Hier ein paar Gedanken von mir zu einigen Themen:
1. Jeder Täter macht FehlerProblematische Ereignisse der Tat hier werden oft "von hinten" bzw aus unserer heutigen Sicht betrachtet. Beispielsweise die zuletzt gestellte Frage, warum die Täter ihr Vorhaben gefährdeten, indem Sie den Erpresserbrief zu spät einwarfen. Oft wird dann recht schnell behauptet die Täter hätten keinen Plan gehabt - oder sie waren dumm - oder sie waren Kinder.
Eventuell naheliegender sind jedoch ganz banale Gründe, Widrigkeiten oder Zufälle die die Abgabe verzögerten. Beispielsweise könnte es sein das in der Straße wo sie wohnten die Briefkästen erst später gelehrt wurden als in Landsberg. Oder sie wurden durch Ereignisse abgelenkt. Oder einer der Täter musste sich erst absetzen, weil die anderen damit nichts zu tun hatten. Es kann, gerade wenn man mit anderen zusammenarbeitet, eine Vielzahl von Problemen entstehen, die auch der planführende Täter nicht immer beeinflussen kann. Erst durch solche Fehler werden die meisten Täter erst überführt.
2. Welche Rückschlüsse gibt das erkennbare Täterverhalten auf sein Wesen und seine Psyche?Es gibt in der internationalen Kriminalfallgeschichte unglaublich viele absurde, unglaubliche Vorgänge und ganz verschiedene Tätermotivationen. Als absurdestes Beispiel fällt mir hier immer sofort der Fall von Armin Meiwes (Kannibale von Rothenburg) ein. Dem einen oder anderen mag dieser durch und durch absurde Fall bekannt sein, der neue Maßstäbe für die menschlichen Abgründe gesetzt hat. Aber auch der Zodiac Killer, Dagobert, Gäfgen, etc. sind hier zu nennen. Insbesondere hochintelligente Täter zeigen oft ein unempathisches oder für normale, geerdete Personen nicht nachvollziehbares Verhalten.
Es hat in der Geschichte der Kriminalfälle auch immer wieder besonders "clevere" Täter gegeben, die beispielsweise bewusst Spuren gelegt und andere, unschuldige Menschen damit in eine Falle gelockt haben. Diese unschuldigen Personen gingen dann ins Gefängnis, während der wirkliche Täter auf freiem Fuß blieb. Ein Beispiel: Edward Wayne Edwards. Edwards hing seine Morde mehrfach erfolgreich anderen Menschen an, die dem Opfer in irgendeiner Weise nahe standen, und war besessen von der medialen Aufmerksamkeit, die mit den Mordfällen einherging. Edwards suchte sich auch manches Mal ein Opfer aus, weil er von dieser Person zuvor in der Zeitung gelesen hatte.
Ich glaube man kann folgendes grundsätzlich feststellen- Auch erwachsene Täter zeigen Verhalten das andere als infantil bewerten würden
- Viele Taten werden getrieben von "psychologischen Sonderbarkeiten" der Täter
- Fast jeder Täter macht während seiner Tat Fehler. Aussage des Richters: "Es war ein fast perfektes Verbrechen".
- Auch ein perfekt geplantes Verbrechen ist oft Ereignissen unterworfen, die sich der Planung entziehen.
- Die Tatdurchführung war an diverses Wissen, Erfahrung und logistische Vorraussetzungen (Werkraum, Werkzeuge, Auto) gekoppelt.
- Die Täter haben ihr Wissen und ihre Fähigkeiten überschätzt
- Es gibt hier eine besonders große Anzahl von "seltsamen" Spuren, die Krimi-Clichés zu entsprechen scheinen
Die Clever und Smart - TheseIch möchte gerne nochmal den Blick auf eine Theorie von mir werfen. Bevor ich dies tue, zitiere ich aber noch ein paar Einzelbeiträge von robernd aus diesem Forum. Diese Einzelbeiträge sind Mosaiksteine, die eigentlich ziemlich gut zu meiner These passen.
robernd schrieb am 22.03.2018:Aus meiner Sicht haben die meisten Beteiligten die Täter völlig unterschätzt. Ich kann mir vorstellen, dass die weit mehr geplant haben und dem Zufall weniger überlassen haben als wir uns vorstellen.
robernd schrieb am 22.03.2018:Das Radio war höchsten ein Jahr alt (im Handel seit Okt 1980). Normalerweise sieht ein Radio nach einem Jahr noch aus wie neu. Das besagte war aber ordentlich ramponiert. Warum, kann man vermuten oder auch nicht (vielleicht hat er es selbst "künstlich gealtert"). Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Radio im Umfeld des Täters benutzt wurde. Er müsste damit rechnen, dass es früher oder später der Öffentlichkeit präsentiert wird.
robernd schrieb am 21.03.2018:Obwohl ich es anfangs ausgeschlossen habe, finde ich mich inzwischen damit ab, dass die Abspielgeschwindigkeit vom Täter verändert wurde. Das ist schwer zu erreichen, ohne einen Kassettenrecorder oder ein Diktiergerät bewusst zu manipulieren.
