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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

22.983 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Psiram, Homöopathie, Pharmaindustrie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 17:49
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Zur Akupunktur findest du hier eine leicht verständliche Zusammenfassung, recht aktuell.
Danke, lese ich später. Aber irgendeine Wirksamkeit, sei es gegen Migräne, muss doch vorliegen. Das ist doch eine Kassenleistung... Ich bin davon ausgegangen, dass es somit auch "wirksam" ist...


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 17:52
Zitat von MokaEftiMokaEfti schrieb:(hormonfreies, natürliches Rhabarberwurzelextrakt)
Da muss ich dich enttäuschen, der "medizinische" Rhabarber ist gerade extra hormon(artig)substanzhaltig:
Wirkungsweise

Zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden wird als pflanzliches Mittel auch pulverisierte Rhabarberwurzel verwendet. Dabei kommt speziell der sibirische Rhabarber (Rheum rhaponticum) zum Einsatz, der eine ähnliche Wirkung wie natürliches oder auch synthetisches Östrogen hat. Die heimischen Rhabarbersorten haben diese Wirkung nicht, sie werden in der Volksmedizin als Abführmittel verwendet.

Die hormonartige Wirkung des sibirischen Rhabarberextraktes erklärt sich durch den erheblichen Gehalt an stilbenartigen Verbindungen. Stilbene sind chemische Substanzen mit östrogenartigen Wirkungen.
Quelle: https://www.test.de/medikamente/wirkstoff/pflanzliches-mittel-rhabarberwurzel-w721/ (Archiv-Version vom 05.08.2021)

Das sind genau die Phytoöstrogene, die ich meinte.
Phytoöstrogene, auch Phytoestrogene, sind sekundäre Pflanzenstoffe, zu denen unter anderem Isoflavone und Lignane gehören. Sie sind keine Östrogene im chemischen Sinne, sondern besitzen lediglich strukturelle Ähnlichkeit mit diesen. Diese Ähnlichkeit ermöglicht eine Bindung an Estrogenrezeptoren, wodurch eine östrogene oder auch antiöstrogene Wirkung erzielt werden kann, d. h., sie wirken als Endokrine Disruptoren.
Quelle: Wikipedia: Phytoöstrogene


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 17:54
Zitat von MokaEftiMokaEfti schrieb:(hormonfreies, natürliches Rhabarberwurzelextrakt)
Laut Beipackzettel enthält das Medikament als med. wirksamen Bestandteil 4 mg Trockenextrakt aus Rhapontikrhabarberwurzel (16-26:1)
In der Wurzel des Rhapontik-Rhabarbers kommen Phytoöstrogene aus der Stoffgruppe der natürlichen Hydroxystilbene vor, die beim Menschen eine östrogenartige Wirkung ausüben (SERM = selektiver Estrogen-Rezeptor-Modulator). Präparate aus Rheum rhaponticum werden zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden eingesetzt.
Quelle: Wikipedia: Rhapontik-Rhabarber


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 17:58
@MokaEfti
Nur noch als Nachtrag und dann lassen wir dich auch in Frieden ;)
http://www.medizinfo.de/annasusanna/wechseljahre/sibirischer_rhabarber.shtml
Speziell der sibirische Rhabarber oder Rhapontikrhabarber wird wegen seiner östrogenartigen Wirkung verwendet. Verantwortlich dafür sind die Stilbene speziell das Raponticin. Die östrogenartige Wirkung von Raponticin wurde in Studien nachgewiesen. Allerdings wird durch Raponticin nur ein Teil der Östrogenrezeptoren, die Östrogen-Beta-Rezeptoren, aktiviert. Ein anderer Teil, die Östrogen-Alpha-Rezeptoren, werden dagegen nicht angesprochen. Raponticin wird deshalb auch als "selektiver Östrogenrezeptormodulator" bezeichnet abgekürzt SERM. Dieser Mechanismus wurde von Forschern der Universität Dresden nachgewiesen, deren Studie 2007 im "Journal of steroid biochemistry and molecular biology" veröffentlicht wurde.



