panta_rhei schrieb:Dass das Radio auf B3 eingestellt war und die Senderwahl funktionsfähig, wurde das vor Ort getestet oder haben das die Ermittler nur anhand der Einstellung (also B3= 98,5 mHz oder was weiß ich) festgestellt? Also, konnte man jetzt in der Kiste B3 empfangen oder nicht?
"oder was weiß ich" trifft den Sachverhalt recht gut
;)Als der Gutachter das Radio erhalten hat gab es folgende Einstellungen:
Lautstärkeregler: Aus
Der Empfangsbereich: AM (Mittelwelle)
AM-Skala: 800 kHz / FM-Skala: 101 MHz
Bei der Sicherstellung wurden vor Ort Markierungen angebracht:
Lautstärkeregler: Aus
Empfangsbereich: keine
AM-Skala: 900 kHz / FM-Skala: 103 MHz
Weil es in dieser Einstellung keinen befriedigenden AM-Empfang gegeben hat, wurde angenommen, dass ursprünglich FM/UKW eingeschaltet war. In der Stellung sei tagsüber BR3 und abends der BR-Gastarbeiterkanal empfangbar gewesen.
Zitat:
"Der gesamte Empfangsbereich der Mittelwelle entspricht dem üblichen Bereich und stimmt mit dem Skalenaufdruck überein. Der-UKW-Empfangsbereich reicht nicht in den nicht-öffentlichen Bereich. Die Empfangsmarkierung stimmt nicht ganz mit dem UKW-Skalenaufdruck überein (Verschiebung um etwa 4 MHz). Die Verletzung des Sicherungslacks an dem roten Trimmer hängt nicht mit dieser Verschiebung zusammen, weil der Trimmer nur den Empfang im MW-Bereich ändert. Man kann aber nicht ausschließen, daß alle Trimmer, ohne Hinterlassung von Spuren verändert worden sind."
Dann ist ja alles Klar
;)Hier lässt sich vortrefflich orakeln. Dieser Text ließe sich so interpretieren:
Es wurde realisiert, dass in der Skaleneinstellung 103 MHz B3/Gastarbeiterkanal empfangen wurde. Die Sendefrequenz dieses Senders ist aber um 4 MHz anders ist als der Skalenaufdruck 103 MHz. 4 MHz ist aus meiner Sicht sehr viel.
Nebenbei wäre noch interessant:
Üblicherweise gibt es für AM und auch für FM je zwei Trimmer (kleine Kondensatoren im Inneren des Radios zum Einjustieren des Empfangsbereichs mit einem Schraubenzieher). Einer beeinflusst jeweils die Empfangsfrequenz, der andere optimiert die Empfangsempfindlichkeit. Wenn also etwas verstellt wird, dann bitte paarweise. Es bleibt unklar, ob und was verstellt wurde.
Die Skalenscheibe ist wahrscheinlich nicht mechanisch verdreht, sonst würde der Mittelwellenbereich nicht passen. Die Drehkondensatoren zur Sendereinstellung für AM und FM sind üblicherweise eine fest verbundene, mechanische Einheit.
Das Radio wurde im LKA in München untersucht. Die Sendefrequenzen des BR sind in München (Olympiaturm, Wendelstein) andere als im Ammersee-Gebiet (Hoher Peißenberg). Der Gutachter hat sich vermutlich nicht die Mühe gemacht, zur Empfangsprüfung an den Ammersee zu fahren (das wäre vermutlich aufgeschrieben). In dem Punkt hört meine Phantasie auf, Zusammenhänge zu interpretieren, weil die dafür nötigen Informationen teils fehlen und teils widersprüchlich sind.
Allerdings ist eine Bewertung fällig: Der zusammengeschriebene Text lässt das nötige Fachwissen vermissen. Offenbar fehlen auch die für eine akzeptable Arbeit erforderlichen Messgeräte (z.B. UKW-Messsender).
Damit befindet sich das Radio-Gutachten in bester Gesellschaft. Die Qualität des extrem aufwendigen Gutachtens zum Tonbandgerät TK 248 ist auch nicht besser. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass das Radio-Gutachten praktisch bedeutungslos ist. Das Tonbandgutachten hat Werner M. ein Lebenslänglich eingebrockt.