Was robernd hier zum Ausdruck bringt ist etwas, das auch ich glaube: Nämlich das die Täter intelligent und hochmanipulativ vorgingen. Ich gehe allerdings noch einen Schritt weiter als Robernd.- Das Radio: Künstlich gealtert. Die Initialien sind dann auch bewusst platziert - ggfls. eingekratzt um eine falsche Spur zu legen
- Das Diktiergerät: Mindestens die Abspielgeschwindigkeit bewusst verändert.
- Die Briefe: Ausländischer Duktus um zu verwirren
- Der Durchdruck. Ich kann mir nicht vorstellen das der Täter diesen einfach übersehen hat, sondern das der Durchdruck gefunden werden sollte um auf andere Täter zu weisen.
- Das Tape - Abschließend halte ich es für möglich, das das Tastenwirrwar (die Schaltgeräusche, der Doppelklack, die Geschwindigkeit, etc) insgesamt eine Fakespur ist.
Die genannten Spuren (es gibt noch mehr) sind auffallend "ausgeprägt" und sprechen für mich alle die gleiche Sprache: Sie sind für mich zu konkret und zu komplex als das sie wahr erscheinen - und sie bedienen im Grunde klassische Kriminaltat-Clichés. Sie haben nicht nur die Polizei über Jahre beschäftigt - sondern auch uns hier im Forum. Damit haben sie erreicht was sie erreichen sollten.
Warum sollte jemand künstliche Spuren legen?Wie robernd schon schrieb musste den Tätern klar sein das die Kiste irgendwann gefunden wird. Die Täter hätten die Kiste später ja mit Sicherheit nicht ausgegraben und wieder abtransportiert.Auch war möglich das Jemand im Wald (trotz Schalldämpfer-Rohrsystem) Ursulas Schreie hört und sie befreit wird. Zum Dritten wäre denkbar das die Täter selbst die Position der Kiste im Wald verraten hätten, nachdem sie das Lösegeld erhalten hatten. (Brief mit Formulierung "Ursula befindet sich im oberen Weingarten, 20m vom Weg entfernt. Stelle wurde markiert mit 4 kleinen Tannen").
Den Tätern musste also klar sein das die Kiste und alle Objekte genauestens untersucht werden würde. Unter dem Aspekt macht die Verfremdung des Radios viel Sinn. Alleine dieses Detail deutet aber auf eine generelle Denk- und Vorgehensweise der Täter hin. Es sagt uns zum einen das der Haupt-Täter viel kriminaltechnisches Hintergrundwissen hatte. Zum anderen liegt Nahe, dass er die Fake-Spurenlegung nicht nur einmal, sondern mehrfach durchgeführt hat (Wie gesagt: Radio, Durchdruck, Diktiergerät, Duktus, Tape).
Meine Einschätzung dazu: Wenn es zutrifft das es sich bei den genannten Dingen überwiegend um gelegte Scheinspuren handelt, muss der Täter jemand gewesen sein der sich mit Kriminalfällen und der Spurenauswertung gut auskannte. Hier deutet dann alles auf die Tatbeteiligung eines Polizisten, eines ehemaligen Polizisten (Harald W)... oder den Sohn eines Polizisten (Werner M.).
Wer ist "Fred Clever"?Wie wir wissen wurde als Fluchtfahrzeug das Auto von Clever & Smart gewählt und ein Comic dieser Art lag auch der Kiste bei. Wenn man sich etwas näher mit Clever & Smart beschäftigt (Ich habe die Serie jahrelang gelesen) fällt auf, das beide bei der Polizei beschäftigt sind. Sie sind Polizisten des Geheimdienstes. Das passt schonmal gut zu der Vermutung der Tatbeteiligung einer Person, die der Polizei irgendwie nahesteht. Weiterhin fällt auf das "Fred Clever" im Comic jemand ist, der Alles und Jeden täuscht. Fred Clever ist in der Lage sich zu verkleiden und damit zu täuschen. Dieses passt natürlich ganz wunderbar zur Vorgehensweise der Täter, denen ich unterstelle genau dies mit den Fakespuren getan zu haben. Weiterhin passen auch die Figuren "Clever & Smart" perfekt zum Wesen der 2 angenommenen Täter. Fred Clever ist gewitzt und schlau. Jeff Smart ist eher ein kleiner Trottel. Verschiedene Details und Widersprüche in der Tatdurchführung (unterschiedliche Bohrungen im Rohr, zu späte Briefabgabe, etc) zeigen, das es auch hier Parallelen geben kann.
Abschließend:Wenn es Spuren gibt, die auf die Tatbeteiligung von Schülern hinweist, sollte man diesen Spuren natürlich nachgehen. Die Denkweise, die Tatausführung, die notwendigen Erfahrungen versch. Art, die Logistik, etc. die der ganzen Tat zugrunde liegen deuten für mich allerdings nach wie auf einen erwachsenen Täter und einer der Polizei nahestehenden Person.