Das rätselhafte Verschwinden von Kris Kremers & Lisanne Froon

Ja, möglich ist das natürlich. Geht mir auch oft so, dass der Rückweg mir anders vorkommt als der Hinweg. Dazu kommt, dass man beim Bergauflaufen – vor allem wenn’s steinig, rutschig und voller Wurzeln ist – dauernd nur auf dem Boden guckt und somit manchmal gar nicht viel von seiner Umgebung mitkriegt.
Dennoch finde ich es schwer vorstellbar, dass sie sich so krass verlaufen, dass sie gar nicht zurückfinden.
Mehr gegen ein Verlaufen als die sehr lang ausgeschalteten Handys spricht für mich übrigens die Tatsache, dass sie die Handys am 2.4. erst so spät anmachen. Ausschalten, um Akku zu sparen okay, das kann ich noch irgendwie ein klein wenig nachvollziehen – aber würde man sie nicht in der ersten Dämmerung sofort anschalten, um Hilfe zu bekommen?

goldenerReiter schrieb:Ein Verlaufen war dies eben nicht...sie hätten dann eigentlich nur am nächsten Morgen den Weg zurückgehen müssen.

Genau, wenn sie keine für sie begehbare Möglichkeiten zum Abbiegen hatten, ist ein Verfransen wie von mir vorhin in Betracht gezogen (das bei Abbiegemöglichkeiten verdammt schnell gehen kann) eigentlich nicht möglich. Bleibt also neben der Frage, warum sie am Mirador weitergelaufen sind die Frage, warum sie nicht umgekehrt sind.
Wenn sie trotz aller Weg-Auffälligkeiten der Annahme waren, auf der Boquete-Seite runterzulaufen (das was @claudiacardi beschreibt kenne ich auch nur zu gut), hätten sie konsequenterweise am 2.4. weiterlaufen müssen und wären zumindest zum Weideland und irgendwann wohl auch auf andere Menschen gestoßen. Und frühere Handyversuche hätten in der Tat nahegelegen, vor allem wenn man meint, sich der Ortschaft zu nähern.

Ja, die Karte meinte ich. Ein wichtiger Punkt ist gerade erwähnt worden. Wenn die Wege damals so aussahen wie heute. Ich weiss nicht wie schnell Regenwald wächst, aber zb her in den Alpen wachsen Wege je nach Höhe und Wetter teils schnell zu oder verändern sich.

Corydalis schrieb:Bleibt also neben der Frage, warum sie am Mirador weitergelaufen sind die Frage, warum sie nicht umgekehrt sind.

Sie hatten ja noch Zeit. So könnten sie beschlossen haben noch kurz auf der anderen Seite die Gegend zu erkunden. Der Bach wäre dann der naheliegende Umkehrpunkt gewesen. Und ich glaube auch, dass sie da kehrt gemacht haben.

Corydalis schrieb:Wenn sie trotz aller Weg-Auffälligkeiten der Annahme waren, auf der Boquete-Seite runterzulaufen (das was @claudiacardi beschreibt kenne ich auch nur zu gut), hätten sie konsequenterweise am 2.4. weiterlaufen müssen und wären zumindest zum Weideland und irgendwann wohl auch auf andere Menschen gestoßen.

Wären sie weitergelaufen, dann hätten sie das Weideland schon am 1.4 erreicht. Zum Zeitpunkt der Notrufe hätten sie dann schon längst da sein müssen.

Was mich halt nicht los lässt, wenn man von dem "Sturz und festsitzen" - Szenario ausgeht, dass man die Stelle nicht festmachen kann. Das in Frage kommende Gebiet ist doch defintiv überschaubar. Damit meine ich jetzt nicht die externen (Be)Sucher wie @Annju sondern die massig dort aufgewachsenen Einheimischen, die ganzen "Guides", nicht nur die zwei Bekannten. Das da keiner sagen konnte (Stichwort Nachtfotos), das kann nur die oder die Schlucht sein. Das ist für mich neben fehlender schriftlicher Handy Hilfe Gesuche der größte Foul Aspekt. Im Sinne von entweder verrät keiner die Stelle obwohl bekannt oder die Mädels waren halt schon länger (im Endeffekt ab dem 1.4.) ganz wo anders.

