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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

22.983 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Psiram, Homöopathie, Pharmaindustrie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 02:54
@Pergamon

Das ist ja aber eine Ausgestaltungsfrage. Grundsätzlich könnte man doch, so wie ärzte das ja zum teil auch machen, softe methoden auf ein halbwegs normiertes Fundament stellen.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 07:51
Zitat von oldzambooldzambo schrieb:Das Medizinstudium ist aber offenbar nicht gut genug, um einen Teil der praktizierenden ehemaligen Absolventen desselben davon abzubringen, die Esospinnereien selbst gewinnbringend anzuwenden.
Non sequitur.
Das liegt nicht am Studium. Wenn du allerdings sinnvolle Kritik am Studium vorzubringen hast, dann mache es und zeig mal die Fehler auf.

Es stimmt allerdings dass auch Ärzte hingehen und teils nicht wissenschaftlich vernünftig belegte Therapien anbieten. Die Gründe wären dann von Fall zu Fall zu klären.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Aber wozu soll das gut sein, wenn es einen Bedarf nach etwas gibt, was zumindest Momentan nicht in den Aufgabenbereich von Medizinern fällt, trotzdem aber ein Gesundheitsthema ist?
Warum Menschen zu HPlern rennen musst du die Betroffenen selbst fragen. Weit hast du es dazu ja nicht.
Der blosse Bedarf macht etwas ja nicht unbedingt gleich sinnvoll. Es besteht auch ein Bedarf nach Homöopathie, Granderwasser oder Haifischflossensuppe. Es gibt Menschen die ganz fest glauben dass gemahlener Tigerpenis erektile Dysfunktion beseitigt und ähnlichen Schmonzes mehr.
Auf dem Level seh ich auch die HPfangirls und -boys.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:02
@Heide_witzka

Es ging um Folgendes:
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Man könnte, OK die Idee ist superstrange und man muss schon völlig durch den Wind sein um darauf zu kommen, Medizin studieren um dann auf vernünftiger Basis an Menschenherumzudoktern.
Hört sich zwar total verrückt an, ist aber für mich kaum von der Hand zu weisen.
Daraufhin meine frage:
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Aber wozu soll das gut sein, wenn es einen Bedarf nach etwas gibt, was zumindest Momentan nicht in den Aufgabenbereich von Medizinern fällt, trotzdem aber ein Gesundheitsthema ist?
Darum frage ich auch ganz explizit, was es bringen soll bezüglich denen, die jetzt zum HP gehen, wenn es mehr Ärzte gibt.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Warum Menschen zu HPlern rennen musst du die Betroffenen selbst fragen. Weit hast du es dazu ja nicht.
Der blosse Bedarf macht etwas ja nicht unbedingt gleich sinnvoll. Es besteht auch ein Bedarf nach Homöopathie, Granderwasser oder Haifischflossensuppe. Es gibt Menschen die ganz fest glauben dass gemahlener Tigerpenis erektile Dysfunktion beseitigt und ähnlichen Schmonzes mehr.
Auf dem Level seh ich auch die HPfangirls und -boys.
Es gibt kein bedürfnis nach Homöopathie an sich. Der Inhalt ist größtenteils austauschbar. Es gibt aber ein Bedürfnis nach softer Medizin, gerade bei chronisch kranken.

Hier nochmal die Frage: Wenn einer wegen Migräne erst zum Arzt geht, da irgendwann austherapiert ist, aber immer noch Kopfschmerzen hat (kommt bei chronisch Kranken ja vor) und dann zur Akkupunktur geht und der Meinung ist, nach der Akkupunktur weniger Schmerzen zu haben und sich besser fühlt: Ist das sinnvoll für dich oder nicht?


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:06
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Es gibt kein bedürfnis nach Homöopathie an sich. Der Inhalt ist größtenteils austauschbar. Es gibt aber ein Bedürfnis nach softer Medizin, gerade bei chronisch kranken.
Und dann ist es anscheinend auch egal ob sie hilft.
Da sind wir dann etwa bei Astrologie.
Auch da gibt es einen Bedarf obwohl Astrologie sinnbefreite Schaumschlägerei ist.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:10
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Und dann ist es anscheinend auch egal ob sie hilft.
Da sind wir dann etwa bei Astrologie.
Auch da gibt es einen Bedarf obwohl Astrologie sinnbefreite Schaumschlägerei ist.
Es gibt zwischen 6 und 8 Tausend Astrologen in D, aber mehr als 40 Tausend Heilpraktiker. Aber wenn du so willst: Ja, auch das Bedürfnis nach Leitung im Leben und der Begleitung bzw. Besprechung von Schicksalssschlägen ist da und legitim.

