Afghanistan noch mal für 20 Jahre besetzen?

Sollten wir das Land erneut für 20 Jahre besetzen, um zu gucken ob es wir nochmal besser hinbekommen oder das Land einfach in Ruhe lassen. Wie seht ihr das?

Ohne einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung inklusive der Armee hätten die Taliban das Land niemals so schnell kampflos überrennen können. Was man im Moment am Flughafen Kabul sieht, sind lediglich Minderheiten, die von der haram Freiheit des Westens gekostet haben. Die große Mehrheit hingegen will offenbar ein Taliban-Regime und soll es von mir aus auch bekommen. Geliefert wie bestellt.

Falls die Taliban jemals über Afghanistan hinausgehende Aggressionen entfalten sollten, können die US das Gebiet ja immer noch zum größten Parkplatz der Welt bomben, aber bislang sehe ich dafür keinen Anlass. Das afghanische Volk, bzw. der männliche Teil davon, wollte es so, jetzt kriegen sie es so.

Wenn wir den Taliban genug Hilfsgelder anbieten, dann werden sie sicherlich ganz friedliche Demokraten :troll:

Den Taliban Rasierer stiften.

VanDusen schrieb:Das afghanische Volk, bzw. der männliche Teil davon, wollte es so, jetzt kriegen sie es so.

Und was ist mit der armen unschuldigen weiblichen Hälfte des Volkes? Hat die dann einfach Pech gehabt? :(

Schwierige Frage und eine ebensolche Entscheidung. Letztere möchte ich nicht treffen wollen. Man hatte tatsächlich das Gefühl, dass die Afghanen (zumindestens ein Großteil) die aktuelle Lage begrüssen. Sich jetzt da von außen wieder einzumischen ist fragwürdig und diffizil.
Vermutlich sollte man lediglich die flüchtende Bevölkerung unterstützen, ihnen eine neue Heimat und Perspektive bieten und den Rest sich selbst überlassen..

Wir sind jetzt doch jetzt selbst am Arsch. Immerhin wurde unsere Freiheit auch am Hindukusch verteidigt. Ruhe in Frieden Peter Struck, wenn das neben 59, für NIX, gefallenen Soldaten möglich ist.

Ganz oder gar nicht. Entweder nochmal 20 Jahre mit neuer Verfassung und Gesetzgebung bis auf die regionale Ebene, konsequenter Verfolgung der Taliban, ebenso alle Helfer gegen die man irgendwas in die Hand bekommt, Eindämmung der Religionsausübung und rein säkulare Erziehung und Ausbildung, gleichzeitiger Ausbau der Infrastruktur und Wirtschaftsförderung.

Das wäre aber wohl ziemlich blutig durch die hervorgerufenen Reaktionen - und die Unterdrückung von Religion und Kultur entspräche vielleicht nichtmal unseren eigenen westlichen Werten. Wenn man es sehr, sehr, sehr genau nähme.

Insofern: In Ruhe lassen. Erzwungene Entwicklungen sind selten von Dauer, vor allem nicht wenn man halbherzig vorgeht.

Nuka schrieb:Sich jetzt da von außen wieder einzumischen ist fragwürdig

genau das ist doch die frage!

wir mischen uns mittlerweile bei jedem furz, der uns nicht passt, in
angelegenheiten anderer länder ein.
das sollten wir tunlichst unterlassen!

Als Reporter oder Nachrichten-Organisation würde ich jetzt mal an die Regierungen von z.b. Ägypten, Türkei, Iran und Saudi-Arabien herantreten und nach ihrer Meinung fragen zur Taliban in Afghanistan.

Einerseits würde man dann sehen wie zu so einer fundamentalen Strömung stehen und andererseits könnte man fragen ob sie nicht auch etwas dagegen haben und Truppen da hin schicken. Noch einmal ein Einsatz von Militär ohne dass Soldaten aus muslimischen Ländern dabei sind möchte ich nicht gut heißen..

Man sieht ja jetzt schon wieder in den Nachrichten wie Stimmung gemacht wird gegen die, die jetzt jahrlang geholfen hatten. Bei Google-News gab es einen Bericht einer Meinung einer afghanischen Person nach dem Motto "Die Deutschen haben uns verarscht". Kein Wunder dass sich die muslimischen Staaten raushalten wollen, weil sie genau wissen was für ein Pulverfass das ist..

Schnapspraline schrieb:Und was ist mit der armen unschuldigen weiblichen Hälfte des Volkes? Hat die dann einfach Pech gehabt?