FL106772 schrieb:Das da keiner sagen konnte (Stichwort Nachtfotos), das kann nur die oder die Schlucht sein.

Man muss zugestehen, dass man auf den Bildern nicht allzu viel sieht. Hätten sie auch nur ein Tageslichtfoto gemacht, dann müsste die Stelle klar sein.

Ich habe auch schon gelesen, dass ein Guide die Stelle genau lokalisiert hätte.
Das Gebiet ist eigentlich recht klein. Die Stelle muss irgendwo an dem Fluss liegen, wo die Hose von Kris gefunden wurde. Irgendwo flussaufwärts.

FL106772 schrieb:Im Sinne von entweder verrät keiner die Stelle obwohl bekannt oder die Mädels waren halt schon länger (im Endeffekt ab dem 1.4.) ganz wo anders.

Das eine: einfach an einer Stelle verunglückt, die keiner kennt und keiner je entdeckt hat, erscheint eben genauso wahrscheinlich oder unwahrscheinlich wie dass andere: dass ein Verbrecher all das vorträuschen könnte und damit durchkommt.

Ich glaube, dass der Fall kris und Lisanne einer der ganz wenigen ist, die wirklich beängstigen und deswegen nicht mehr los lässt. Es müssen Urängste sein, die er triggert. Und wer sich ängstigt, sucht nach einer Lösung. Möglicherweise finden einige ein Unfallszenario einfach erträglicher, die anderen hoffen auf einen Schuldigen und damit auf Gerechtigkeit.

Es gibt allerdings die Wahrheit, also etwas, das wir alle nicht kennen, muss eben passiert sein. Annette und ich haben uns über Logik und Ausschluss angenähert, alle Fürs und Widers abgewogen und sind letztendlich für uns zu der Erkenntnis gelangt, dass es nicht ohne Foul Play gelaufen sein kann. Ich glaube, dass hier eine massive Täuschung und Manipulation vorliegt und dass vermutlich mehrere Personenkreise aus unterschiedlichen Gründen falsche Fährten gelegt haben. Beweisen kann man das (noch) nicht. Aber die Indizien deuten für uns eindeutig daraufhin.

Das Blöde ist, selbst wenn man wie wir alles gelesen hat, die Originalakten aufgesogen hat, die Zeugen alle noch mal interviewt hat, sich alles vor Ort angeschaut hat, und man am Ende auch sicher ist, dass ein Fremdverschulden vorliegt, so lässt einen der Fall ohne den letztendlichen Beweis trotzdem nicht los. Sonst wären wir wohl nicht hier.

oh, der fall hat ja richtig aufschwung erhalten ... vor jahren hat er mich auch interessiert.... ich denke es wurde bestimmt schon diskutiert... nur alles komplett jetzt wieder ...

egal, mich stört an diesen fall, warum es nicht eine einzige kurze video nachricht gibt...von verletzungen oder ein abschied.. das geht nicht in meinem kopf... würden doch viele machen ...ich jedenfalls schon

Doctective schrieb:Ich bin den Pianista selbst nicht gelaufen. Meine Kollegin Annette und andere, die dort oben waren, haben mir das aber sehr schnell ausgeredet mit der Verwechselung.

Es ist so, dass die Vegetation auf der anderen Seite eine ganz andere, tropische ist. Und auch der Trail selbst. Man geht zunächst durch Meterhohe Steilwände, das ist auf der Vorderseite nicht der Fall. Man könne das unmöglich verwechseln.

