Tannhauser schrieb:Dafür müssten wir, wenn wir fair bleiben wollen, beide Vertreter einladen, damit sie sich gegenseitig austauschen und auch auf die jeweiligen Gegenargumente mit ihrer Darlegung eingehen können, und nicht nur eine Seite anhören.
Zur RNA habe ich mal etwas interessantes herausgesucht, was womöglich der Grund dafür ist, wieso die RNA-Welt-Hypothese so heiß diskutiert wird: Einige Ausschnitte aus dem Artikel:
Für viele Wissenschaftler, die sich mit präbiotischer Evolution auseinandersetzen, klingt dies alles sehr schlüssig. Doch die These wurde aus diversen Gründen auch attackiert. Unter anderem deshalb, weil eine große Frage bei alldem offen blieb: Wie konnte sich die RNA überhaupt bilden? Ein zentraler Bereich der Forschung ist folglich die Suche nach einem chemischen Nachweis dafür, dass RNA tatsächlich "von selbst" entstehen kann
Information vs. Stoffwechsel
Nicht alle teilen seine Ansicht. Skeptisch ist etwa der Biologe Bill Martin, der sich an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität mit molekularer Evolution beschäftigt. Seiner Meinung nach erfänden Chemiker eine ihnen passende präbiotische Umwelt, um darin die gewünschten Moleküle herzustellen: "Das sind spannende Synthesen, aber nur weil man etwas im Labor machen kann, heißt das nicht, dass es so gewesen sein muss."
Der goldene Mittelweg
Die Lösung in der Debatte um RNA-Welt und "Metabolism first" könnte am Ende womöglich gar in der Mitte liegen. Niles Lehman, Biochemiker an der Portland State University, forscht selbst an Ribozymen und betrachtet die RNA-Welt pragmatisch: "Die Hypothese ist ein gutes Werkzeug, um davon ausgehend Forschung zu betreiben, aber ich denke, dass sich die Protein- und Nukleinsäurensysteme parallel zueinander entwickelt haben. Beweisen können wir das allerdings noch nicht."
Quelle:
https://www.spektrum.de/news/stand-die-rna-am-anfang-des-lebens/1413735Bei den Wissenschaftsherrschaften gehts also auch heiß her.
:troll: Sofern man dem Artikel entnehmen kann, glaubt die eine Seite an die RNA-Welt, wiederum die andere bezieht sich auf die "Metabolism-first".
Beide Seiten haben ihre Argumente und dann gibts welche, die einen goldenen Mittelweg zu finden versuchen, bewiesen ist bislang jedoch leider noch nichts.
Letzteres macht das Ganze eben wieder schwierig, denn alles könnte möglich sein, von den genannten Hypothesen.
Ich denke wir können zumindest schon mal vorsichtig sagen, es braucht in jedem Fall einen Planeten, damit Leben entstehen kann.
:|Tannhauser schrieb:Gaia-Hypothese?
Was meinst Du damit? Ich richte mich nicht nach Hypothesen, sondern meinen eigenen Gedanken, weil ich finde, wenn man sich ausschließlich nach Hypothesen richtet, ist das aus meiner Sicht zu sehr in "Vorgaben" gedacht, weil Hypothesen oft nur eine Möglichkeit zulassen, als wären sie mit Regeln versehen.
Tannhauser schrieb:Für mich definiert Zauberei in dem Fall keine unverstandene Mechanik, sondern eine Übernatürlichkeit. Etwas, dass nicht im Einklang mit den Naturgesetzen steht, sondern diesen widerspricht wie ein perpetuum mobile. Das sehe ich bei lebenden Organismen nicht.
Genau da liegt ja der Witz, wenn wir hier aber von innerweltlichen Phänomenen sprechen, die lediglich aus unserer Sicht (erstmal) wie Zauberei aussehen, wie können wir dann meinen, sie wären übernatürlich, wenn sie aber innerhalb der Naturgesetze geschehen?
Das sprach ich ja zuvor schon an, dass jene "Magie" auch nur unerforschte Wissenschaft darstellt. Was Du für übernatürlich hältst, kann etwas sein, das den universalen Naturgesetzen aber ebenso unterliegt, weil es innerhalb des Universums passiert und überhaupt passieren kann. Das heißt, es verletzt nie und nimmer die darin vorkommenden Naturgesetze.
Tannhauser schrieb:Der Unterschied ist, dass wir wissen, dass sich Moleküle unter den richtigen Bedingungen selbst organisieren und sich komplexe Systeme selbstständig zusammensetzen oder assemblieren können.
Im Bezug auf Lebensentstehung wissen wir dies eben NICHT. Du sprichst von einzelnen Bestandteilen, wenn Leben erstmal DA ist, aber es geht um den Ursprung, wie Leben entstanden ist und da wissen wir aktuell nichts zu.
Wäre dem so, gäbe es ja nicht immer noch all die wissenschaftlichen Debatten darum, wie und woher Leben kommt und entstanden ist.
