@LaskerDu beziehst deine Frage:
Lasker schrieb:Verträgt sich Dein Aufmerksamkeitskonzept mit dieser These?
auf das Zitat von
Jimmybondy schrieb:Alle rationalen Entscheidungen sind auch intuitive Entscheidungen, weil sie auf unbewussten Denkprozessen fußen.
und die Antwort lautet eindeutig: "Ja, es verträgt sich sogar bestens"
Hier ein paar Anmerkungen dazu:
Man kann das Zustandekommen dessen, was man als Intuition und ihre Folge bezeichnet, grundsätzlich in zwei Entstehungsarten aufteilen, die auch jeder selbst nachvollziehen kann.
Zunächst jedoch muss man sich vergegenwärtigen, dass jede Handlung, ob bewusst oder unbewusst, einer geistigen Absicht bedarf, um umgesetzt zu werden. Das ist fundamental und gilt für alle Handlungen. Denn Handlungen sind immer ein bestimmter kommunikativer Ausdruck, selbst das sogenannte Nichtstun gehört dazu. Damit es jedoch zu diesem Ausdruck, zu einer Umsetzung kommt, bedarf es einer geistigen Absicht sowie eines Hilfsmittels, mit dem der Ausdruck dann umgesetzt, oder wie ich sage, kommuniziert wird. Dieses Hilfsmittel ist der Körper.
Nun gibt es eine Gruppe von geistigen Absichten, die erst durch einen akribischen Denkvorgang zustande kommen, wie beispielsweise die Absicht, ins Kino zu gehen und nicht zuhause zu bleiben. Und dann gibt es zweite Gruppe von Absichten, die in eine sofortige Handlung umgesetzt werden. Zu dieser zweiten Gruppe zählen alle Handlungen, die dazu dienen, Gefahrensituationen zu bewältigen. Hierzu zählen die bei allen Lebewesen vorhandenen geistigen Absichten von Kampf oder Flucht. Hier ist dann akribisches Denken nicht gefragt. Beim Menschen werden diese Absichten im sogenannten lymbischen System in sofortige Handlungen umgesetzt. Man nennt es auch den Sitz der Gefühle.
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Die erste der eingangs erwähnten zwei Entstehungsarten von Intuition ist immer eine selbst erschaffte geistige Absicht. Warum wir sie als unbewusst bezeichnen, hat einen ganz anderen Grund, den ebenfalls jeder nachvollziehen kann.
Der Unterschied zwischen "etwas, von dem ich sage, dass es mir jetzt bewusst ist" und "etwas, von dem ich sage, dass es aus dem Unterbewusstsein kommt", wird vom Aufmerksamkeitsfokus bestimmt.
Diesen Fokus kann man sich am einfachsten wie den Blick durch ein langes Fernrohr vorstellen. Nur das, was sich im Fokus jeweils zeigt, nennen wir "es ist mir bewusst". Und alles, was sich noch nicht in diesem Fokus befindet nennen wir "unbewusst". Der Rand des Fokus ist dabei nicht scharf, sondern fließend. Das heißt: Je weiter sich etwas vom Mittelpunkt dieses Fokus entfernt befindet, umso unbewusster ist es uns.
Dieser Fokus ist es, der darüber entscheidet, ob uns etwas bewusst wird, oder nicht.
Er ist außerdem auch die Erklärung für das Zustandkommen von Zeit. Wir wissen: Sämtliche Sinneserfahrungen und kognitiven Denkprozesse werden im Jetzt gemacht und auch genauso abgespeichert. Das heißt: Sie befinden sich NICHT in einer bestimmten Reihenfolge, sondern alle sind GLEICHBERCHTIGT "nebeneinander". Aber weil wir unseren Fokus niemals auf alle Erfahrungen gleichzeitig richten können, bewegen wir diesen Fokus über verschiedene Erfahrungen und erzeugen auf diese Weise den Eindruck von Zeit. Das, worauf wir unseren Fokus jeweils richten, nennen wir Bewusstseinsinhalte, oder einfach "Das Bewusstsein".
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Die zweite der eingangs erwähnten zwei Entstehungsarten von Intuition ist ein Vorgang, den wir NICHT selbst zustande gebracht haben, sondern ihn lediglich bemerken.
Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass sämtliche Handlungen als kommunikative Ausdrücke verstanden werden müssen, dann findet hier ein Kommunikationsvorgang statt, bei dem wir etwas empfangen haben. Handlungen sind immer etwas Gesendetes. Doch wie bei jedem Kommunikationsvorgang gibt es auch etwas, das Empfangen werden muss, denn sonst wäre jede Handlung vollkommen bedeutungslos.
Viele von uns kennen das: Wir grübeln tagelang über einem Problem, und die Lösung will uns einfach nicht einfallen. Und dann passiert es. Meist, wenn wir überhaupt nicht darüber nachdenken und mit etwas vollkommen anderem beschäftigt sind. Wie aus heiterem Himmel zeigt sich die Lösung des Problems plötzlich sonnenklar und mit einer Einfachheit und Schönheit, die uns manchmal erschauern läßt.
Bei solchen Vorgängen kann man eindeutig nachweisen (vgl. Messen von Gehirnaktivitäten, Untersuchungen über das Zustandekommen von Kreativität), dass sie NICHT durch ein akribisches Denken oder durch einen unbewusst stattfindenden Prozess zustande gekommen sind. Sie erscheinen plötzlich, wie aus dem Nichts. Und wir sind es dann, die uns wundern, aber ihr Vorhandensein eindeutig bemerken. Wir haben keine Ahnung, wie sie zustande kam.
Hier liegt ein Kommunikationsvorgang zugrunde, bei dem wir etwas "empfangen", dessen Absender wir nicht kennen.
Diese zwei Entstehungsarten von Intuitionen gibt es. Und jeder kann sie nachvollziehen.