Moment, sie SIND aber doch faktisch auf der anderen/falschen Seite des mirador gelaufen laut der nachfolgenden Fotos, oder stehe ich jetzt auf dem Schlauch? Man muss es doch demnach als Fakt annehmen, dass sie am mirador nicht den richtigen Rückweg angetreten haben - ob aus Verwechslung, leichtsinn oder bewusster Entscheidung - sondern in die andere Richtung weitergelaufen sind. Ob sie den Weg initial verwechselt haben oder sich im Laufe des Weges erst verlaufen haben, spielt in meinen Augen zwar eine gewisse Rolle, weil das totale verlaufen natürlich noch leichter passiert, wenn man sich komplett woanders wähnt. Trotzdem kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass es auf diesem Weg ausgeschlossen ist, sich anderweitig zu verlaufen. Dafür kenne ich zu viele storys von Freunden und Verwandten, die sich auch in europäischen/übersichtlicheren Landschaften und trotz großer wandererfahrung ziemlich krass verlaufen haben, weil z.b. ein scheinbarer minipfad für einen Weg gehalten wurde, aus untypischem Leichtsinn eine vermeintliche Abkürzung genommen wurde o.ä.

Doctective schrieb:Es gibt allerdings die Wahrheit, also etwas, das wir alle nicht kennen, muss eben passiert sein. Annette und ich haben uns über Logik und Ausschluss angenähert, alle Fürs und Widers abgewogen und sind letztendlich für uns zu der Erkenntnis gelangt, dass es nicht ohne Foul Play gelaufen sein kann.

Ich bin noch nicht ganz fertig mit eurem Buch, möchte aber trotzdem schon mal fragen, ob ihr euch auch Gedanken über das Foto gemacht habt, das ja wie es aussieht den Hinterkopf von Kris zeigt. Die Haare sehen ja recht frisch und gewaschen aus, was für mich dafür spricht, dass sie irgendwo die Möglichkeit gehabt haben muss, sich die Haare zu waschen. Was ja nicht möglich gewesen wäre, wenn die zwei wirklich die ganze Zeit verletzt oder verloren im Dschungel unterwegs gewesen wären.

An die, die an einen Unfall oder Verirren glauben: Wie erklärt ihr euch das?

@Doctective
Ich würde es vergleichen mit mißerablen "Nachtfotos" von einem Hinterhof, z. B. Berlin. Ein Bauer aus Panama würde sagen, keine Chance, ich finde nicht mal das Brandenburger Tor, sieht alles gleich aus. Aber irgend ein gebürtiger Berliner würde sagen, muss da oder da sein (Straße, Block, etc.). Zu naiv gedacht?

@claudiacardi
However, selbst wenn sie sich mehrmals verlaufen hätten, es ändert sich nichts dran dass das Suchgebiet (einer expliziten Absturzstelle) überschaubar ist (mit Ausschlussverfahren und Locals die sich auskennen).

Photographer73 schrieb am 24.04.2024:Der Rucksack wies eine Art von Schleifspuren auf.

(Translator)
Zwei Mobiltelefone, 83 Dollar in bar und Unterwäsche (BHs) sind einige der Gegenstände, die in einem Rucksack gefunden wurden

Mal so eine Frage ist es "normal" das man sich bei so einer kleinen Wanderung extra BHs einpacken?

@FL106772
Warum müssen sie denn eigentlich zwingend abgestürzt sein, sorry, ich habe nicht mehr alle Details auf dem Schirm? Man kann sich doch auch durch zig andere weisen verletzen oder zutode kommen in so einer Situation?

maltitol schrieb:Mal so eine Frage ist es "normal" das man sich bei so einer kleinen Wanderung extra BHs einpacken?

Das waren wohl die BHs die sie bei Antritt der Wanderung trugen und derer sie sich irgendwann entledigten und im Rucksack verstauten.

Sonnenblume91 schrieb: Die Haare sehen ja recht frisch und gewaschen aus, was für mich dafür spricht, dass sie irgendwo die Möglichkeit gehabt haben muss, sich die Haare zu waschen. Was ja nicht möglich gewesen wäre, wenn die zwei wirklich die ganze Zeit verletzt oder verloren im Dschungel unterwegs gewesen wären.

Für mich sehen die Haare nicht frisch gewaschen aus. Ist halt ein Blitzlichtfoto. Da sehen Haare immer so aus.

