augustine schrieb:Einer fotografiert, einer wird fotografiert. Nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit ist es einfach nur naheliegend und plausibel, dass Lisanne weiterhin ihre Freundin fotografierte und dass nicht plötzlich etwas ganz anderes eingetreten ist, wie dass auf einmal Lisanne nicht mehr dabei gewesen sein soll. Es gibt immer Mini-Wahrscheinlichkeiten, dass alles ganz anders war und Kris schon mit vorgehaltener Waffe zum Weitergehen gebracht wurde, aber dann verlassen wir eben zunehmend den Bereich "Facts" in Richtung "Fiction", weil überhaupt gar kein Anhaltspunkt dafür zu sehen ist, dass noch eine dritte Person ab Mirador involviert war.
Nun, nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit war es einfach nur naheliegend und plausibel und technisch zwingend, dass die Datenlage des 11. Aprils faktisch auf Manipulation hindeutet. Wer auf dieser Grundlage die Ermittlungen einstellt und Lost / Unfall annimmt, der verlässt den Bereich "Facts" in Richtung "Fiction", weil überhaupt gar kein technischer Anhaltspunkt dafür zu sehen war, dass Kris oder Lisanne das iPhone am 11. April bedient haben könnten.
Nach deiner Definition von "Fakten" bedeutet das also, dass die offizielle Lost / Unfall Version "Fiction" ist ..
Sobald du mit "Regeln der Wahrscheinlichkeit" operierst, verarbeitest du beweisbare Fakten (Fotos von Kris) zu mehr oder weniger wahrscheinlichen Indizien (Kris wurde am 1.4. hinter dem Mirador fotografiert, falls keine Datums- oder Bildmanipulation vorliegt) und diese dann zu mehr oder weniger wahrscheinlichen Schlussfolgerungen (weil Kris mehr oder weniger wahrscheinlich am 1.4. hinter dem Mirador fotografiert wurde, war Lisanne mehr oder weniger wahrscheinlich die Fotografin und auch hinter dem Mirador, was jedoch alles nicht beweisbar ist).
Das Einfordern von Fakten, die direkt auf ein komplettes Szenario hindeuten, macht in diesem Fall keinen Sinn, denn die gibt es nicht. Es ist nicht mal Fakt, dass die Frauen überhaupt tot sind.
Bei nur 13,2 Prozent des gefundenen Skelettes von Lisanne und lediglich 0,94 von Kris will und kann das forensische Institut in Panama den Tod der beiden nicht bestätigen. Theoretisch könne man mit einem Bein und einer künstlichen Hüfte weiterleben, heißt es im Abschlussgutachten.
Hardinghaus, Christian; Nenner, Annette. Verschollen in Panama : Die wahre Tragödie vom Pianista Trail. Der Fall Kris Kremers & Lisanne Froon (S.7). Kindle-Version. In meinem Blog gibt es nach 10 Jahren neue Fakten. Das sind ein paar richtig zusammengesetzte (beweisbare) Fakten-Puzzleteile in einer Ecke des Puzzles, die kaum jemand versteht. Es ist bedenklich und verwunderlich, dass davon offenbar nicht mal was im NFI-Bericht steht. Im Gegenteil erkenne ich dort einige technisch unzureichende oder z.T. sogar falsche Aussagen und Datenauswertungen. Ganz zu schweigen von Eigeninterpretationen der NFI-Daten in allen bisherigen Veröffentlichungen seitens der Akten-"Insider".
@cyclic und
@Doctective und andere puzzeln an anderen Stellen. Vllt. lassen sich so neue Details des Gesamtbildes erkennen, vllt. kommen durch neue Funde von Knochen und Gegenständen (zB Ringe), weitere Feldtests, neue Auswertungen der DVDs, Identifizieren der NF-Location (oder Teilen davon), Vor-Ort-Recherchen oder Aussagen von Mitwissern weitere Puzzleteile hinzu, sodass sich irgendwann das gesamte Bild offenbart. Letzteres ist zwar unwahrscheinlich und passiert selten, aber es ist auch nicht ausgeschlossen.
Hobby-Krimifans sind besonders am Anfang so naiv zu glauben, sie könnten mit ihren Laien-Erkenntnissen aus dürftigen Informations-Quellen einen Fall lösen. Oft belästigen sie damit sogar Zeugen, Angehörige oder die Polizei. Jedem sollte also klar sein, dass es hier grundsätzlich nur um Unterhaltung bzw. Meinungs- und Informationsaustausch geht, nix weiter. FP und Lost / Unfall Szenarien haben hier mE eine ähnliche Wahrscheinlichkeit, weshalb man diese durchaus beharrlich vertreten kann. Rechthaberei und eingebildete Deutungshoheit zeugen aber eher von Ahnungslosigkeit und verhindern den objektiven Blick auf Widersprüche und Details.
ringelnatz schrieb:Ist da ein "nicht" reingerutscht? Oder verstehe ich es nicht?
Fakten sind doch "Dinge", die vorliegen. Also Umstände / Sachlagen, die belegbar sind. Alles andere ist Spekulation / Annahme / Interpretation!
Es kann auch ein Fakt sein, dass etwas nicht vorliegt, was eigentlich vorliegen sollte. ZB eine fehlende Tatwaffe in der Asservatenkammer oder ein fehlender DNA- oder Autopsiebericht.