sie"nur" per Kontaktanzeige und aus dem Knast heraus kannte. Würde eine sehr selbstbewusste Frau, die voll im Leben steht und alles lenkt, das so tun? Ich vermute, eher nicht.
Warum Frauen sich zu "Knastis" hingezogen fühlen, ist eine Thematik, die auch Psychologen beschäftigt. Wir wissen nicht, was er der Dame aus Karlsruhe schrieb, aber bestimmt nicht den wahren Grund für seine Strafe. Ich nehme auch an, dass er sich gut und gewählt ausdrücken konnte, in Wort und in Schrift. Ds Wort "bürgen" ist denkbar unglücklich gewählt, denn nach Verbüßung von 2/3 seiner Haftstrafe war ihm Bewährung in Aussicht gestellt worden. Die Dame verbürgte sich lediglich dafür, dass er bei ihr wohnte, für alles andere, z.B. Arbeit, war die Bewährungshilfe zuständig und die machen Druck, dass man wieder auf die Füße kommt. Evtl. hat er eine Lehre als Gärtner begonnen.
War die Dame aus Karlsruhe kinderlos? Dann könnte KWW so etwas wie ein Ersatzsohn gewesen sein. Er war im Umgang mit ihr liebevoll, das heißt fürsorglich, innig, achtsam. Das konnte er auch, wenn sein schlechter Teil nicht zum Vorschein kam.
darkstar69 schrieb:Diese schickte er durch die Gegend, wann und wie es ihm in den Kram passte. Sie ließ es einfach zu, dass sie Teile des Hauses nicht betreten durfte. Und sie hinterfragte alle diese Punkte offenbar auch nicht
Über Alice wissen wir erstaunlich wenig. Es kann gut sein, dass sie gerne ihre Verwandten besuchte und dass sie das geheime Zimmer nicht betreten durfte, glaube ich nicht. KWW als sein eigenes Hausmädchen? Nein, sicher nicht. Wer weiß, was sie in dem Zimmer tat. Wenn sie Dinge nicht hinterfragte, so ist es doch auch möglich, dass ihr KWW ihre eigenen Freiheiten ließ.
darkstar69 schrieb:Das dürfte dann in den Akten stehen.
Zu denen es keinen Zugang gibt, wenn sie überhaupt noch existieren. Denn auch bei Akten gibt es eine Aufbewahrungsfrist, dann werden sie vernichtet.
AnneOnedin schrieb:Aber es gibt ja mittlerweile eine ganze Reihe solcher Magazine. Werde es mir sicher kaufen...
"Stern Crime" ist auch sehr gut, das kaufe ich meistens.