The war is over – homeopathy won.Debatte – Seit Jahrzehnten kämpfen wir Skeptiker, Freunde des wissenschaftlich-kritischen Denkens gegen die Homöopathie in Deutschland an.
Meine steile These: lasst es, wir haben verloren!
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Homöopathie nutzt allen, die sich zum Homöopathie-Glauben bekennen. Die einen haben den Nutzen, den eine Religion, mit sich bringt, die anderen einen harten ökonomischen Nutzen, und dritte einen, der in Zuspruch besteht. Diese drei Nutzen vermengen sich. Wir wissenschaftlich-kritische Menschen haben zwar Recht, das war es aber auch schon. Wir haben zu lange verpasst, uns dort und auf eine Weise Menschen zu nähern, wo wir hätten punkten können. The war is over – homeopathy won.
Ich sage dies durchaus mit einem Anflug von Bitterkeit, aber nicht mit überbordender Resignation. Wenn etwas funktioniert, mach mehr davon – wenn etwas nicht funktioniert, mach etwas anderes. Dies sollte unser Motto sein. Wir sollten uns den Schlachten widmen, die noch un-entschieden sind, dort nicht die Fehler wiederholen, die wir im Kampf gegen die Homöopathie gemacht haben. Denn wir Menschen ™ lieben Wissenschaft.
Wir lieben unsere Klimaanlagen, unser Internet, unsere Kopfschmerztabletten. Schlagen wir andere Schlachten, und gewinnen wir diese!
Was die Homöopathie angeht, sind wir in einer solch asymmetrischen Situation, dass uns nur der Guerilla-Kampf bleibt. Und zu diesem hat schon Guevara richtig ausgeführt, dass man in dieser Kampfform zwar dem Gegner Niederlagen beibringen kann, aber ihn nie besiegen können wird. Dafür brauchen wir zunächst Raumgewinne in anderen Bereichen.
http://www.ruhrbarone.de/homeopathy-won/109814 (glaub ich hatte das bereits verlinkt - oder hatte es vor und dann vergessen)
Ich sehe das sehr ähnlich. Doch meine Begründung ist weniger weichgespült wie die des Autors.
Ich sage, wir leben im Zeitalter der geistigen Devolution.
Zwar haben wir erfolgreich Krankheiten ausgerottet, können Leben retten und um Jahre verlängern, Leiden lindern, ballern Mensch und Maschine erfolgreich in den Weltraum, dechiffrieren tagtäglich Geheimnisse der Natur, erfreuen uns an (vergleichsweise) hohem Lebensstandard und guten Bildungschancen, doch gleichzeitig ist die kollektive Narretei unaufhaltsam auf dem Vormarsch.
Nationalistisches Donnergrollen überall. Wirtschaftsdarwinismus. Wissenschaftsfeindliche Gesinnung. Fortschrittsfeindlichkeit. Zunehmender Hang zu modernen Mythen und Lagerfeuergeschichten, Festhalten an reaktionären Denkweisen von vor-vorgestern. Die Rattenfänger von einst stellen sich heute als Heilsbringer dar. Erklären sich selbst zur (besseren) Alternative. Verzapfen nachweislich Bullshit und lassen sich dafür feiern. Vergiften Gehirne und legen vor aller Augen geistige Brände und statt einer Tracht Prügel werden sie dafür von ihresgleichen noch enthusiastischer gefeiert.
Leugnung gilt heutzutage als skeptische Haltung. Dogmatismus ist die auserwählte Methode der selbsternannten Wahrheitsverkünder. Ignoranz schlägt Engagement.
Die Geschichte der Medizin war über Jahrhunderte hinweg eine traurige Geschichte, doch die Fortschritte der Naturwissenschaften der jüngeren Zeit sind nicht zu leugnen. Auch und vor allem in der Medizin.
Zu verdanken haben wir das einem kompletten Wandel unserer Methodik, unseren Fortschritten bei der Erkenntnisgewinnung, unser Umgang mit vermeintlich gesichertem Wissen, selbst unsere Existenz und Bedeutung im und für die Welt und das Universum betrachten wir heute völlig anders. Begonnen hat all das mit der Aufklärung. Sie riss uns aus den Klauen finsterer Zeiten. Doch wo ist eigentlich der Geist der Aufklärung abgeblieben, der uns in relativ kurzer Zeit so weit brachte, wenn man solche Aussagen von Verantwortungsträgern hören muss?
Wir erleben das in NRW doch seit Jahren aus erster Hand. Unsere Gesundheitsministerin, der ich gerne und oft mit Spott begegne, da sie als Gäubige ja sowieso auf Kritik nicht reagiert, Eso-Babsi, erdreistet sich auf einem ‚Kongreß‘ auszuführen, dass wir eine neue Wissenschaft bräuchten, wenn die bisherige Wissenschaft nicht in der Lage sei, Belege für die Wirksamkeit von Homöopathie zu präsentieren. Applaus. Kein Widerspruch. Neue Wissenschaft FTW!
Klar. Die Methode, die uns so weit gebracht hat und die sich tagtäglich zigfach aufs Neue bewährt, muss ja zwangsläufig falsch sein, wenn das Resultat sich nicht mit dem eigenen Wunschdenken deckt. Ist doch logo!
Ich fürchte das Zeitalter der Aufklärung nähert sich allmählich ihrem natürlichen Ende. Statt back to the roots heißt es demnächst wohl unter frenetischem Beifall back on the trees.
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung." So formulierte es Kant vor vor etwa 200 Jahren.
Heute würde er womöglich schreiben: Bequemlichkeit und Faulheit gewinnen immer. Freiwillige Unmündigkeit scheint die stärkste aller bekannten Kräfte zu sein.
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Genug gespuckt. Zurück zur Hobbäddie.
Den Krieg gegen Hobbäddismus geben längst nicht alle verloren. Am 13.November findet ein "Erstes Strategietreffen der Homöopathiekritiker" im um diese Jahreszeit wohl arschkalten aber schönen Freiburg/Breisgau statt.
Freitag, 13.11.2015, ab 19.00 Uhr, Hausbrauerei Feierling (Link):
– Erstes Kennenlernen
Samstag 09.00 Uhr bis Sonntag 12.00 Uhr, Humboldtsaal
– Vorstellungsrunde
– Strategie
Ist-Analyse: Homöopathie in unserer Gesellschaft
Ziele: Was wollen wir erreichen? Was scheint erreichbar?
Vorgehensweise: In welchen Schritten gehen wir vor? Wer macht was?
Ideen für öffentlichkeitswirksame Aktionen
– Organisation
Wie vernetzen wir uns / Kommunikation?
Wie können wir Gleichgesinnte erreichen?
Wer könnte uns unterstützen?
http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=2542Bis dahin fließt noch viel Wasser deutsche Flüsse hinab. Ich kann daher nicht sagen ob ich teilnehmen werde (aber falls ich das tue, dann ist wohl logo bei wem ich Unterkunft finde @werterHerrdessenNameichjetztnichtnennenwerde. Verpflegung geht dafür auf meine Kappe)
Ich wollts einfach mal publik gemacht haben und fragen wer ggfls Interesse hätte.