Hui. Nun überschlagen sich aber die Ereignisse.
Der DZVhÄ (nein, das ist kein Grafikfehler, das steht für Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte) hat sich nach längerem stoischem Schweigen nun doch herabgelassen, das Buch der Apostatin Natalie Grams zu kommentieren.
Beitrag von wuec (Seite 475)Beitrag von Vltor (Seite 479)Der Einfachkeit halber übernehme ich einfach Bernd Harders (gwup) Formulierung
Wie schon bei früheren DZVhÄ-Aktionen ist das Ganze eine amüsante Mischung aus hilflosem Aktionismus und unfreiwilliger Komik.
Das trifft es ganz gut.
Erwähnenswert ist das Ganze weil gleich im ersten Satz die Maske fallen gelassen wird.
DZVhÄ schreibt:
Es ist erstaunlich: Einer Ärztin, die jahrelang klassische Homöopathie in ihrer ärztlichen Praxis angewendet hat, fällt plötzlich auf, dass die Homöopathie heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht.
Um ehrlich zu sein ist das einer der Punkte der mich an Grams Argumentation störte. Die gute Frau ist ja keine Hufschmiedin. Die hat Medizin studiert. Und dann hat sie nach eigener Aussage xJahre (plus tatkräftige Unterstützung von Aust und Ernst) gebraucht um zu erkennen, dass das alles Mumpitz ist und gegen rudimentäre Grundlagen der Naturwissenschaft verstößt? Insbesondere Letzteres gibt mir schwer zu kauen.
Aber das nur nebenbei.
Es ist bemerkenswert, dass die Oberhomöopathen (endlich?) mal eingestehen, dass sie mit Nawi nix am Hut haben. Die anschließende Rechtfertigung
„Medizin ist keine Naturwissenschaft, sondern eine Erfahrungswissenschaft, die sich auch wissenschaftlicher Erkenntnisse aus anderen Fachgebieten bedient“, betonte Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe während seiner zwölf Jahre langen Tätigkeit als Präsident der Bundesärztekammer (BÄK)
macht es nicht besser, weil Erfahrung in keinem Universum Evidenz schlägt.
Den nächsten Satz hätte man sich besser sparen sollen:
Mit „Erfahrungswissenschaft“ ist jedoch mitnichten eine „anekdotische“ Beweisführung in der Medizin gemeint – sondern die empirische Wissenschaft, die durch Experimente, Beobachtungen oder Befragungen Erkenntnisse bereitstellt.
Na was denn nun? Ob die sich mal entscheiden können?
Erst steht die H nicht auf naturwissenschaftlichen Füßen.
Dann wird sie zur Erfahrungswissenschaft (was auch immer das sein soll) ernannt.
Um schlußendlich empirische Wissenschaft zu werden - was ja nichts anderes als Naturwissenschaft (mit entsprechendem Regelwerk) ist, nech?
Saubere Selbstzerlegung! Gratulation.
Der Rest ist eigentlich nur kognitiv suboptimiertes Rauschen. Man wedelt (einmal mehr) mit den Linde und Shang Studien (dazu haben wir uns hier schon genug ausgelassen). Aust kommentiert das wie folgt:
...Dann wird wie üblich auf die vorliegenden angeblich positiven Meta-Analysen hingewiesen – offenbar hat man aber noch nicht einmal die Zusammenfassungen dieser Arbeiten gelesen und verstanden...
Am Ende verweist man noch auf den eigenen
Werbeauftritt Artikel "Fakten zur Homöopathie: Kosten, Praxis, Forschung" wo die gleichen unsinnigen Strohmänner abgefackelt werden. Es ist als hätte die Platte nen Sprung.
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Insgesamt mutet das etwas hilflos, skurril und grotesk an.
Verständlich einerseits, denn gute Argumente pflügt man schließlich nicht vom Baum. Seltsam andererseits, weil diese offenkundige Hilflosigkeit trotz allem (recht gut) zu funktionieren scheint.
Das stimmt traurig, wenn man etwas länger drüber nachdenkt.
http://www.zeitschrift-homoeopathie.de/medizin-falsch-gedacht-rezension-ueber-natalie-grams-neu-gedachte-homoeopathie/http://blog.gwup.net/2015/08/06/wenn-homoopathen-ein-homoopathie-kritisches-buch-rezensieren-wirds-lustig/