Ein Astrologe ist ein Symptom einer Gesellschaft, die anderweitig nicht gut darin ist, den Leuten, die zum Astrologen zu gehen, ihre Bedürfnisse zu erfüllen.

So sehe ich das auch bei Heilpraktikern. Man muss sich da schon fragen, warum denn gerade chronisch kranke vermehrt auf die Idee kommen, für ihre MIgräne zum HPler zu gehen und nicht zum Arzt. Was bietet der HPler denen? Die würden das ja nicht machen, würden sie sich nicht danach in irgendeiner Form besser fühlen.

Um das zu verstehen, muss man das bedürfnis dahinter verstehen. Um das zu verhindern, muss man das bedürfnis anderweitig, seriöser, erfüllen. Das klappt aber nicht, wenn man das bedürfnis an sich lächerlich macht.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:13
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Die würden das ja nicht machen, würden sie sich nicht danach in irgendeiner Form besser fühlen.
Das trifft auch auf Alkoholiker, Heroinabhängige oder Ritzer zu - trotzdem forderst du nicht "Rasierklingen für alle".
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Um das zu verstehen, muss man das bedürfnis dahinter verstehen. Um das zu verhindern, muss man das bedürfnis anderweitig, seriöser, erfüllen. Das klappt aber nicht, wenn man das bedürfnis an sich lächerlich macht.
Ja genau: anderweitig. Nicht mit irgendwelchen Elendsprofiteuren.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:14
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Hier nochmal die Frage: Wenn einer wegen Migräne erst zum Arzt geht, da irgendwann austherapiert ist, aber immer noch Kopfschmerzen hat (kommt bei chronisch Kranken ja vor) und dann zur Akkupunktur geht und der Meinung ist, nach der Akkupunktur weniger Schmerzen zu haben und sich besser fühlt: Ist das sinnvoll für dich oder nicht?
Derjenige kann auch zum Friseur gehen weil es ihm gefällt den Kopf gekrault zu bekommen. Das hat genausoviel mit Medizin zu tun und ist billiger.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:17
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Das trifft auch auf Alkoholiker, Heroinabhängige oder Ritzer zu - trotzdem forderst du nicht "Rasierklingen für alle".
Sicher nicht, aber ich würde schon eine vernünftige Drogenpolitik fordern, wo man dann im einzelnen darüber spricht, welche droge wie gefährlich ist, nicht die Drogensüchtigen stigmatisiert usw.
Sowas würde ich mir auch für HPler wünschen. Drogen sind immer symptom eines Bedürfnisses, so wie Astrologie und eigentlich generell menschliches verhalten es auch ist.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Ja genau: anderweitig. Nicht mit irgendwelchen Elendsprofiteuren.
Genau, aber um das zu schaffen, müssen wir das Bedürfnis an sich erstmal anerkennen. Aber was ich hier sehe geht in die richtung, die leute, die zu HPlern gehen,e rstmal als ein bisschen doof anzusehen, bestenfalls 'leider durch einens chicksalsschlag dazu verleitet',a ber nicht als rationale Wesen, die sich da durchaus ein bedürfnis erfüllen, was sie sonst nicht gestillt kriegen.

Wie gesagt: ich sehe jemanden nicht als irrational an, der wegen kopfschmerzen zur akkupunktur geht, wenn er sich danach immer besser fühlt. Ich sehe auch nicht, warum das schlecht oder anrüchig sein soll. Ich sehe als als Problem an, wenn solche Praktiken extrem teuer sind (da also grober betrug durchgeführt wird) oder gefährlich sind.

Ansonsten wird da eine Bedürfnisbefriedigung getätigt, die unsere gesellschaft ganz offenbar braucht und will.
Zitat von rambaldirambaldi schrieb:Derjenige kann auch zum Friseur gehen weil es ihm gefällt den Kopf gekrault zu bekommen. Das hat genausoviel mit Medizin zu tun und ist billiger.
Und warum macht der das nicht? Warum geht einer lieber zum Osteopathen als zum Physio?


