flybywire schrieb:Warum interessiert Dich die Antwort auf diese Frage?
Mich persönlich lässt der Gedanke nicht los, dass wir es hier mit einem Szenario zu tun haben, bei dem sowohl Malaysia als aber auch Indonesien involviert sind, und zwar in den Bereichen Motiv (Täterschaft), Abwehr und Verschleierung.
Insgesamt ist es für mich jedoch schwer in Worte zu fassen. Das Bild, das ich da nun bereits schon seit längerem vor Augen habe, ist trotz aller Bemühungen leider immer noch ziemlich vernebelt und ich bin mir daher auch nicht sicher, ob ich meine Gedanken hier überhaupt nachvollziehbar darlegen kann.
Ich versuche es trotzdem mal:
Zunächst gehe ich jetzt erstmal auf Thailand und Singapur ein, die zwar etwas zur Aufklärung beitragen könnten, im Grunde aber dennoch nur Randerscheinungen sind.
Wenn das thailändische Militär verkündet, dass ihr Radar auf Hat Yai MH370 erfasste, steht es für mich außer Frage, dass dieser Stützpunkt in jener Nacht dann auch durch Kampfjets besetzt war. Ansonsten ergäbe es nämlich ja keinerlei Sinn, dieses Radar überhaupt auch erst in den Betriebsmodus zu schalten. Soll heißen, ich bin mir sicher, Thailand hat die Luftraumverletzung (9 Minuten direkt über thailändischem Theretorium, anschließend dann noch über einem längeren Zeitraum genau oberhalb der thailändisch/malayischen Grenze) unmittelbar registriert und Abfangjäger hätten zumindest theoretisch MH370 währenddessen locker erreichen können. Ob dies geschah ist natürlich eine andere Frage. Falls ja, könnte ich mir vorstellen, dass es dann deren Anliegen war, MH370 so aus dem eigenen Luftraum abzudrängen bzw. eine tiefere Verletzung zu verhindern.
Wie dem auch sei, es ist in jedem Fall naheliegend, dass das thailändische Militär diese Beobachtung mit Malaysia/vor allem aber dann mit Singapur teilte.
Warum Singapur?
Nun, aufgrund des seitens ATSB festgelegten (und von Victor Iannello analysierten) "NW-Point" wissen wir, dass Singapur die Andamanen-See in jener Nacht überwachte (sei es nun durch ein Awacs-Flugzeug oder aber alternativ durch ein dementsprechendes Schiff der Marine). Die einzige Begründung, die mir zu der Notwendigkeit dieser Überwachung einfällt, ist die, dass unter Zuhilfenahme dieses Radars dann die Überführungsflüge des anstehenden "Cope-Tiger-Manövers" koordiniert wurden. An diesem Manöver nahmen neben den USA eben halt ja auch noch Singapur und Thailand teil. Somit ist ein Informationsaustausch untereinander also auch mehr als wahrscheinlich und unabhängig von MH370 gab es dann vmtl ohnehin auch Flugbewegungen der jeweiligen Luftwaffen.
Unterm Strich lässt sich aber wohl sagen, dass sowohl Singapur als auch Thailand nicht maßgeblich in das Verschwinden von MH370 verwickelt sind, wenngleich sie etwas mehr Licht ins Dunkel bringen könnten, wenn sie denn wollten.
Indien spielt für mich in diesem Zusammenhang überhaupt keine Rolle. Die wären höchstens auf den Plan getreten, wäre MH370 dem für 18:22 angenommenen Kurs dann auch weiterhin noch gefolgt.
Bleiben demzufolge nur noch Malaysia sowie Indonesien als maßgebliche Akteure übrig.
Die wenigen seitens Indonesien getätigten Äußerungen geben folgendes Bild wieder:
Das zivile indonesische Sekundärradar sah MH370 auf seinem Weg nach IGARI und danach nicht mehr. Dieser Aussage ist durchaus zu vertrauen. Zum einen flog MH370 wohl aus der Reichweite dieses Radars, zum anderen war MH370 dann aufgrund des Transponderausfalls für dieses nicht mehr zu orten.
Die andere (interessantere) Aussage ist (dabei dann mit Verweis auf die Leistungsfähigkeit des eigenen militärischen Radars) die, dass man die seitens des malayischen Militärs gemachten Sichtung in der Straße v. Malakka für jenen Zeitraum nicht bestätigen könnte.
