eich-hörnchen schrieb:Was ist nochmal der Lagrangepunkt 1, L1 ? , der bei ca. 1,5 Mill. Km liegt.
Eine Sonde am L1 ist quasi echt schwerelos.
Schwerelos is man immer in Ruheposition. Etwa im freien Fall. Auch in der Verlangsamung beim Wegfliegen von einem Gravitationszentrum. Das ist doch schlicht normal. Das Besondere an einem Lagrangepunkt ist, daß es gemessen an dem (einen) Gravitationszentum eine "Relativbewegung Null" gibt. Also kein (verlangsamtes) Wegbewegen und auch kein (beschleunigtes) Draufzubewegen (freier Fall). Das aber ist eben durch das zweite Gravitationszentrum zu klären, das stärkere Gravitationszentrum, welches ja auch das erste Gravitationszentrum dominiert.
L! macht das doch am Deutlichsten, hier kann man es sich vorstellen.
Ein Objekt zwischen zwei großen massereichen Objekten wird von diesen beiden gravitativ beeinflußt. Auf welches von beiden das Objekt sich nun im freien Fall hinbewegt, hängt davon ab, wessen Gravitation stärker auf das Objekt einwirkt. Liegt zum einen an der Masse der beiden großen Objekte als auch an der jeweiligen Entfernung. Je näher sich das Objekt beim Masse-Objekt A befindet bzw. je weiter vom Masse-Objekt B entfernt, desto größer wird der Einfluß von A, desto stärker schwindet der Einfluß von B.
Daraus läßt sich nun folgern: Bei zwei Masseobjekten A und B gibt es garantiert einen Punkt X auf einer direkten Geraden zwischen A und B, an dem die Gravitation von A und B exakt gleich stark auf ein hier befindliches Objekt einwirkt. Ein hier befindliches Objekt würde also in völliger Ruhe ausharren können. Sollte B sich um A drehen, müßte das Objekt am Punkt X sich ebenfalls um A drehen, und zwar etwas langsamer (weil weiter innen), sodaßes dabei bleibt, das Objekt B ruht zwischen A und B, wenn wir unsere Beobachtung auf A und B so ausrichten, daß wir A und B immer an der selben Position sehen, als ob sie ruhen würden.
Dieser Punkt X ist der Lagrangepunkt L1.
Was ich beschriben habe im Vorbeitrag, war das Funktionieren von Freiem Fall, Fluchtgeshwindigkeit usw., wenn wir nur ein Gravitationszentrum berücksichtigen. Beim Wegfliegen von der Sonne (wie bei Voyager oder Oumuamua) können wir auch genau so denken und rechnen. Denn die Masse der Planeten ist bei Voyager 1 bereits auf der Seite der Sonne für V1, und die Masse irgendwelcher kleiner Klumpen da draußen hätte einen nennenswerten Einfluß erst bei großer Nähe. Abgesehen von irgendwelchen Nachkommastellen (nach soundsoviel Nachkomma-Nullen) beeinflussen die die Reisegeschwindigkeitsveränderung praktisch nicht; diese wird praktisch nur von der Sonne abgebremst. Erst seeeehr weit draußen kommen dann weitere Sterne ins Spiel. Nehmen wir mal einen Stern von Sonnenmasse in 4 Lichtjahren Entfernung an. Dann wäre für Voyager auf dem Weg von unserer zu jener Sonne nach zwei Lichtjahren Weg im Lagrangepunkt L1 dieses "Dreiersystems" von Sonne, Stern und Voyager 1.
An diesem Punkt L1 hätte Voyager 1 dann aber sehr wohl reine Relativbewegung, eine Geschwindigkeit gegenüber der Sonne, und würde nicht ruhen. Denn die Sonde bewegt sich ja von A nach B und bremst bei L! nicht ab. Vielmehr wird Voyager 1 an diesem Punkt nicht von der Sonne abgebremst. OK, wird sie schon, weiterhin, aber zugleich wird Voyager genauso stark von dem anderen Stern beschleunigt. Ergo verändert Voyager an diesem Punkt seine Geschwindigkeit nicht um ein Fitzelchen.
Das ist das Besondere von L!, das gravitative Gleichgewicht. Nicht das Ruhen. Nur das Ruhenkönnen, wenn man es so sagen will.
Für eine "ballistische Reise" von einem Stern zu einem anderen reicht für die Reisedauerberechnung die Hyperbolische Exzeßgeschwindigkeit völlig aus. Klar, am Anfang und am Ende wird das Objekt ein deutlich höheres Tempo vorlegen. Aber selbst jetzt, wo Voyager 1 noch nicht mal 160 AE von der Sonne entfernt ist (rund ein Viertelprozent eines Lichtjahres), liegt seine Reisegeschwindigkeit bereits nur noch gerade um gut 2% oberhalb der Hyperbolischen Exzeßgeschwindigkeit. Ob wir die Reisedauer nun exakt berechnen oder für ie gesamte Strecke nur mit der Exzeßgeschwindigkeit rechnen; der Unterschied der Rechenergebnisse liegt unterhalb eines Promilles.
Deswegen reicht es für unsere hiesigen Belange völlig aus, wie ich die Reisedauer vorgerechnet habe.
eich-hörnchen schrieb:Wo soll in der Physik unendlich definiert sein?
Dieser "Punkt" wird in der Tat definiert. Auch als ein Beobachterstandpunkt etwa. Und das ist sehr sinnvol, auch wenn klar ist, daß dies gar kein Punkt sein kann. Deal with it.
eich-hörnchen schrieb:Auf der Venus gab es definitiv kein Leben, da zu nahe an der Sonne, da viel zu heiß, da absolut lebensfeindlich, da noch nicht in der habitablen Zone gewesen. In ca. 5 Mrd. Jahren dürfte es anders aussehen.
Tscha, mit beidem liegste falsch. Weder gibts heute auf der Venus keine lebensfreundlichen Regionen, noch wird das in den nächsten 5 Milliarden Jahren besser. Haben einige, auch ich, schon was zu geschrieben.
eich-hörnchen schrieb:Sie driftet ab vom Ursprung und kühlt dabei ab. In ca. 10 Mrd. Jahren dürfte die Venus dort sein, wo heute die Erde ist, dann ist die Erde ca. dort, wo heute der Mars ist.
Dumm nur, daß die Sonne schneller heißer wird, als die Planeten im selben Zeitraum weiter nach außen wandern. Daher wandert denn auch die Stellare Habitable Zone schneller als die Planeten nach außen. Deshalb: Nein, es wird für die Planeten nur heißer um sie herum, es wird nicht kühler.