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:17
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Ein Astrologe ist ein Symptom einer Gesellschaft, die anderweitig nicht gut darin ist, den Leuten, die zum Astrologen zu gehen, ihre Bedürfnisse zu erfüllen.
Es gibt nichts dass so dumm ist als dass nicht jeden Tag genug aufstehen die es glauben/darauf hereinfallen.
Nun kann man hingehen und das als Versagen der Gesellschaft ansehen oder es halt mal daran festmachen dass Menschen unterschiedlichste Inselverarmungen, Sehnsüchte und Glaubensbilder mit sich herumtragen.
Ich gehöre zum 2. Stamm.
Man kann hingehen und für eine gewisse Grundbildung sorgen, aber der Rest liegt nicht mehr in der Hand der Gesellschaft.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Um das zu verstehen, muss man das bedürfnis dahinter verstehen. Um das zu verhindern, muss man das bedürfnis anderweitig, seriöser, erfüllen. Das klappt aber nicht, wenn man das bedürfnis an sich lächerlich macht.
Das Bedürfnis kannst du gerne darlegen. Dann schauen wir ob da tatsächlich noch die Gesellschaft ins Boot geholt werden oder vielleicht doch dem Bedürftigen mal der Kopf gewaschen werden müsste.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:22
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Es gibt nichts dass so dumm ist als dass nicht jeden Tag genug aufstehen die es glauben/darauf hereinfallen.
Nun kann man hingehen und das als Versagen der Gesellschaft ansehen oder es halt mal daran festmachen dass Menschen unterschiedlichste Inselverarmungen, Sehnsüchte und Glaubensbilder mit sich herumtragen.
Ich gehöre zum 2. Stamm.
Man kann hingehen und für eine gewisse Grundbildung sorgen, aber der Rest liegt nicht mehr in der Hand der Gesellschaft.
Da wären wir wieder an dem Punkt, wo ich dich frage, ob 70% der deutschen Naivlinge sind. UNd ab wann diese These für dich selbst absurd wird. 80% die zum HPler gehen würden? 90?
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Das Bedürfnis kannst du gerne darlegen. Dann schauen wir ob da tatsächlich noch die Gesellschaft ins Boot geholt werden oder vielleicht doch dem Bedürftigen mal der Kopf gewaschen werden müsste.
Die Gesellschaft steht mittlerweile eigentlich relativ klar pro HP da. Vielleicht waschen die dir bald den Kopf?


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:23
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Wie gesagt: ich sehe jemanden nicht als irrational an, der wegen kopfschmerzen zur akkupunktur geht, wenn er sich danach immer besser fühlt. Ich sehe auch nicht, warum das schlecht oder anrüchig sein soll. Ich sehe als als Problem an, wenn solche Praktiken extrem teuer sind (da also grober betrug durchgeführt wird) oder gefährlich sind.
Ja, du stellst dich eben auf den Punkt, dass es diesen hypothetischen "Idealnutzer" gibt der vorbildlich bei allen Ärzten war, die Diagnose "idiopathische, nicht lebensbedrohliche Störung" hat und dann, im vollen Wissen dass es "eigentlich" nichts bringt zum Akkupunkteur geht, der ihn ebenso vorbildlich ausschließlich mit unbedenklichen Methoden behandelt, zu einem fairen Preis. Hinterher ist alles eitel Sonnenschein, Patient Musterknabe hat seinen Placebo-Effekt und alle sind glücklich.

Das hat halt leider nichts mit der Realität zu tun, wo solche Pseudotheraupeuten natürlich und viel an Leuten rumdoktern, die noch zu behandeln wären, dabei auch vor der Behandlung von lebensbedrohlichen Krankheiten oder vor der Verwendung von lebensbedrohlichen "Therapie"-Ansätzen nicht zurückschrecken, oder eben auch horrende Preise verlangen und Abhängigkeitsverhältnisse ausnutzen.

Du blendest die Realität durch deine hypothetische Idealkonstruktion aus, oder verlangst paradoxerweise von den regulären Ärzten Perfektion, weil der (reale) Murks-Fall vom Heilpraktiker theoretisch auch beim Arzt vorkommen kann (was er dort als Ausnahmefall auch mal tut).


