monstra schrieb:Gut möglich, dass das Gericht das falsch verstanden hat, wenn es die Gutachterin so nicht gesagt haben kann. Gerichtsurteile sind voll von kleinen oder größeren Fehlern. Am Rande stelle ich noch fest, dass die Kritik am Gutachten sehr differenziert erfolgt.
Das könnte ich mir auch gut vorstellen. Wenn die Gutachterin einen - für Laien (also für weitaus die meisten Zuhörer inklusive Richter) - komplizierten und schwer nachvollziehbaren Sachverhalt auf eine verständliche Aussage verkürzt, wird man ihr diese glauben. Da mag sie vor Fehlern nur so strotzen. Das Problem dabei ist ja auch, dass die Kritik bzw. Gegendarstellung mindestens ebenso unverständlich für Laien ist - und auch bleibt, selbst wenn man mit Mühe die Kritikpunkte auf einer sehr abstrakten Ebene versteht.
Ich war ja nicht dabei, als Dr. Boss ihre Stellungnahme vor Gericht abgab. Aber ich denke mir, dass es bei sehr vielen Sachverständigen- Aussagen so ist, dass der Sachverhalt für Laien unverständlich ist (sonst bräuchte es ja keine Expertise). Die Kunst der gutachterlichen Aussage ist es, den Sachverhalt begreifbar darzustellen, ohne zu viele Fachbegriffe zu verwenden. Wenn nun Dr. Boss davon spricht, eine Art „akustischen Fingerabdruck“ identifiziert zu haben, wenn sie Oszillogramme zeigt, bei denen sich Erpresseranruf und TK 248 optisch ähneln, dann ist das erstmal glaubhaft.
Vielleicht wäre es wichtig gewesen, die Kritik an ihrem Gutachten vor Gericht, also auch vor dem Richter selbst, ebenso begreifbar darzulegen.
Also z.B. habe ich trotz intensiver Bemühungen erst nach mehrmaligem Nachfragen (hier) begriffen, dass die Jingle-Vorlage der Gutachterin eine ganz andere ist als die der aufgezeichneten Erpresseranrufe. Denn ich musste erst verstehen, was mit „Tätertonfolge“ und „Obertonstruktur“ gemeint ist. Aber richtig verstanden habe ich diesen Punkt erst, als ich mir die Jingles im Vergleich angehört habe. Denn es ist unmittelbar verständlich, dass die Basis aller Experimente mit dem TK 248 der richtige Jingle sein muss.
Ähnlich ging es mir mit der Dämpfung des 6. Tons: zunächst hört es sich durchaus einleuchtend an, dass der 6. Ton grundsätzlich der lauteste sein müsste, aber ausgerechnet bei WMs Gerät der leiseste ist (wie auch bei den Erpresseranrufen). Die Ausführungen (hier), was an diesem frappierenden Ergebnis falsch ist, habe ich nur äußerst bruchstückhaft und v.a. auf einer abstrakten Ebene verstanden. Erst beim Hören des BR-Podcasts, bei dem
@robernd vorführt, dass man mit einem schlichten Verschieben des Mikrofons den gleichen Effekt erzeugen kann, habe ich den Punkt „wirklich“ verstanden.