Genau das ist ja das Problem dabei. Wir können zwar beobachten, wie sich einzelne Teile verhalten und selbst organisieren können, aber wir können daraus nicht ableiten, wie überhaupt das Leben entstanden ist. Alles, was Du ansprichst, bezieht sich ausschließlich auf dem Zeitpunkt
als das Leben schon begonnen hat sich zu entwickeln, es geht jedoch um die Entstehung.Tannhauser schrieb:Dazu könnte ich Dir jetzt einen seitenlangen Monolog schreiben, weil es zufällig etwas ist, womit ich mich, weil's mich mehr interessiert, deutlich besser auskenne als mit diesem Thema hier aber wo es nicht darum gehen soll, übergehe ich das jetzt, um hier keinen dritten Nebenstrang zu eröffnen.
Dann schlage ich vor, dies in einem anderen Thread mal zu thematisieren, denn mich interessiert Deine Ansicht dazu schon, da mich das Thema auch sehr interessiert. Ich finde es allgemein sehr spannend, mich über solche Sachen auszutauschen und mir darüber Gedanken zu machen.
:)Tannhauser schrieb:Aristoteles hat dem Thema schon ziemlich seinen Stempel mit der Teleologie aufgedrückt.
Davon zehrt manche Community bis heute, ohne da genauer zu werden, welchen Hokuspokus ich damit genau meine.
Aristoteles legte nicht den Grundstein für die Naturwissenschaften!
Es waren Thales, Anaximander, Anaximenes und vor allem Anaxagoras!
Thales hielt Wasser für den Ursprung aller Dinge;
Anaximander sprach von einer Unendlichkeit, dass unsere Welt nur eine von vielen sei, die irgendwann verschwindet und eine neue zurückkehrt.
Anaximenes hingegen meinte, die Luft sei der Urstoff von allem.
Anaxagoras hatte meiner Meinung nach den brilliantesten Gedankengang dazu, denn er sagte, die Natur sei aus vielen winzigen Teilen zusammengesetzt, die mit dem Auge nicht wahrgenommen werden können.
Demokrit nahm sich seinen Vorgängern an und setzte dem Ganzen die Krone auf, er sprach davon, dass die Natur, einfach alles, aus winzigen, unsichtbaren Teilen zusammengesetzt sein muss, von denen jeder einzelne ewig und unveränderlich ist.
Demokrit nannte diese Teilchen Atome. Von ihm kommt die Atomtheorie! Ist das nicht faszinierend, wie Jemand aus dieser Zeit damals ganz ohne technologische Hilfsmittel, etwas annimmt, dass in unserer "heutigen" Zeit nachgewiesen werden konnte?
Und dann noch Heraklit, der meinte, alles in der Natur fließt. Von ihm der berühmte Satz, dass wir nicht zweimal in denselben Fluss steigen können, denn alles verändert sich, ist dynamisch.
Tannhauser schrieb:Das kann durchaus sein. Nur deshalb heißt es doch nicht, dass diese übernatürlicher Art wären.
Wer spricht denn hier von übernatürlich, außer Dir, die ganze Zeit?
:ask:Tannhauser schrieb:Das heißt nicht, dass es diese Dinge nicht geben kann. Ich bin nur skeptisch, was das Thema betrifft.
Das sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe, finde ich. Es geht ja nicht um etwas, das wir nicht sehen können, wie zum Beispiel einen Geist, wo man von "Übernatürlichkeit" sprechen kann, weil es etwas ist, das nicht zu jenen Naturgesetzen passt vom Verhalten her, sondern spreche ich von Dingen, die passieren, die wir nur (noch) nicht erklären können und die Dinge die innerweltlich, in diesem Universum passieren
können, unterliegen ja automatisch den Naturgesetzen, die für dies Universum gelten.
Doch nur weil wir mit einer Sache noch nichts anfangen können, heißt es nicht, sie besäße keine Berechtigung wuntersucht zu werden.
:)Tannhauser schrieb:Ich halte die Entstehung von lebenden Organismen jedenfalls nicht für das Produkt von übernatürlichen Ursachen, sondern sehe das Problem rational betrachtet bei der Eigenschaft von nicht-deterministischen, nicht-linearen Systemen, die uns durch ihre schiere Komplexität der Wechselwirkungen überfordern, wie die exakte Wettervorhersage für übernächsten Montag um 12:13 Uhr in Bremerhaven.
Wir werden es an jenem Montag erfahren. Nicht vorher.
Dem stimme ich zu bezüglich der Übernatürlichkeit. Von einer solchen spreche ich nicht.
:)Tannhauser schrieb:Implizierst Du damit dann nicht eine Regel in die Lebensentstehung, die sich überall im Universum ausbreiten könnte oder sogar müsste, wenn es den Naturgesetzen unterliegt?
Nein. Ich spreche davon, dass alles was innerhalb unseres Universums passiert, nur deshalb passiert, weil es in diesem Universum auch möglich ist. Das heißt, alles was hier passiert, ist für das Universum sowas von normal weil es ganz automatisch den hier geltenden Naturgesetzen unterliegt. Wäre dem nicht so, würde es auch nicht passieren können.