Nun, das heißt nicht, dass man MH370 nicht gesehen hätte. Das heißt lediglich, dass (sofern man MH370 doch sah) diese Sichtung dann aber jedoch nicht zeitsynchron zu der malayischen Angabe gewesen ist. Dazu sei noch gesagt, dass der malayische Luftwaffengeneral Daud ja sogar 4 verschiedene Routen in den Raum warf. Diese indonesische Aussage wäre also, selbst wenn man MH370 sah, nicht automatisch falsch.
Malaysia bewertete dieses jedoch anschließend so, als würde es definitiv keine indonesische Sichtung geben
("for unknown reasons Indonesia did not detect MH370").
Bei geringsten zeitlichen Differenzen zu der von Malaysia letztendlich final festgelegten Sichtung (Welches Schweinderl hättens gern?), wäre diese Aussage also absolut richtig, selbst wenn man MH370 dennoch sah.
Dass Indonesien die Kapazitäten für ein Orten und Verfolgung von MH370 gehabt hätte, steht wohl außer Frage. Dass das malayische Militär spätestens beim provokanten Überfliegen von Butterworth aufgeschreckt worden ist, ebenso. Vmtl. jedoch bereits auch schon sehr viel früher - zum einen (s.o.) durch eine derartige Mitteilung aus Thailand, zum anderen jedoch vor allem auch dadurch, dass das malayische Militär im selben Gebäude wie das ATCC sitzt und der zuständige Minister in beiden Fällen Hishammuddin Hussein heißt.
Hier anzunehmen, dass es lediglich nur den durch MAS OPS ausgelösten Unfug innerhalb des ATCC gab, halte ich für vollkommen unrealistisch.
Bevor ich damit weiter mache, wie ich mir den anschließenden Verlauf ungefähr vorstelle, versuche ich ansatzweise ein malayisch/indonesisches Motiv zu skizzieren. Das ist jedoch der schwierigste Part, da vor allem auch Indonesien ein kompliziertes, vielschichtiges und schwer zu durchschauendes Land ist, bei dem ich an vielen Stellen wirklich absolut im Trüben fische.
Was ich herausgefunden habe, ist, dass Malayen sowie die Bevölkerung Sumatras im Kern den gleichen ethnischen Hintergrund haben. Wenn man so will, ist das dann in Bezug auf die Abstammung eigentlich sogar ein und dasselbe Volk. Allerdings gibt es zusätzlich noch eine Vermischung mit Chinesen und mit "Aceh" dann noch eine Provinz im Norden Sumatras, welche sich 2004 der Scharia verschrieben hat. Diese Gemengelage allein ist also schon durchaus kompliziert und bezogen auf die Personen an Bord von MH370 heißt das, dass die veröffentlichten Staatsbürgerschaften dann noch lange nichts über deren tatsächliches Zugehörigkeitsgefühl aussagen.
Am einfachsten wäre es jetzt, anzunehmen, dass das Motiv irgendwo im Bereich Befürwortung und/oder eben auch Ablehnung der Scharia liegt, also demzufolge dann religiöser Natur war.
Was da alles so in Frage käme, ließe sich hier sicherlich diskutieren.
Ich nenne mal ein aus meiner Sicht mögliches Beispiel:
Der/die Entführer wollte die Sharia in Aceh aufweichen, die dortige Regierung zu Zugeständnissen bewegen, womöglich dabei dann aber auch noch öffentlich anprangern bzw. zur Rechenschaft ziehen.
(Das genaue Gegenteil wäre ebenso denkbar, also eine Ausweitung der Scharia..)
Jedenfalls würde man in dem Fall verhandeln wollen und zwar wohl erstrangig mit Indonesien.
Davon ausgehend, dass die malayische Luftwaffe MH370 ab Penang eskortierte, kam man dann auch relativ schnell in den Bereich, wo es Sinn machte, besser an Indonesien zu übergeben. Geografisch eigentlich ja bereits schon westlich von Pulau Perak, inhaltlich in Bezug auf Verhandlungen (bei oben skizziertem Motiv) ohnehin...
Gut, den Rest erspare ich mir jetzt doch. Habe ich eigentlich auch schon oft genug geschrieben (zunächst Verhandlungen vor Sumatra (wahlweise mittels zusätzlichem Satellitentelefon und/oder per Funk mit den indonesischen Abfangjägern), dann letztendlich Absturz vor Java).
Insgesamt ist das Szenario natürlich noch recht schwammig. Das liegt aber auch daran, dass es innerhalb dieses Szenarios dann noch jede Menge Möglichkeiten gibt und ich mich daher einfach nicht genauer festlegen kann. Jedoch würde sich trotzdem für mich dadurch so einiges an Ungereimtheiten erklären, welche ich ansonsten immer nirgendwo unterbringen kann.