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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 18:01
Zitat von MokaEftiMokaEfti schrieb:Das ist doch eine Kassenleistung
Das Thema hatten wir bereits heute Vormittag
Zitat von FrankMFrankM schrieb:Am 12. Juni 1997 wurde u.A. der §135 Abs. 1 des SGB V "Bewertung von Untersuchungs- und Behandlungsmethoden" so geändert, daß bei der Beurteilung der Erkenntnisstand aus der Sicht „der jeweiligen Therapierichtung" zu beachten ist.
Das hatte ich auch beschrieben wie diese Änderung zustande gekommen ist.

Es muß also nicht unbedingt ein wissenschaftlicher Nachweis erbracht werden, damit eine Therapie von der Kasse bezahlt werden kann.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 18:08
Zitat von MokaEftiMokaEfti schrieb:Ich bin davon ausgegangen, dass es somit auch "wirksam" ist
Davon gehen die meisten Menschen aus.

Gerade das halte ich für den schlimmsten Effekt des Bezahlens der Krankenkassen für Methoden ohne Wirkungsnachweis.

Damit erhalten Methoden wie Homöopathie, Anthroposophische Medizin, Akupunktur ... quasi ein amtliches Prüfsiegel ohne eine Wirkung belegen zu müssen


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 20:00
Das ist doch nicht irgendeine alternative Lobby, die hier Empfehlungen zur Komplementärtherapie bei Krebskranken gibt:
Berlin – Eine neue S3-Leitlinie gibt Empfehlungen zum Einsatz komplementärmedizinischer Verfahren in der Behandlung von onkologischen Patienten. Das Spektrum der 155 Empfehlungen und Statements reicht dabei von Akupunktur und Meditation über Chirotherapie und Sport bis hin zu Vitaminen und Mistelpräparaten.

Erarbeitet wurden die 155 Empfehlungen und Statements unter Federführung der Deutschen Krebsge­sell­­schaft, der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, der Deutschen Ge­sellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie.
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=1041&typ=1&nid=125878&s=Hom%F6opathie (Artikel vom 26. Juli 2021)

Akupunktur, Mediation, Chirotherapie, Sport bis hin zu Vitaminen und Mistelpräparaten 😳 ... diese Gesellschaften werden doch wohl keine Empfehlungen ohne Wirksamkeitsnachweise geben. Die wollen doch das Leid der Patienten nicht noch ggf. vergrößern.
Ich bekomm's gerade nicht zusammen. Aber egal, ich werde es hoffentlich noch verstehen.

Zur S3-Leitlinie:
S3: Die Leitlinie hat alle Elemente einer systematischen Entwicklung durchlaufen (Logik-, Entscheidungs- und Outcome-Analyse, Bewertung der klinischen Relevanz wissenschaftlicher Studien und regelmäßige Überprüfung).
Wikipedia: Medizinische Leitlinie


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 20:05
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Akupunktur, Mediation, Chirotherapie, Sport bis hin zu Vitaminen und Mistelpräparaten 😳 ... diese Gesellschaften werden doch wohl keine Empfehlungen ohne Wirksamkeitsnachweise geben. Die wollen doch das Leid der Patienten nicht noch ggf. vergrößern.
Ich bekomm's gerade nicht zusammen. Aber egal, ich werde es hoffentlich noch verstehen.
Ich glaube, du verstehst da grundsätzlich den Sinn der Leitlinien eher falsch: das ist ja nicht so, dass das als "Anwendungshilfe" gedacht ist für irgendwelchen Kram, den der Arzt dann verordnen soll, sondern eher als Nachschlagewerk bzw. eben Leitfaden für einen Arzt, der von einem Patienten mit dem Wunsch nach sowas konfrontiert wird, oder der vom Patienten erfährt dass er sowas neben der richtigen Therapie begleitend macht.