Sonnenblume91 schrieb:An die, die an einen Unfall oder Verirren glauben: Wie erklärt ihr euch das?

Ähm...die sog. Nachtfotos sind in unmittelbarer Nähe zu einem Gewässer entstanden. Andere Fotos aus der Nachtfotoserie zeigen dieses Gewässer sogar. Beantwortet das deine Frage :P

Doctective schrieb:Ich glaube, dass der Fall kris und Lisanne einer der ganz wenigen ist, die wirklich beängstigen und deswegen nicht mehr los lässt. Es müssen Urängste sein, die er triggert. Und wer sich ängstigt, sucht nach einer Lösung. Möglicherweise finden einige ein Unfallszenario einfach erträglicher, die anderen hoffen auf einen Schuldigen und damit auf Gerechtigkeit

Sehr treffende Worte! Das ganze Szenario ist so beängstigend.. allein in der Ferne, mitten in der Nacht im dunklen Urwald. Man weiß so viel und irgendwie doch wieder so wenig. Das ist auch etwas, was diesen Fall von vielen anderen unterscheidet. Man kennt die Aufnahmen, die kurz vor dem Verschwinden entstanden sind, die lachenden Gesichter der Mädchen, dann die Telefondaten usw. man steckt mitten drin und dennoch ergibt sich keine abschließende Gewissheit. Ich hoffe sehr, dass die Wahrheit irgendwie ans Licht kommt.. es hätte eigentlich noch so viel Leben auf die Mädchen warten sollen.

claudiacardi schrieb:sie SIND aber doch faktisch auf der anderen/falschen Seite des mirador gelaufen laut der nachfolgenden Fotos, oder stehe ich jetzt auf dem Schlauch?

Es gibt drei Fotos, die "beweisen", dass sie hinter dem Mirador waren. Ansonsten gibt es keinen Beweis dafür. Diese drei Fotos, sollten sie nicht gefälscht sein, wovon ich ausgehe, besagen nicht, dass sie auch dort geblieben sind. Wir haben einige Ansätze aufgezeigt, die es erlauben, daran zu denken, dass Kris und Lisanne am 1. April wieder über den Mirador zurückgelangt sein könnten und möglicherweise am 3. April vom Pianista weggebracht worden sein könnten. Tatsächlich wurden auch zwei Mädchen gefolgt von einem verdächtigen Mann am zweiten April in einem Waldstück am oberen Teil des vorderen (!) Pianista Trails gesehen und sind nicht identifiziert worden. Die Mädchen können laut den drei vernommenen Zeugen nur in eine Richtung verschwunden sein, und die führt in eine einsame, zugenagelte Hütte am oberen Teil des Pianistas. Es kam in diesem Zusammenhang zu Verhören, zwei Razzien und auch einer Verhaftung. Und es kam bei diesen Ermittlungen, die auch einen roten Pick-up-Truck einschließen zu "Fehlern", die auf keinen Fall hätten passieren dürfen. Und meines Erachtens einfach nicht zufällig geschehen sein können.

Vgl. Verschollen in Panama, Kapitel: Die einsame Hütte, die Molkerei und der Wasserfall, S. 251 ff.
Kapitel Der Rote Pick-Up-Truck, S. 246 ff.

Lucifer93 schrieb:Ähm...die sog. Nachtfotos sind in unmittelbarer Nähe zu einem Gewässer entstanden. Andere Fotos aus der Nachtfotoserie zeigen dieses Gewässer sogar. Beantwortet das deine Frage :P

Kann man Haare auch ohne Shampoo richtig sauber bekommen?

Angenommen sie machten am Bach, wo die letzten Tageslichtfotos entstanden kehrt und verliefen sich dann auf dem Rückweg. Ein möglicher Irrweg wurde in der früheren Diskussion anhand der Videos von Romain C. schon identifiziert:

EDGARallanPOE schrieb am 08.05.2024:Minute 10:30 Hier haben wir tatsächlich eine Fehlerquelle beim Aufstieg. Eine deutliche Weggabelung.

Wo kommt man hin, wenn man den falschen Weg nimmt?