@ickebindavid Wenn ein Arzt oder "Heiler" ein Heilmittel falsch einschätzt, dann ist es auf jeden Fall ein Fehler. Egal, ob er Lungenentzündung mit homöopathischen Mitteln zu behandeln versucht, oder wie in meinem Fall auch geschehen, mit Novalgin-Chinin (das zu der Zeit, wie wir später herausfanden, schon auf der Roten Liste stand, aber er hatte noch welches in der Praxis und teilte es aus wie Smarties).
Nicht selten verschreiben aber auch Ärzte Mittel, von denen sie wissen, dass sie nicht wirklich wirksam sind/den Heilungsverlauf beeinflussen, weil sie wissen, dass manche Patienten ohne ein Rezept die Praxis nicht verlassen wollen und weil sie auf genau die Placebowirkung setzen, die auch die Selbstheilungskräfte ankurbeln kann. Für genau solche Fälle sind H. eine Alternative, denn es können praktisch keine schädlichen Nebenwirkungen auftreten.
Der Hausarzt, der mir Novalgin-Chinin gab, hat fünf alte Damen im Dorf, die ursprünglich mal unter Klimakteriumsbeschwerden/Stimmungsschwankungen litten,
jahrelang mit Valium versorgt.
Auch das sind nur anekdotische Erfahrungen, aber sie sollen zeigen, dass auch Ärzte Fehler machen und genau solche Fehler auch das Vertrauen in die herkömmliche Medizin untergraben. Ärzten, die eine Vorstellung von "ganzheitlicher" Medizin haben, traut man eher zu, nicht nur einzenle Symptome zu bekämpfen oder jeden Schnupfen mit Antibiotoka zu behandeln oder leicht Depressive zu Medikamentenabhängigen zu machen.
Eigentlich lernen alle Homöopathen, dass sie Patienten mit ernsthaften Erkrankungen zum Arzt schicken müssen, b.z.w. wenn sie selbst Arzt sind, dass sie dann konventionelle Therapien anzuwenden haben.
Apotheker geben auch ärztliche Ratschläge und müssen wissen, wann sie die Grenze ihrer Kompetenzen überschreiten... aber was den Verkauf von teuren, wirkungslosen oder (bei falscher Anwendung) gar schädlichen Mitteln angeht, sind sie nicht selten ganz vorne.
Meinem Vater wurde, als er Thrombosemittel, Morphium und andere Mittel abholte, die man als Krebspatient braucht, von einer
Apothekerin der Vorschlag gemacht, zu einem Heiler zu gehen, der mit Engeln "arbeitet". Neben den Hustenbonbons verkauft sie Schutzengel-Amulette.
Es geht auch etwas harmloser, aber auch teuer: Eine Freundin, die hoch allergische Haut hatte, bekam von der Apotheke hundsteure "sanfte Naturkosmetik" verkauft. Als sie am nächsten Tag mit total verpusteltem Gesicht die Creme und Reinigungsmittel zurückgeben wollte, hieß es: "Die sind schon angebrochen, die nehmen wir nicht zurück". Dass man auch gegen die Kräuter in den Cremes allergisch sein kann, wurde ihr nicht gesagt.
Der Sinn aller dieser Anekdoten: Das Problem liegt nicht bei den Homöopathen alleine. Der Umgang vieler Ärzte mit den Patienten, die Apotheken, die mit allerhand Kosmetika und H. Umsatz machen, die Pharmaindustrie und Zulassungspraxis der Behörden sind ebenso Teil des Problems.
Wann immer man den Homöopathen Geschäftemacherei vorwirft, sollte man auch mal einen Blick in das sonstige rezeptfreie Angebot der Apotheken werfen.