Heidi71 schrieb:Wenn man genau hinschaut, erkennt man auch direkt den grundlegenden Denkfehler der Raumakustik-Theorie: Wenn das Mikrofon auf dem Tisch vor dem TK 248 seitlich verschoben wird, ändern sich im Oszillogramm die Amplituden aller Töne, nicht nur die des 6. Tons.
Es ist nicht überraschend, dass sich die Amplitude aller Töne in irgendeiner Weise verändert. Es kommt auf das Amplitudenverhältnis zwischen dem 6. Ton und seiner Nachbartöne an. Aus dem TV-Bericht geht nicht genügend klar hervor, dass bei dieser Demo das Gerät auf Mono geschaltet war. Beide der eingebauten Stereoverstärker* erhalten also exakt dasselbe Signal, so wie es auch bei Stereo und richtig eingestellten Magnetköpfen der Fall wäre. Mit dem Mikro in der Mitte ist der 6. Ton deutlich lauter als seine Nachbarn. Schieben wir das Mikro nach rechts aus der Mitte heraus, verändert sich das Amplitudenverhältnis. Die Film-Einstellung bricht in dem Moment ab, als der 6. Ton die gleiche Amplitude hat wie seine Nachbarn. Schieben wir noch etwas weiter, wird der 6. Ton deutlich leiser als die Nachbarn.
* Wenn beide Verstärker das gleiche Signal liefern, bedeutet es nicht, dass auch alle vier Lautsprecher das gleiche Signal abstrahlen. Jeder Lautsprecher hat seinen individuellen, frequenzabhängigen Phasengang. Die vorderen Hochtonlautsprecher sind wie üblich über Kondensatoren angekoppelt, die auch die Phasenlage beeinflussen.
Die seitlichen Breitbandlautsprecher sind erheblich lauter als die vorderen Lautsprecher. Aus den vorderen Lautsprecheröffnungen kommt auch der Ton der seitlichen Lautsprecher heraus (die Hochtöner sind nach innen offen). Der Schallweg innerhalb des Geräts liegt in der Größenordnung der Schall-Wellenlänge. Weil das Gehäuse unsymmetrisch recht vollgestopft ist, sind die inneren Schallwege unterschiedlich lang. Es gibt also völlig unübersichtliche Überlagerungen. Ein außen stehendes Mikrofon nimmt immer eine nicht nachvollziehbare und mathematisch nicht beschreibbare Überlagerung aus allen Schallquellen und Schallwegen auf.
Im Film wurde ein Effekt demonstriert, der sich im Mono-Betrieb beim Verschieben des Mikros nach
rechts ergibt. So ist schön zu erkennen, dass sich beim Verschieben des Mikros das Amplitudenverhältnis des 6. Tons und seiner Nachbarn umkehrt. Ganz naiv sollte man erwarten, dass beim Verschieben nach
links etwas Ähnliches passiert. Das ist aber nicht der Fall. Jeder kann selbst spekulieren, warum der Effekt nicht symmetrisch ist. Ich sehe als Grund die Raumakustik. Dazu gehören nicht nur Decken und Wände sondern auch das Oszilloskop in unmittelbarer Nähe, die anwesenden Personen, Kamera und Beleuchtung.
Um die Geduld der Zuschauer nicht zu sehr zu strapazieren, haben wir auf weitere Demos verzichtet. Wenn man das Mikro beliebig im Raum bewegt, verändert sich das gezeigte Oszillogramm praktisch beliebig. Es lassen sich hunderte von Positionen finden, an denen der 6. Ton leise ist und an denen der 6. Ton laut ist. Selbstverständlich gilt das auch für die Lautstärken-Verhältnisse der anderen Töne. Das TK-248 ist übrigens das Einzige, das für diese Demos genau genommen überflüssig ist. Ähnliches lässt sich auch mit beliebigen anderen Geräten darstellen. Z.B. Mit den Stereoanlagen der beteiligten Gutachter und Richter. Wenn man es überzeugend genug rüber bringt, sind alle potentielle Entführer
;)Die Täter haben zufällig eine Anordnung gehabt, in der der 6. Ton gegenüber der BR-Tonträgervorlage leiser war. Daraus lässt sich nichts, aber auch gar nichts interpretieren. Im konkreten Fall ist nicht einmal belegt, ob beim gesendeten und von den Tätern aufgezeichneten Jingle der 6. Ton tatsächlich der lauteste war.
Ach ja, es gibt übrigens ein weit verbreitetes Grundwissen zu derartigen Effekten. Alle Heimkinofreunde stellen ihren Surroundverstärker so ein, dass Eigenschaften der Raumakustik möglichst wenig ins Gewicht fallen. Das machen die meisten Verstärker automatisch. Und es funktioniert sogar einigermaßen. Warum wohl, wenn man doch beliebige Ergebnisse erwarten müsste (siehe oben)? Die Konstrukteure wissen nämlich, dass es mit einzelnen, diskreten Tönen nicht funktioniert. Sie verwenden dafür breitbandige Rauschsignale - und alles wird gut
:)