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Themen-Wiki: Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

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bearbeitet von Heide_witzka am 05.10.2020
So, ein erster Anfang zur Themenwiki. Vielleicht kann das helfen nicht jede Woche wieder Themenbereiche durchkauen zu müssen, die hier schon allzu häufig besprochen wurden

Die Grundsätze der Homöopathie
wurden erstmals 1796 in Hufelands "Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst" veröffentlicht. Der Autor Samuel Hahnemann, ein deutscher Arzt, der sich hauptsächlich mit dem Übersetzen medizinischer Standardwerke über Wasser hielt, nahm sich in seinem "Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen" vor, das Prinzip darzulegen, nach welchem man zu Werke gehen könnte, um zur Ausfüllung der Lücken in der Heilkunde und zu ihrer Vervollkommnung allmählig für jedes Uebel ein passendes spezifisches Heilmittel aus dem bisher bekannten (und dem noch unbekannten) Arzneivorrathe nach Gründen heraus zu finden und nach Gründen anzupassen. Es beruht ungefähr auf Folgendem:
Jedes wirksame Arzneimittel erregt im menschlichen Körper eine Art von eigner Krankheit, eine desto eigenthümlichere, ausgezeichnetere und heftigere Krankheit, je wirksamer die Arznei ist. Man ahme der Natur nach, welche zuweilen eine Krankheit durch eine andre hinzukommende heilt, und wende in der zu heilenden Krankheit dasjenige Arzneimittel an, welches eine andre, möglichst ähnliche, künstliche Krankheit zu erregen im Stande ist, und jene wird geheilet werden; Similia similibus.
*

Dieses Ähnlichkeitsprinzip, angelesen in den Büchern von Hippokrates und Paracelsus, bildet die Grundlage der gesamten Homöopathie:
Was beim Gesunden Krankheitssymptome erzeugt, heilt diese Symptome beim Kranken.

Bereits im Jahr darauf veröffentlichte der "skeptiker" des 18. Jh., das "Journal der Erfindungen, Theorien und Widersprüche in der Natur- und Arzneiwissenschaft" eine detaillierte Widerlegung der Vorstellungen Hahnemanns. Diverse Gegenbeispiele illustrieren die Untauglichkkeit des Ähnlichkeitsprinzips, und auch die von Hahnemann angenommene Verallgemeinerbarkeit der Arznei-Prüfung an Gesunden wird ad absurdum geführt. Im Fazit heißt es, "man trauet seinen Augen kaum, wenn man gegen bloße Symptome, ohne alle nähere Charakterisirung derselben und ohne weitere Rücksicht auf Ursachen und Umstände, sogleich ein würksames Gift empfohlen sieht." Zu dem Zeitpunkt therapierte Hahnemann noch mit der Urpotenz, also den seinerzeit geläufigen "Drastica" (stark wirkende, dafür aber auch stark schwächende Arzneien).

1810 wird Professor August Friederich Hecker in seinen "Annalen der gesamten Medizin" anläßlich des Erscheinens des "Organon der rationellen Heilkunde" ein Verhalten Hahnemanns konstatieren, das fortan als wegweisend für seine Jünger gilt: "Durch die Einwendungen, die damals gegen Hahnemanns Lehren gemacht wurden, fand er sich gemisshandelt; indessen hat er keine einzige dieser Einwendungen widerlegt."

Wesentlich entschärft hat er seine Heillehre trotzdem: 1801 begründete Hahnemann in einem Aufsatz "Über die Kraft kleiner Gaben der Arzneien" seine neuen Ansichten über die starke Verdünnung der Arzneien und begegnete damit dem Kritikpunkt seiner "verderblichen Giftpraxis" - von einer rituellen "Potenzierung" war aber auch zu dem Zeitpunkt noch keine Rede:
"Wird man wohl einsehen lernen, wie klein, wie unendlich klein die Gaben der Arzneimittel im kranken Zustande seyn dürfen, um den Körper stark zu afficiren? Ja! sie afficiren ihn stark, wenn sie unrecht gewählt sind; es kommen neue heftige Symptome dazu, und man pflegt zu sagen, die Krankheit habe sich verschlimmert. Sie afficiren ihn eben so stark, wenn sie treffend gewählt sind, die größte Krankheit weicht oft in wenigen Stunden."

Damit war seine Homöopathie im Wesentlichen komplett, die nachfolgenden Änderungen waren eher kosmetischer Natur.


Die Anziehungskraft der Homöopathie
ist nicht schwer zu erklären: Man musste als Therapeut kein Arzt sein, man brauchte nicht einmal medizinisches Wissen, lediglich eine gute Beobachtungsgabe für die Aufnahme des Symptombildes. Dank Hahnemann konnte sich also jeder als Arzt fühlen, sofern er halbwegs Lesen und Schreiben konnte und einen einfach zu erlernenden Algorithmus befolgte:

1. Prüfe die Arzneiwirkung am Gesunden
1.1. Nimm etwas arzneilich Wirksames ein und notiere alle Befindlichkeitsveränderungen
1.2. Lass 1.1. von anderen Gesunden wiederholen
1.3. Vergleicht die Notizen, findet das "Charakteristische" der Arznei heraus und halte das so ermittelte Symptombild in einer Materia Medica** fest.