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:27
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Aber wozu soll das gut sein, wenn es einen Bedarf nach etwas gibt, was zumindest Momentan nicht in den Aufgabenbereich von Medizinern fällt, trotzdem aber ein Gesundheitsthema ist?
Gerade weil es ein Gesundheitsthema ist und gerade weil es Bedarf gibt, sollte man Bedürftigen keinen Unsinn andrehen. Der befriedigt bi einigen sogar das Bedürfnis, löst aber das Problem nicht, sondern verschlimmert es in den meisten Fällen sogar.

Bin mir sicher, Steve Jobs hat mit voller Freude sein Bedürfnis, etwas Besseres als "Schulmedizin zu sich zu nehmen, befriedigt, als er O-Saft statt Chemo schlürfte, nur hat es eben nicht geholfen, Und das nicht zufällig nicht, weil zufällig nur er darauf nicht angesprungen wäre, sondern weil diese Behandlung einfach komplett sinnlos und daher falsch ist. Sie macht nicht nur nicht wieder gesund, sie verhindert sogar, dass man das bisher einzige Richtige tut. Er wurde nicht nur nicht mehr gesund und das war für jeden Nichtschwurbler 100% vorhersehbar, er verstarb auch recht schnell dadurch. Eben weil der Humbug nicht hilft/half, ihn aber daran veranlasste, sein einzige Chance auf Gesundung, und sei es nur für ein par Jahre mehr, nämlich eine herkömmliche, bewährte "schulmedizinische" Krebstherapie abzulehnen.

Das Bedürfnis alleine nach einer bestimmten Behandlung macht nun mal Humbug nicht wirksam, schon gar nicht wirksamer als echte Medizin.
Humbug wähnt Einen eine Zeitlang in Sicherheit, mehr aber auch nicht.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Nun kann man hingehen und das als Versagen der Gesellschaft ansehen oder es halt mal daran festmachen dass Menschen unterschiedlichste Inselverarmungen, Sehnsüchte und Glaubensbilder mit sich herumtragen.
Ich tippe da auf Letzteres, da mir keine Gesellschaft bekannt wäre, in der es nur hochrational herginge.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:27
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Da wären wir wieder an dem Punkt, wo ich dich frage, ob 70% der deutschen Naivlinge sind.
Klar, kannst du fragen. Die blosse Astrologiehörigkeit oder die Hpler-Nutzung würde mir nicht reichen einen Menschen in toto zum Naivling zu erklären. Deshalb hatte ich ja auch schon von Inselverarmungen gesprochen.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Die Gesellschaft steht mittlerweile eigentlich relativ klar pro HP da. Vielleicht waschen die dir bald den Kopf?
Klar, können sie machen. Trotzdem gibt es dann bei mir keine Bärlauchfüllungen und ich tanze auch nicht mit dem Baströckchen um meine Patienten herum oder besprühe sie mit Granderwasser.
Da werden sie dann auf einen Kollegen ausweichen müssen. :D


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01.02.2021 um 16:32
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Ja, du stellst dich eben auf den Punkt, dass es diesen hypothetischen "Idealnutzer" gibt der vorbildlich bei allen Ärzten war, die Diagnose "idiopathische, nicht lebensbedrohliche Störung" hat und dann, im vollen Wissen dass es "eigentlich" nichts bringt zum Akkupunkteur geht, der ihn ebenso vorbildlich ausschließlich mit unbedenklichen Methoden behandelt, zu einem fairen Preis. Hinterher ist alles eitel Sonnenschein, Patient Musterknabe hat seinen Placebo-Effekt und alle sind glücklich.

Das hat halt leider nichts mit der Realität zu tun, wo solche Pseudotheraupeuten natürlich und viel an Leuten rumdoktern, die noch zu behandeln wären, dabei auch vor der Behandlung von lebensbedrohlichen Krankheiten oder vor der Verwendung von lebensbedrohlichen "Therapie"-Ansätzen nicht zurückschrecken, oder eben auch horrende Preise verlangen und Abhängigkeitsverhältnisse ausnutzen.