So als Schnell-Referenz: was ist das überhaupt? Ist das evidenzbasiert, wirksam, unwirksam oder gar gefährlich? Gibt es besondere Risikoquellen die für meinen Patienten relevant sind?

Auch die Ärzte können ja das weite Feld der "alternativen" Anwendungen nicht überblicken und brauchen Hilfe bei der Einordnung, ob es sich nur um harmlose Wellnessbehandlungen handelt oder ob da ernsthafte Probleme resultieren können.

Auch "Um Himmels willen, mach das bloß nicht" ist eine "Empfehlung zum Umgang" - "Empfehlung" klingt zwar positiv, aber beinhaltet eigentlich alles von totaler Ablehnung bis zur Zustimmung.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 20:33
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Das ist doch nicht irgendeine alternative Lobby, die hier Empfehlungen zur Komplementärtherapie bei Krebskranken gibt:
Trotzdem schaffen es auch diese Lobbys Vertreter in solche Leitlinienkommission zu schicken.
Es gibt ja genug Ärzte-Verbände die sich auf Alternativ- und Komplementärmedizin spezialisiert haben.

Ein anderes Thema ist dann was wirklich in der Leitlinie steht und was die verschiedenen Sprecher daraus machen.

Zur Zeit verbreiten Homöopathen weltweit daß Homöopathie in dieser Leitlinie zur Behandlung von Krebs empfohlen wird.
(Gerade heute Mittag so von einem US-Homöopathen gelesen)

Die Realität sieht etwas anders aus:
Dem steht genau eine Empfehlung gegenüber: Man „kann“ die Homöopathie zur Verbesserung der Lebensqualität als Zusatz zur konventionellen Tumorbehandlung „in Erwägung ziehen.“ Das ist alles, wenn man darüber hinwegsieht, dass in weiteren Punkten darauf hingewiesen wird, dass es für Einzel- und Komplexmittel keine ausreichenden Daten für eine entsprechende Empfehlung gibt.

Um das mal in die richtige Perspektive zu rücken: Die Lebensqualität ist nur einer der insgesamt 32 in der Leitlinie im Zusammenhang mit Krebs behandelten Problemkreise, von „Angst/Ängstlichkeit“ über „Mukositis“ (Entzündung der Mundschleimhaut) und „Schmerz“ bis zu „zerebralen Ödemen“ (Schwellung des Gehirns). Für keines dieser Problemfelder sollte man entsprechend der Leitlinie die Homöopathie auch nur „in Erwägung“ ziehen. Also keinerlei Empfehlung, über die Homöopathie als Krebstherapie oder zur Behandlung von Nebenwirkungen der konventionellen Behandlung auch nur im Mindesten nachzudenken. Lediglich bei der sicher sehr subjektiv bewerteten Lebensqualität wird die Homöopathie erwähnt.
Quelle: https://netzwerk-homoeopathie.info/homoeopathie-in-der-leitlinie-komplementaermedizin/


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 21:03
Gerade gesehen - In dem Ärzteblatt-Artikel ist die Leitlinie ganz am Anfang verlinkt.

Einfach mal ein paar Zitate daraus:
In der Arbeitsgruppe A („Medizinische Systeme“) wurde zu Methoden wie Akupunktur und Akupressur, die in kontrollierten Studien im Vergleich zu Placebo oder Standard Care nicht besser abschnitten oft ein Empfehlungsgrad 0 (kann) konsentiert.
Quelle: 2.2.2.Schema der Empfehlungsgraduierung
Es kann keine Empfehlung für oder gegen eine Verordnung von Mistelgesamtextrakt (Viscum albumL.) enthaltenden Präparaten mit dem Ziel der Verlängerung der Überlebenszeit gegeben werden.
Quelle: 7.17.11.Mistel
Die subkutane Gabe von Mistelgesamtextrakt (Viscum album L.)kann für den therapeutischen Einsatz zur Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit soliden Tumoren erwogen werden.
Quelle: 7.17.11.Mistel


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 21:10
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Ich glaube, du verstehst da grundsätzlich den Sinn der Leitlinien eher falsch
Das ist sogar wahrscheinlich, weil ich mich gerade erst in diese Thematik einlese, so wie ich gerade Zeit habe.