2. Vergleiche mit den Symptomen des Kranken
2.1. Notiere alle Befindlichkeitsveränderungen des Kranken
2.2. Vergleiche sie mit den verschiedenen Symptombildern
2.3. Wähle die Arznei mit dem passendsten Symptombild aus und verdünne sie so, daß dem Patienten "der millionste Theil eines Tropfens" bleibt

3. Ist die Arznei richtig gewählt, tritt innerhalb weniger Stunden die Heilung ein
3.1. Wenn nicht, fahre mit 2.1. fort

Der Erfolg dieses Vorgehen setzt allerdings das faktische Wirken des simile-Prinzips voraus, was bisher noch bei keiner einzigen homöopathischen Arznei nachgewiesen werden konnte.



*) Alles in grün sind die originalen Worte von Hahnemann. Vor der Veröffentlichung des Textes hat ihm sein Absolutheitsanspruch wohl doch noch Bauchschmerzen bereitet, denn er fügte dem Manuskript angesichts der offenkundigen Erfolglosigkeit seiner Bemühungen bei akuten Krankheiten die Einschränkung auf "vorzüglich chronische" hinzu.

**) "Eine vollständige Sammlung dieser Art Nachrichten mit Bemerkung der Grade der Glaubwürdigkeit ihrer Erzähler würde, wenn ich mich nicht sehr irre, der Grundkodex der Arzneimittelkunde, das heilige Buch ihrer Offenbahrung seyn. In ihnen allein läßt sich die wahre Natur, die ächte Wirkung der Arzneisubstanzen geflissentlich entdecken, aus ihnen läßt sich errathen, welchen Krankheitsfällen sie mit Erfolg und Sicherheit anzupassen sind."







H., erfunden um 1796 vom deutschen Arzt Samuel Hahnemann, ist ein esoterisch- pseudomedizinisches System, dass auf 3 Säulen fusst.

Säule 1: Das Ähnlichkeitsprinzip (Similia similibus curentur )
Das Homöopathikum ist so auszuwählen, dass die Inhaltsstoffe der Grundsubstanz unverdünnt an Gesunden ähnliche Symptome hervorrufen wie die, an denen der Kranke leidet. Verfassung und Gemütszustand sollen auch Berücksichtigung finden

Säule 2: Arzneimittelprüfung
Arzneimitteltest am gesunden Menschen. Die Einnahme des Mittels löst beim gesunden Menschen Befindensveränderungen (Symptome) aus. Diese werden protokolliert und gemäss Säule 1 zur Arzneimittelauswahl bei der Therapie Erkrankter herangezogen.

Säule 3: Potenzierung
Die Ursubstanz wird verdünnt und geschüttelt oder verrieben. Dadurch soll die Wirksamkeit der Homöopathika gesteigert werden.
Es gibt verschiedene Potenzierungsreihen:
Die D-Potenzen beruhen auf dem Faktor 10, es wird jeweils 1:10 verdünnt.
Beispiel D1 = 1:10. D2 = 1:100. D3 = 1:1000. …...
C1 = 1:100, C2 = 1:10.000......
LM1 = 1:50.000.......
Schaubild dazu Wikipedia: Potenzieren (Homöopathie)#Potenzierungsarten
Damit gewonnene Verdünnungen (Beispiele) Wikipedia: Potenzieren (Homöopathie)#Beispielverdünnungen



Zur Säule 1
Es gibt für die Richtigkeit des Simile-Prinzips nicht einen einzigen belastbaren Hinweis, geschweige denn einen Beleg. Für das von Hahnemann abgelehnte Prinzip, eine Krankheit zu heilen indem man ihren Ursachen entgegenwirkt, gibt es hunderte Studien und Millionen Einzelfälle, die die Richtigkeit darlegen.

Zu Säule 2
Bei der Beurteilung bzw. Auswahl des Homöopathikums sollen, lt. Lehre, neben den Symptomen auch Gemütszustand des Patienten, erbliche Vorbelastung und soziales Umfeld berücksichtigt werden.
Warum spielt das bei der Arzneimitteltestung keine Rolle?
Ablauf einer homöopathischen Arzneimittelprüfung: Homöopathische Probanden, die gesund sein müssen, nehmen ein Mittel ein und notieren anschließend alle Veränderungen und Reaktionen, die sie an sich feststellen. Es werden also lediglich subjektive Beobachtungen erfasst.
Wie sinnvoll das ist zeigte sich gleich bei Hahnemann selbst. Er registrierte nach der Einnahme von Chinin, dass sein Körper "wie von Fiebern" geschüttelt wurde. Chinin erzeugt aber nach Einnahme eine Untertemperatur, die vielleicht einen "Schüttelfrost" zur Folge haben aber wohl kein Fieber. Die Homöopathie setzte also konsequent von Anfang an aufs falsche Pferd.
Homöopathische Arzneimittelprüfungen genügen nicht einmal ansatzweise den Standards des Arzneimittelgesetzes der BRD.

