Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre
23.01.2019 um 11:202r2n schrieb:Die Einritzungen stammen aus meiner Sicht mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Vorbesitzer, der sicher nicht mit den Tätern identisch ist (Die Täter wollten ja dringend Spuren vermeiden). Ich denke nach wie vor eher an ein grob behandeltes Firmenradio, das ausgemustert oder geklaut wurde.Das Radio war relativ neu, es kam erst ja nach Oktober 1980 überhaupt in den Handel. Damals gab es solche Radios für vielleicht 30DM.
Komisch für mich ist, das für den Fall, dass der Täter das Gerät nicht bewußt so verunstaltet hat, das Risiko für ihn immer da ist, über das Gerät doch zurückverfolgt werden zu können, egal ob es gestohlen, vom Flohmarkt oder von einem Kind ist.
Zum Thema Radio als Empfänger von Botschaften an die Geisel: Man konnte sich in den 70er Jahren für 20DM einen UKW Sender als Bausatz kaufen (HF65). Mit einem kleinen Elektret Mirophon, extra Transistorkühlkörper, zwei 9V Batterien und einer Wurfantenne von 1.5m Länge hatte der eine Reichweite von 1km. Allerdings konnten alle Nachbarn in der Umgebung mithören, die ihr Radio in der Nähe der Frequenz eingestellt hatten. Habe ich damals mit 13 oder 14 selber so gemacht.
Siehe auch https://www.funkbasis.de/viewtopic.php?t=13654
Zur Erinnerung:
robernd schrieb am 20.03.2018:Das Sound Admiral 4 war damals ein sehr modernes Radio. Es dürfte nicht älter als ein Jahr gewesen sein, auch wenn man es anhand seines Zustands für älter halten würde.
...
Das Radio ist für sein Alter sehr angeschlagen. Das lässt darauf schließen, dass es von Kindern wenig pfleglich behandelt wurde oder auf einer Baustelle verwendet wurde. Wahrscheinlich wurde dabei auch die Antenne abgebrochen, weshalb sie dann durch einen Draht ersetzt wurde. Die eingeritzten Buchstaben PA MA lassen auf Kinder schließen (SCMP77:Papa, Mama).
Falls das Radio tatsächlich aus einem Kinderzimmer stammt, ist anzunehmen, dass die inzwischen ältere Person sich an das Radio noch erinnern kann. Daraus wiederum schließe ich, dass es ursprünglich nicht aus dem Umkreis des Täters stammt. Als Quelle kämen ein Schrottplatz oder eine Mülldeponie infrage.
robernd schrieb am 21.03.2018:Theoretisch ist es möglich, ein Radio als Empfänger eines selbst gebastelten Senders zu verwenden. So einen Sender zu basteln, ist recht schwierig und braucht große Fachkenntnis. Wenn das Kind die Sendereinstellung des Radios verstellt, ist der Empfang nicht mehr möglich. Zur Gegensprechanlage lässt sich so ein Radio nicht umfunktionieren, weil es niemals senden könnte.
... Hier der Wortlaut aus einem Ermittlungsbericht:
Aufgrund der am Radio festgestellten Veränderungen, insbesondere
- Fehlen der Teleskopantenne
- Anbringung einer flexiblen Antenne
- Einkratzen der Buckstabenkombination "PA MA"
mußte davon ausgegangen werden, daß das Radio einmal in einer JVA Verwendung gefunden hat. Bekanntlich werden in Justizvollzugsanstalten von den Häftlingen meist die Antennen entfern und dafür ein Draht oder Kabel angebracht.
Desweiterein ist bekannt, daß Häftlinge in vielen Fällen die Angewohnheit haben, ihr Eigentum besonders zu kennzeichnen (Buchstabenkombination PA MA).
Aus diesem Grund wurde es notwendig, Ermittlungen in Justizvollzugsanstalten einzuleiten.
Es wurde ein sehr großer Aufwand betrieben, um Hinweise auf dort einmal vorhandene derartige Radios zu erlangen. Der war aber nicht erfolgreich.
Wie es um manche Aussagen bestellt ist, zeigt folgende Begebenheit:
Aufgrund der Sendung XY hat sich ein Zeuge gemeldet, der fest behauptet hat, in der JVA München-Stadelheim bei einem Mitgefangenen im Mai 1980 exakt dieses Radio (mit genau den Einritzungen) gesehen und sich sogar ausgeliehen zu haben.
Der angebliche Besitzer hatte Glück, weil der Importeur dieser Radios mehrmals bestätigt hatte, die gesamte Lieferung erst im Oktober 1980 erhalten zu haben.