Angeregt durch Deinen Beitrag habe ich mir mal die Patientenleitlinie (nach meinem Verständnis eine vereinfachte Darstellung der Ärzteleitlinien) für Blasenkrebs herausgesucht. Dort steht:
Gibt es ergänzende oder andere Behandlungsmöglichkeiten als die in der Patientenleitlinie empfohlenen?

Die Empfehlungen einer Patienten- und ärztlichen Leitlinie entwickeln Fachleute und Betroffene auf Grundlage von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Wirksamkeit empfohlener Maßnahmen ist in klinischen Studien mit Patientinnen und Patienten nachgewiesen. Der Nutzen einer Behandlung wird genauso dokumentiert wie ihr Schaden oder ihre Risiken. Aber die Forschung geht weiter. Immer wieder werden neue Behandlungen getestet. Wenn sie sich nach kritischer Bewertung aller vorhan- denen Daten als wirksam erwiesen haben, nehmen die Experten die neuen Erkenntnisse in die Leitlinie auf. Dann wird auch diese Patientenleitlinie umgehend aktualisiert.

Häufig überlegen Patientinnen und Patienten, ob sie zusätzlich zu den üblichen und von Ärztinnen und Ärzten empfohlenen Un- tersuchungs- und Behandlungsverfahren etwas tun können. Zum Beispiel, ob Naturheilkunde, Nahrungsergänzungsmittel oder Homöopathie sinnvolle Ergänzungen wären. Gleichbedeutend werden häufig folgende Begriffe verwendet: „pflanzliche“, „sanfte“, „natürliche“ oder „alternative“ Medizin. Eine einheitliche Definition für diese Verfahren gibt es nicht. Gemein ist allen „Alternativen“ jedoch, dass diese häufig nicht oder nicht ausreichend in hoch- wertigen Studien geprüft wurden: Ein Wirksamkeitsnachweis fehlt. Gefährlich wird es dann, wenn alternative Verfahren die übliche Behandlung stören oder ihr sogar schaden. Oder wenn sie anstelle der empfohlenen Methoden eingesetzt werden.
Grundsätzlich ist wichtig, dass Sie alle Verfahren, die Sie selbst oder auf Anraten anwenden oder anwenden möchten, mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen – auch auf die „Gefahr“ hin, dass sie oder er davon abrät. Denken Sie ebenfalls an nicht verordnete Mittel, die Sie einnehmen und die Sie ohne Rezept in der Apotheke oder Drogerie erhalten. Auch diese können Nebenwirkungen haben. Verschiedene Wirkstoffe, auch Lebensmittel, können sich gegenseitig beeinflussen, die Wirkung von Medikamenten kann abgeschwächt oder gesteigert sein.
Vor allem: Verzichten Sie nicht auf die in Ihrer Situation nachgewiesen wirksamen Untersuchungs- und Behandlungsverfahren. Wenn Sie Zweifel am Nutzen einer Maßnahme haben, sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt direkt an. Nur gemeinsam können sie eine Behandlung erfolgreich durchführen. Wichtig ist, Sie vor un- seriösen Heilangeboten zu schützen und Nebenwirkungen durch alternative Methoden zu vermeiden.

Was ist komplementäre Krebsmedizin?
„Complementum“ ist lateinisch und bedeutet „Ergänzung“. Komplementäre Behandlungsverfahren entstammen zum Beispiel der Naturheilkunde oder der traditionellen chinesischen Medizin. Sie können unter bestimmten Voraussetzungen ergänzend zur üblichen medizinischen Behandlung eingesetzt werden.
Komplementärmedizinische Verfahren geben manchen Patientinnen und Patienten das gute Gefühl, dass sie selbst eine aktive Rolle spielen und so zum Heilungserfolg beitragen können. Das kann sich positiv auf die Lebensqualität und das Einhalten der Behandlungsvorgaben auswirken. Ein Beispiel hierfür ist die Meditation. Auch Entspannungsverfahren und Wirkstoffe gehören dazu. Diese Verfahren können das seelische Wohlbefinden fördern, Stress reduzieren und die Lebensqualität verbessern.