Zu Säule 3
Jeder weiss, dass mit steigender Konzentration und Menge des Wirkstoffes auch die Wirkung steigt. Das hatte schon Jahrhunderte vor Hahnemann Paracelsus erkannt (Die Menge macht das Gift) und das kann auch jeder für sich mal an einem Abend in der Altstadt nachprüfen.
Auch die stärksten Gifte müssen in einer Mindestkonzentration eingenommen werden um im Organismus eine Wirkung zu entfalten.
Schon bei einer Potenz von C1 (s. o.), und einer dreimaligen Gabe von je 5 Globuli, nimmt man weniger Arsen (ungef. 0,01mg) auf als man über das Trinkwasser täglich, völlig nebenwirkungsfrei, zu sich nimmt. Nach dem Glauben der Homöopathen soll das allerdings schon wirkungsvoller als die Urtinktur sein und sich die Wirkung bei weiterer Verdünnung noch erhöhen.
SpoilerExkurs: Falls jemand einen Homöopathen kennt, der sich beim Zahnarzt keine Spritze setzen lässt sondern 5 Globuli Articain C100 nimmt, bitte unbedingt melden, solche Probanden sind gesucht. Desgleichen natürlich auch solche, die mit 5 Globuli Propofol C100 eine stabile Narkose zustande bringen.

Resumee:
Kein Homöopath konnte bisher die Richtigkeit auch nur einer der drei Säulen seines Glaubenskonstruktes belegen. Säule 1 und 3 widersprechen zudem den vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Im Thread bereits angesprochen:
- die Unfähigkeit der Homöopathiebefürworter, -forscher und -anwender zu belegen, dass die Homöopathika eine pharmakologische Wirkung entfalten
- die Unfähigkeit nachvollziehbar zu erklären wie die Information auf das Lösungsmittel übertragen und gespeichert wird
- die Unfähigkeit zu erklären wie die im Wasser gespeicherte Information (eine unbelegte Behauptung) auf den Zucker codiert werden soll
- die Unfähigkeit darzulegen wie die behauptete Information im Körper decodiert werden kann, welche Rezeptoren an ideelle "Informationen" andocken und wie sie zu den Zielorganen gebracht wird.
- die Unfähigkeit aufzuzeigen warum die "Wirkungen" der ganzen Verunreinigungen im Lösungsmittel und im Zucker nicht mitpotenziert werden, obwohl sie durchaus als Homöopathikum Verwendung finden
Beispiel Blei.
1kg Milchzucker enthält etwa 1mg Blei, 1l Alkohol etwa 100mg und 1l reinsten Wassers 0,15mg. Als Homöopathikum hat es den klingenden Namen Plumbum metallicum.

Offene Fragen an die H. bzw. die H-anwender und -gläubigen
1. Welcher Wirkstoff soll die Patienten heilen? Schon bei Niedrigpotenzen ist es häufig unmöglich einen Wirkstoff in therapeutisch wirksamer Konzentration nachzuweisen.
2. Wie wird der Wirkstoff selektiert und welche Gewebe/Organe können das leisten?
Egal ob Hundekot (Excrementum caninum) oder Biene (Apis mellifica) das verwendete Produkt besteht aus etlichen Substanzen. Wie wird sichergestellt, dass nur die erwünschten potenziert werden und Wirkung entfalten?
3. Warum werden die Verunreinigungen des Lösungsmittels (oder des Zuckers) nicht potenziert und entfalten ihre Wirksamkeit? (Beispiele weiter oben)
4. In den Verdünnungsreihen ist ja recht bald kein Wirkstoff mehr vorhanden, trotzdem wird munter weiterpotenziert. Was wird da genau wie potenziert?
5. Durch das Schütteln soll ja die Wirkung verstärkt werden. Wie genau funktioniert diese Verstärkung und funktioniert das immer, oder nur bei Homöopathika?
6. Die Kodierung: Nachdem die Lösung verdunstet ist muss sich die Information auf dem Zucker befinden (der nebenbei auch verunreinigt ist, siehe auch Frage 3.).
Wie codiert das Lösemittel auf den Zucker? Wie wird die Information übertragen und gespeichert?
7. Angekommen im Körper: Wie wird die Information vom Zucker gelöst und wie das Zielorgan ausgemacht?
8. Welche Rezeptoren im Körper können an erdachte Informationen andocken?
9. Die H. hält die Hochpotenzen für wirkungsvoller. Warum soll man dann nicht zu viel davon nehmen, da sonst die Wirkung zu stark würde? Zuerst wird verdünnt auf Teufel komm raus um das Agens wirkungsvoller zu machen, und dann plötzlich, wenn man mehr "Wirkstoff" zuführt (durch die Einnahme von mehr Globuli) soll es plötzlich umgekehrt sein?
Seltsam? Aber so steht es geschrieben.

Wird bei Bedarf nach und nach erweitert.
Zuletzt bearbeitet von Heide_witzka am 05.10.2020