Jede Frau aus dem Land sollte problemlos Asyl in Europa beantragen können. Am besten schon in den Nachbarländern oder wenn die Taliban es gestatten, sogar in Afghanistan.
Meine Meinung.

Schnapspraline schrieb:Sollten wir das Land erneut für 20 Jahre besetzen, um zu gucken ob es wir nochmal besser hinbekommen

macht vermutlich keinen sinn. hier ein interessanter vortrag zum thema:

2015: Ehemaliger Fallschirmjäger über Afghanistan und Kampfeinsatz - Klartext #1

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Ehrlicher und offener Vortrag des ehemaligen Fallschirmjägers und Bestsellerautors Johannes Clair im Dezember 2014 an der Universität der Bundeswehr in München. Die anwesenden jungen Offiziere hatten eigeninitiativ um den Vortrag gebeten und ihn organisiert.
ACHTUNG: Dieser Vortrag stellt keine politische Abrechnung mit dem Einsatz in Afghanistan dar. Zwar wird das Thema "politische Dimension und Bewertung" des Einsatzes in anderen Videos auf diesem Kanal aufgegriffen, an dieser Stelle geht es aber vor allem um einen Augenzeugenbericht aus erster Hand.

Wir sollten unsere Grenzen schließen, der Rest ist mir egal.

Vielleicht sollte die Frage lauten wer ist bereit nochmal 20 Jahre Einsatz in Afghanistan zu bezahlen. Wir können natürlich versuchen die Misstände der Welt zu heilen. Oder aber wir investieren das Geld in Integrationsprogramme für die vielen Flüchtlinge die wir nun hier haben.

Wobei ich mich frage ob Deutschland das überhaupt selbst entscheidet. Offensichtlich haben doch die USA entschieden ob und wie lange deutsche Soldaten in Afghanistan bleiben.

Blicklight schrieb:Offensichtlich haben doch die USA entschieden ob und wie lange deutsche Soldaten in Afghanistan bleiben.

Vielleicht haben sie auch entschieden, ab wann ihre Verbündeten (also auch Deutschland) Menschen ausfliegen dürfen. Sonst kann ich mir kaum vorstellen, dass man erst 5 Sekunden vor 12 überlegt, 10 nach 12 das erste Flugzeug zu schicken, obwohl monatelang bekannt war, dass die westlichen Truppen abziehen. Man hätte viele Leute schon viel früher ausfliegen können, als man noch genug Puffer hatte.

AlteTante schrieb:Sonst kann ich mir kaum vorstellen, dass man erst 5 Sekunden vor 12 überlegt, 10 nach 12 das erste Flugzeug zu schicken, obwohl monatelang bekannt war, dass die westlichen Truppen abziehen. Man hätte viele Leute schon viel früher ausfliegen können, als man noch genug Puffer hatte.

Ja hätte man. Die grünen haben vor einem monat einen antrag gestellt, afghanische ortskräfte aufzunehmen. Wurde -aus prinzip- abgelehnt. Jetzt versucht man eben noch auszufliegen, was noch geht.

https://www.stern.de/politik/ausland/afghanistan--cdu-abgeordneter-spricht-von--grossem-und-gravierendem-fehler--30660992.html

Fedaykin schrieb:Also in Afghanistan wäre die Botschaft bloß nichts liberales

Kommt darauf an wo man steht.

Wenn Du mit Liberal das meinst was wir darunter verstehen dann nein.

43% unter 15 Jahre, Altersmedian 16,9 Jahre, Alphabetisierungsrate Frauen 22,6 %, Männer 52,1 % (Quelle bpb.de).
Größtenteils kein Zugang Strom und Wasserleitungen. Und mehr als 80% Landlebend.

Wenn wir mit Liberal das meinen, was die Taliban verkörperten, dann ja.

Kurz:

Die Taliban haben die Scharia genommen, haben die Hadithe genommen, bisschen Paschtunwali, eine Prise Talibanismus/Bin Laden genommen und daraus einen Kuchen gebacken. War sehr einfach zu verstehen für die Bevölkerung.
Vor allem aber gaben sie ein Versprechen ab: Keine Bevorzugung von Clan-Mitgliedern.

Was haben die Clans gemacht?
Haben auch die Scharia genommen, haben die Hadithe genommen, stark mit Paschtunwali und eine Prise Clantum genommen, daraus einen Kuchen gebacken und ihn mit freundlichen Grüßen des Westens, mit den Worten: "Unser Clan hat das Sagen!", serviert.

Was hätten wir, in Anbetracht der oben genannten Daten machen sollen?
Die Scharia nehmen, die Hadithe nehmen, bisschen Paschtunwali und eine Prise Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit dazu mischen sollen.