Was ist alternative Krebsmedizin?
Es gibt auch sogenannte alternative Methoden, die anstelle von wissenschaftlich geprüften und im Nutzen belegten Methoden und Arzneimitteln angeboten werden. Meist gehen diese Angebote mit Heilversprechen einher, die nicht wissenschaftlich belegt sind. Wegen des nicht erwiesenen Nutzens und teilweise erheblicher Risiken raten die Experten von allen Behandlungen ab, die anstelle der geprüften, leitliniengerechten Verfahren angeboten werden. Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen jemand Heilung verspricht oder Wirkung ohne Nebenwirkung, wenn er von einer geprüften und in dieser Leitlinie empfohlenen Methode aktiv abrät oder viel Geld von Ihnen verlangt. Krankenkassen übernehmen solche Kosten nicht.
https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Blasenkrebs_v3.pdf (Archiv-Version vom 15.01.2021) (S. 48/49)

Ich meine verstanden zu haben, was Du mir zur Begrifflichkeit des Wortes "Empfehlung" geschrieben hattest.
Im letzten Absatz ist jedoch z.B. die Rede von "leitliniengerechten Verfahren". Das Wort "leitliniengerecht" impliziert mMn. mehr als lediglich eine Grundlage zur Beurteilung (im Kontext mit der Erkrankung), welches Mittel der Patient ggf. von einem anderen Behandler erhalten hat.
Ist es nicht auch so, dass dem Krebspatienten vom Behandler z.B. Akupunktur, Mistelpärparate oder eben Vitamine verordnet werden können? Damit läge doch ggf. eine medizinische Akzeptanz dieser Substanzen vor, oder nicht?
TCM und Naturheilkunde dürfen (s. Punkt Komplementäre Krebsmedizin) -unter bestimmten Voraussetzungen- auch eingesetzt werden.
Das ist doch auch eine (zumindest indirekte) Akzeptanz dieser Medizin?


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 21:17
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Im letzten Absatz ist jedoch z.B. die Rede von "leitliniengerechten Verfahren". Das Wort "leitliniengerecht" impliziert mMn. mehr als lediglich eine Grundlage zur Beurteilung (im Kontext mit der Erkrankung), welches Mittel der Patient ggf. von einem anderen Behandler erhalten hat.
Ich glaube du verstehst auch da den Zusammenhang falsch. Es wird davor gewarnt, "Alternativen" anstatt der "leitliniengerechten Verfahren" anzuwenden - was diese "leitliniengerechten Verfahren" sind wird da nicht bewertet.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Ist es nicht auch so, dass dem Krebspatienten vom Behandler z.B. Akupunktur, Mistelpärparate oder eben Vitamine verordnet werden können? Damit läge doch ggf. eine medizinische Akzeptanz dieser Substanzen vor, oder nicht?
TCM und Naturheilkunde dürfen (s. Punkt Komplementäre Krebsmedizin) -unter bestimmten Voraussetzungen- auch eingesetzt werden.
Das ist doch auch eine (zumindest indirekte) Akzeptanz dieser Medizin?
Die Kernaussage ist, dass man diese ganzen Behandlungen komplementär, also zusätzlich zur wissenschaftlichen Medizin machen soll, wenn man sie unbedingt machen will, und nicht anstatt der wissenschaftsbasierten Behandlung. Das ist keine Akzeptanz der Alternativmedizin als gleichberechtigte Alternative zur ärtztlichen Behandlung, sondern das leider notwendige Zugeständnis an die Tatsache, dass es Patienten gibt, die es unbedingt wollen und kein "Nein" akzeptieren. Bei denen geht man, analog zu unheilbar Süchtigen, dazu über ihnen ein möglichst schadensreduziertes Ausleben ihrer "Sucht" zu ermöglichen.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 21:26
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Die Kernaussage ist, dass man diese ganzen Behandlungen komplementär, also zusätzlich zur wissenschaftlichen Medizin machen soll, wenn man sie unbedingt machen will, und nicht anstatt der wissenschaftsbasierten Behandlung.
Das hatte ich schon verstanden.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Das ist keine Akzeptanz der Alternativmedizin als gleichberechtigte Alternative zur ärtztlichen Behandlung
So war es von mir auch nicht gemeint.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:ondern das leider notwendige Zugeständnis an die Tatsache, dass es Patienten gibt, die es unbedingt wollen und kein "Nein" akzeptieren. Bei denen geht man, analog zu unheilbar Süchtigen, dazu über ihnen ein möglichst schadensreduziertes Ausleben ihrer "Sucht" zu ermöglichen.
In diese Richtung habe ich gedacht. Ok, Du nennst es "Zugeständnis", ich greife das Wort mal auf. Ein verantwortungsvolles Zugeständnis kann aber doch auch nur anhand bestimmter Kriterien gemacht werden, die vermutlich auch für andere Wirkstoffe oder Behandlungen gelten, oder? Man kann doch wohl kaum etwas zugestehen, was ansonsten nicht anerkannt wird, nur weil die Aufrechterhaltung einer "Sucht" das kleinere Übel (Schadensreduktion) sein könnte?