Du blendest die Realität durch deine hypothetische Idealkonstruktion aus, oder verlangst paradoxerweise von den regulären Ärzten Perfektion, weil der (reale) Murks-Fall vom Heilpraktiker theoretisch auch beim Arzt vorkommen kann (was er dort als Ausnahmefall auch mal tut).
Das ist keien absurde Hypothese. Das geben für mich die zahlen, die wir haben, her.
Die realität ist, dass die meisten leute für chronische probleme zum HPler gehen (da ist die chance recht hoch, dass da mal ein arzt drübergeguckt hat, wenn es chronisch ist), die nicht gefährlich sind (kopfschmerzen, rückenschmerzen, bauchschmerzen).
Und die meisten von denen kriegen dann Therapien wie OSteopathie, Akkupunktur, harmlose Mittelchen die nicht gefährlicher sind als ein Kräutertee oder eben esoterik chakren kram, der aber wenigstens noninvasiv ist.

Die größte Gefahr da für mich ist in der Regel betrug (also "ich verkauf die globuli für 1000 Euro), aber wie gesagt: Wenn ich wegen Migräne zur Akkupunktur gehe, ist da weder ein großes physisches noch finanzielles risiko zu finden. Und das ist wesentlich, wesentlich häufiger als die HOrrorstories die man dann so liest, wo gefährliche Methoden genutzt werden.

Ich denke nicht, dass du davon sprechen kannst, dass ich die realität ausblende. Die Realität ist, dass das allermeiste, was beim HPler passiert, vollkommen harmlos ist. Und wenn ich den Rest kaputtmachen will (was ich möchte), dann sollte ich wohl zwischen den ungefährlichen und den gefährlichen sachen erstmal trennen.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:35
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Die realität ist, dass die meisten leute für chronische probleme zum HPler gehen
Ist sie das? Gibt es darüber statistische Erfassungen?


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:37
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Das ist keien absurde Hypothese. Das geben für mich die zahlen, die wir haben, her.
Nur nochmal zur Klarstellung, aus Deinem Link, das sind keine Zahlen von Behandlungen sondern von Absichtserklärungen.
Der häufigste Anlass, für den die Deutschen zum Heilpraktiker gehen würden, ist dabei die Behandlung einer Migräne: Wie die Grafik von Statista zeigt, würden 38 Prozent der Befragten hierfür alternative Heilmethoden in Erwägung ziehen. 35 Prozent würden bei Rückenschmerzen und 32 Prozent bei Magen-Darm-Beschwerden Naturheilverfahren ausprobieren.
Quelle: https://de.statista.com/infografik/10337/nutzung-von-naturheilverfahren/


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01.02.2021 um 16:37
Zitat von shionoroshionoro schrieb:ann sollte ich wohl zwischen den ungefährlichen und den gefährlichen sachen erstmal trennen.
Dazu ist doch der Heilpraktiker strukturell gar nicht in der Lage, er hat keine bis kaum diagnostische Ausbildung, kann selbst einfache Labordiagnostik wie ein Blutbild weder in Auftrag geben noch interpretieren, noch kann er modernere Hochleistungsdiagnostik wie z.B. ein MRT bestellen oder durchführen.

Er muss drauf hoffen, dass der Arzt das alles mal gemacht hat (und dass der Patient überhaupt beim Arzt war) und dass das chronische Kopfweh bloß psychosomatisch ist und kein wuchernder Tumor.


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01.02.2021 um 16:38
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Die Realität ist, dass das allermeiste, was beim HPler passiert, vollkommen harmlos ist.
Und wie viele dieser Behandlungen haben eine wissenschaftliche Evidenz?
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Und wenn ich den Rest kaputtmachen will (was ich möchte), dann sollte ich wohl zwischen den ungefährlichen und den gefährlichen sachen erstmal trennen.
Gefährlich ist selbst gemeinsames Blumengiessen wenn der HPler dadurch, durch seine Beeinflussung, eine angezeigte Behandlung verhindert und/oder verzögert.

Warum braucht das deutsche Gesundheitssystem unterbildete Pseudomediziner?
Wenn du das nachvollziehbar erklären kannst dann sind wir einen Riesenschritt weiter.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:40
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Gerade weil es ein Gesundheitsthema ist und gerade weil es Bedarf gibt, sollte man Bedürftigen keinen Unsinn andrehen. Der befriedigt bi einigen sogar das Bedürfnis, löst aber das Problem nicht, sondern verschlimmert es in den meisten Fällen sogar.

