AnnaKomnene schrieb:Fuer ein anderes Kind, oder eine Frau haette sie vielleicht angehalten, und bei Jugendlichen haette sie sich vielleicht nichts schlimmes gedacht.
...Ich glaube kaum, dass man sie dazu gebracht haette, ihr Rad im Wald liegen zu lassen und 800m weit zu Fuss zu laufen.
Aber Ursula hätte diese Personen wahrscheinlich später wiedererkannt.
Wir können es drehen und wenden wie wir wollen. Die bisher bekannten Informationen passen einfach nicht zusammen. Daraus lässt sich schließen, dass ein großer und bedeutender Teil fehlt. Ein Puzzle lässt sich nicht zusammensetzen, wenn die Hälfte der Teile fehlt. Daran hatte sich schon die Polizei die Zähne ausgebissen.
Die meisten an dem Fall Interessierten sind der Ansicht, dass Ursula nicht als Opfer geplant war. Aber wer sollte es dann sein? Liegt darin vielleicht der Schlüssel?
Bemerkenswert ist, dass die Strafrichter (fast) als einzige in Ursula ein gezielt ausgesuchtes Opfer sahen. Und das begründen sie in fünf Seiten Text auf kaum nachvollziehbare Weise.
Das lässt Raum für Verschwörungstheorien.
Die wichtigsten Argumente der Richter sind:
= Erfahrungsgemäß greift sich ein Entführer kein willkürliches Opfer.
- Kommentar: Der Schluss aus anderen Fällen hat diesem speziellen Fall nirgends geholfen.
= Die enge Kiste war nur für ein Kind geeignet und nicht für einen Erwachsenen.
- Kommentar: Das spricht nicht gegen ein anderes Kind, füllt aber 1/2 Seite Begründung.
= Der Entführer hätten nach Vergraben der Kiste mehrere Tage lang auf ein zufällig vorbei kommendes, geeignetes Opfer warten müssen. "Hätte sich dann aus den verschiedensten Gründen kein geeignetes Entführungsopfer gefunden, wären seine monatelangen zeitintensiven Vorbereitungsmaßnahmen ins Leere gelaufen, zumal es schon September war und die Wintermonate bevorstanden."
- Kommentar: Wintereinbruch im September?
= Seit Ende Juni 1981 hielten die Entführer regelmäßig nach einem geeigneten Opfer Ausschau. Ursula passte in der Größe und fuhr öfter allein auf dem Seeweg, speziell Dienstags regelmäßig zum Turnen.
- Kommentar: Passt ein Entführer das Opfer seinem eingerichteten Versteck an oder umgekehrt? Zum Turnen fuhr sie vor den Ferien vier- oder fünfmal. Es braucht viel Zeit, das so vollständig zu beobachten, dass sich daraus eine Regel machen lässt.
= Es war bekannt, dass am 15.09.81 die erste Turnstunde nach den Ferien war. Die Entführer hätten schon Ursulas Hinfahrt beobachtet und waren deshalb sicher, dass sie auch abends auftaucht (trotz Verspätung).
- Kommentar: Es war ein neues Schuljahr, eine neue Schule und damit ein neuer Tagesablauf. Es wäre also fraglich, ob sie auch nach den Ferien noch zum Turnen fährt. Die Täter stünden wohl um Mitternacht noch immer am Seeweg, wenn der Onkel das Mädchen mit dem Auto nach Hause gefahren hätte.
= Die Entführer konnten sich nicht darauf verlassen, aus Radio und Zeitung die Identität eines zufälligen Opfers zu erfahren.
- Kommentar: Sie hätten das Opfer fragen können. Dafür war in die Kiste ein Sprachrohr eingebaut.
= Die Telefonnummer war in den Erpresserbrief anfangs nicht eingesetzt, weil ein zufälliger Finder des vorbereiteten Briefs nicht erkennen sollte, wer das Opfer sein soll.
- Kommentar: Die Telefonnummer wurde nicht unabhängig aufbewahrt, sondern erst am 16.09.81 aus der Zeitung ausgeschnitten.
= Die genaue Anschrift war den Tätern bekannt. Die falsche Anschrift (verballhornter Straßenname, fehlende Postleitzahl) auf den Erpresserbriefen sollte andeuten, dass die Täter ortsfremd sind.
- Kommentar: Damit gingen sie bewusst das Risiko ein, dass die Briefe nicht rechtzeitig zugestellt werden.
= Dass die Eltern nach ihren Angaben nicht in der Lage waren, die Lösegeldforderung in Höhe von 2 Millionen aus eigener Kraft aufzubringen, spricht nicht gegen das geplante Entführungsopfer. "Im Übrigen hatte der Angeklagte M. nach der Entführung selbst im Bekanntenkreis verbreitete, dass hinsichtlich der Lösegeldzahlung notfalls Staat oder Kirche einspringen würden."
- Kommentar: In dem Punkt hat sich Werner M. offenbar ebenso geirrt wie die Richter.
= Es sind keine anderen Mädchen bekannt, die allein den Seeweg entlang radeln.
- Kommentar: Wäre das Fahrrad eingeplant gewesen, hätten die Täter sicher auch dafür ein Versteck vorbereitet. So ungewöhnlich ist es außerdem nicht, dass Kinder allein mit dem Rad unterwegs sind. Ich bin mit 10 Jahren allein mit dem Rad zur Schule gefahren. Und mein Schulweg war deutlich länger als der Seeweg.
= Für eine Verwechselung mit einem anderen Mädchen gab es keine Anhaltspunkte.
- Kommentar: Zumindest sah Ursula anders aus als vom Täter früher eventuell beobachtet. Sie hatte sich gegen Ende der Sommerferien ihre nackenlangen Haare kurz schneiden lassen (
@2r2n kann das sicher bestätigen). Außerdem trug sie eine Jacke ihrer Cousine, weil es schon kühler war.