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06.09.2021 um 21:35
Zitat von FrankMFrankM schrieb:Quelle: 7.17.11.Mistel
Die subkutane Gabe von Mistelgesamtextrakt (Viscum album L.)kann für den therapeutischen Einsatz zur Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit soliden Tumoren erwogen werden.
Das gilt doch auch für den eigenen Arzt, d.h. dieser kann seinem Krebspatienten "Mistel" zur Verbesserung der Lebensqualität verordnen und geben?


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

06.09.2021 um 21:37
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Wenn sie sich nach kritischer Bewertung aller vorhandenen Daten als wirksam erwiesen haben, nehmen die Experten die neuen Erkenntnisse in die Leitlinie auf.
Die Leitlinien gehen eben auch weiter

https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Komplement%C3%A4r/Version_1/LL_Komplement%C3%A4r_Langversion_1.0.pdf

In 3.2 werden für verschiedene Symptomen die angebotenen Therapieformen bewertet

z.B.

in 3.2.1.Angst/ Ängstlichkeit

Akupunktur, Mindfulness-based Stress Reduction, Meditation, Yoga -> kann eingesetzt werden
Bioenergiefeld-Therapien -> Sollte nicht eingesetzt werden
Kunsttherapie, Schwedische Massage -> Keine ausreichenden Daten für Empfehlung

in 3.2.10.Fatigue gibts das ganze Spektrum

Körperliche Aktivität und Sport -> soll
Tai Chi/ Qigong, Yoga -> Sollte
Akupressur, Ginseng, ... -> Kann
Bioenergiefeld-Therapien -> Sollte nicht

In den Kapiteln 4-7 werden die einzelnen Therapien dann nochmal ausführlicher bewertet und die Belege für und auch gegen die Therapien aufgeführt


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06.09.2021 um 21:40
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Akupunktur, Mediation, Chirotherapie, Sport bis hin zu Vitaminen und Mistelpräparaten 😳 ... diese Gesellschaften werden doch wohl keine Empfehlungen ohne Wirksamkeitsnachweise geben.
Doch, tun sie. Sie halten sich ja nicht nur für Mediziner, sondern sogar für besonders kompetente.