Bin mir sicher, Steve Jobs hat mit voller Freude sein Bedürfnis, etwas Besseres als "Schulmedizin zu sich zu nehmen, befriedigt, als er O-Saft statt Chemo schlürfte, nur hat es eben nicht geholfen, Und das nicht zufällig nicht, weil zufällig nur er darauf nicht angesprungen wäre, sondern weil diese Behandlung einfach komplett sinnlos und daher falsch ist. Sie macht nicht nur nicht wieder gesund, sie verhindert sogar, dass man das bisher einzige Richtige tut. Er wurde nicht nur nicht mehr gesund und das war für jeden Nichtschwurbler 100% vorhersehbar, er verstarb auch recht schnell dadurch. Eben weil der Humbug nicht hilft/half, ihn aber daran veranlasste, sein einzige Chance auf Gesundung, und sei es nur für ein par Jahre mehr, nämlich eine herkömmliche, bewährte "schulmedizinische" Krebstherapie abzulehnen.

Das Bedürfnis alleine nach einer bestimmten Behandlung macht nun mal Humbug nicht wirksam, schon gar nicht wirksamer als echte Medizin.
Humbug wähnt Einen eine Zeitlang in Sicherheit, mehr aber auch nicht.
Man sollte ihnen aber auch nicht "nichts" anbieten und ihr Bedürfnis an sich invalidieren. Wenn jemand mit Kopfschmerzen austherapiert ist, aber immer noch darunter leidet, was kann der dann machen? Der kann allerlei wellness kram ausprobieren, sicherlich, müsste das dann aber auf eigene faust machen.
Mit nem HPler hat er einen, der mit ihm im idealfall verschiedene sachen ausprobiert, die Linderung verschaffen können. Akkupunktur, Osteopathiemassagen, Kneipp, Kräutertees, was weiß ich. Und dass eins davon irgendwie Linderung schafft, die chance ist nicht so schrecklich klein, allein, wenn man sich da gut fühlt und ein bisschen sein Leid klagen kann.

Das ist eine reale Leistung, die reale Menschen brauchen und sonst nirgendwo so richtig erfüllen könnten. Wenn man will, dass dieses Bedürfnis nicht ausgenutzt wird von leuten, die ihre patienten ausnehmen oder sogar in gefahr bringen, dann kann man sich nicht auf den standpunkt stellen, dass das bedürfnis an sich fehlgeleitet ist. Warum sollten diese Leute dann auf dich hören?
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Ist sie das? Gibt es darüber statistische Erfassungen?
Ja, ich verlink es immer wieder:

https://de.statista.com/infografik/10337/nutzung-von-naturheilverfahren/

50% der Deutschen waren schonmal bei HPlern, davon 50% waren wegen chronischen Leiden da. Nur 10% der HP Patienten gehen da wegen gefährlichen sachen hin. Das weißt darauf hin, dass wir noch nicht gut darin sind, chronisch kranke zu betreuen.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

01.02.2021 um 16:43
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Dazu ist doch der Heilpraktiker strukturell gar nicht in der Lage, er hat keine bis kaum diagnostische Ausbildung, kann selbst einfache Labordiagnostik wie ein Blutbild weder in Auftrag geben noch interpretieren, noch kann er modernere Hochleistungsdiagnostik wie z.B. ein MRT bestellen oder durchführen.

Er muss drauf hoffen, dass der Arzt das alles mal gemacht hat (und dass der Patient überhaupt beim Arzt war) und dass das chronische Kopfweh bloß psychosomatisch ist und kein wuchernder Tumor.
Ich meine damit, gefährliche von ungefährlichen behandlungen zu trennen. Akkupunktur ist nicht gefährlich, Osteopathie auch nicht, auch Kneipptherapien sind das nicht (alles natürlich mit der Auflage, dass da kein anderweitiges medizinisches Problem besteht. Aber so ein unerkanntes medizinisches problem kann dich auch dahinraffen, wenn du in die sauna gehst).
Wenn man erstmal, von ärzteseite, da ordnet und dann schaut, okay, das und das birgt ein risiko für patienten und darf nicht durchgeführt werden, währenddessen die anderen sachen keinen bewiesenen nutzen habena ber auch nicht gefährlich sind, das würde uns einen schritt weiterbringen.


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