Zur Ehrenrettung der (einigermaßen) Anständigen muss aber gesagt werden, dass die tatsächlich glauben, diese Mittel und Methoden würden wirken. Für die sind einzelne Erfolge bereits ein Wirkungsnachweis, und mit Hilfe des guten alten Bestätigungsfehlers sehen sie über die Masse der Misserfolge einfach hinweg oder halten es für die berühmte Erstverschlimmerung.
Weil ihnen dieser Unsinn in ihrer "Ausbildung" eingeredet wird, von Leuten, denen es in ihrer "Ausbildung" eingeredet wurde.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb: Die wollen doch das Leid der Patienten nicht noch ggf. vergrößern.
Das wollen die meisten nicht, aber sie bemerken eben ihre Irrtümer auch nicht.
Und den wenigen, die beinhart betrügen, ist die Gesundheit und das Leiden ihrer abgezockten Opfer sch***egal.


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06.09.2021 um 21:45
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Das gilt doch auch für den eigenen Arzt
Ja das gilt auch für den eigenen Arzt

Die Bewertung entspricht eben nur
"Wenn der Patient das möchte, kann ihm ein Mistel-Präparat verabreicht werden - Aber nur für Patienten mit soliden Tumoren"


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06.09.2021 um 21:52
@bgeoweh
@off-peak
@FrankM

danke für Eure Beiträge! Auch vielen Dank für das erweiterte Leitlinienprogramm. Ich muß jetzt erst mal lesen und nachdenken.
Einen schönen Abend Euch 👋


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07.09.2021 um 08:32
@DalaiLotta
Da du gerade anwesend bist, wir haben das Go! von der Verwaltung erhalten
Beitrag von pluss (Seite 1.048)
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Klär du bitte zuerst mit der Verwaltung, wie differenziert ich hier Ratschläge über solche Themen einstellen könne.
Meines Wissens ist das so nicht erwünscht.
Du kannst also loslegen.
Es geht sich um nach wie vor also um Folgendes:
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Dann sei doch mal so gut und kläre mal differenziert auf welche
DalaiLotta schrieb:
...alternativen Methoden...
was wert sind und bitte auch bei welcher Erkrankung.
Wobei deine Äusserung
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Der entsteht ja auch nur durch diesen Bias, der besagt, ALLE alternativen Methoden seien nix wert.
als Ausgangspunkt zu sehen ist.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

07.09.2021 um 10:11
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:als Ausgangspunkt zu sehen ist.
Meinst du?
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Denk dir ein fiktives Beispiel aus und wir können drüber reden - aber dieses Stöckchen hinhalten nervt.
Da liegt ja jetzt ein link vor, in dem der link zur eigentliche Empfehlung mit all ihren Studien enthalten ist.
(Danke, @mitH2CO3, da hab ich mich echt gefreut. Nach den Studien über Weihrauchsalbe (Boswellia) hatte ich schon mal vergeblich gesucht. Und auch viele andere interessante Sachen sind da drin; bevor über die Krebsbezogenen Studien berichtet wird kommen oft noch die traditionellen Anwendungen und deren Evidenz zur Sprache.)

@Heide_witzka, das kannst du dir ja mal in Ruhe anschauen - und wenn dann bei dir noch Fragen offen sind, kannst du sie formulieren.

Aber auf deine undifferenzierte Hetze gedenke ich nicht einzugehen,
auch wenn die Verwaltung andeutet es gäbe da "Regeln" und nicht nur das Verbot, in´s Detail zu gehen.
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Mir hat der hier heute morgen schon gereicht -
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Die Kernaussage ist, dass man diese ganzen Behandlungen komplementär, also zusätzlich zur
Krebsbehandlung machen kann. Es wird keine Aussage über alle Krankheiten gemacht.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Das ist keine Akzeptanz der Alternativmedizin als gleichberechtigte Alternative zur ärtztlichen Behandlung, sondern das leider notwendige Zugeständnis an die Tatsache,
dass die Evidenzbasierte Medizin so funktioniert.

Immer wieder wird hier genau das demonstriert, was den HP vorgeworfen wird.
Das heißt aber eigentlich "Projektion" - Evidenz geht anders.


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