Weißt Du was ich meine?
kuno7 schrieb:Aber was sollte das denn sein, was einzig nur auf der Erde entstehen kann? Die Materie, die es auf der Erde gibt, gibt es überall im Universum und die Naturgesetze hier, gelten so auch überall, zumindest legen das die Beobachtungen nahe.
Wie gesagt, genau beantworten kann ich es Dir nicht, sondern habe eine Annahme dazu gegeben, wie man es herausfinden könnte. Von vornherein aber zu sagen, wir können etwas nicht rausfinden, von dem wir ohnehin (noch) nicht wissen, wie es entstanden ist, ist schlichtweg nicht korrekt, denn wenn wir nicht wissen WIE Leben entstanden ist, können wir ja nicht vorab schon sagen, ob es entweder nur einmal ODER mehrmals auftritt.
kuno7 schrieb:Stimmt, aber eben das hab ich ja auch nich gefolgert, sondern das es ein weiteres mal entstehen könnte, nich müsse.
Ja, es könnte halt. Das ist ja leider die Zwickmühle bezüglich der Thematik um Außerirdische. Sie könnten existieren, sie könnten aber auch nicht existieren. Wir wissen es aktuell leider nicht, welches von beiden eher zutrifft.
kuno7 schrieb:und werden es vielleicht niemals wissen.
Das wiederum wäre echt mies.
:( Wenn man sich aber mal anschaut, wie kurz ein Leben eines jeden einzelnen ist, dann ist das verglichen mit der Dauer von Forschungsprojekten und den Distanzen im All, echt ein Witz.
:(Weserdampfer schrieb:Vielleicht ist deine Annahme, die Wissenschaft könnte möglicherweise irgendwann einen Beweis dafür erbringen, dass das Leben nur ein einziges Mal entstanden ist, schon ein bisschen zu idealistisch?
Wenn es Wissenschaftlern gelingt, zu entschlüsseln, wie ein Vorgang der Natur, der uns bisher rätselhaft erschien, funktioniert, so finden sie im Rahmen ihrer jeweiligen Forschungsarbeit ja nicht automatisch heraus, wie oft sich dieser Vorgang ereignet hat.
Du stellst meine Aussage ein bisschen falsch dar, denn ich schrieb nicht, wenn sie herausfinden könnten, dass Leben singulär ist, sondern würden sie derartiges herausfinden können! Ich sprach von einem Szenario, das sich so ereignen könnte. Nie und nimmer nehme ich an, sie würden irgendwann mal jene singuläre Entstehung herausfinden, als stünde dies bereits fest. Ich spreche auch ständig davon, dass sowohl mehrmaliges Leben als auch einzigartiges Leben möglich sein kann.
Ich stelle mich da nicht nur auf eine Seite, sondern auf gar keine. Weder gehe ich nur von einer Einzigartigkeit von Leben aus, noch halte ich nur weiteres Leben für möglich. Ich gehe viel mehr unvoreingenommen heran und ziehe beide Möglichkeiten gleichermaßen in betracht.
Weserdampfer schrieb:Wie ist das denn nun eigentlich? Bist du nach wie vor der Meinung, dass die Wissenschaft möglicherweise irgendwann einen Beweis für eine Singularität der Lebensentstehung erbringen könnte? Deine vorangehend zitierte Antwort vermittelt eher den Eindruck, dass du inzwischen in Betracht ziehst, dass ein solcher Beweis nicht möglich sein könnte.
Hä???
Weserdampfer schrieb:Warum sollten hochentwickelte außerirdische Zivilisationen nicht die gleichen Entdeckungen gemacht haben wie wir? Radiowellen sind schließlich eine Entdeckung der physikalischen Forschung.
Sie könnten, aber zu fragen, warum sie es nicht sollten, ist wieder eine Erwartung die man an andere Lebensformen stellt. Wenn es da draußen Leben gibt, das vielleicht auch intelligent ist, müssen sie nicht zwangsläufig in eine solche Richtung gehen, wie wir. Sie können ganz und gar fortschrittlich leben ohne Raumfahrt zu betreiben, oder Kontakt nach draußen zu suchen.
Beim Menschen hat sich das ja ganz individuell so entwickelt, weil er ein Entdecker ist und sich die Frage stellte im späteren Verlauf seiner Geschichte, ob wir allein im Universum sind. Darauf baut der Gesuch auf, auf andere Lebensformen treffen zu wollen. "Sind wir allein?"
Ich sehe letzteres nicht als zwingende Notwendigkeit einer intelligenten Spezies an, nach weiterem Leben im All zu suchen.
Weserdampfer schrieb:Die menschliche Neugier stellt eine wesentliche Triebfeder des zivilisatorischen Fortschritts dar. Warum sollten hochentwickelte außerirdische Zivilisationen nicht das Bedürfnis haben, nach anderen Zivilisationen zu suchen? Weil sie so hoch entwickelt sind, dass sie sich selbst genügen und nicht mehr das Bedürfnis haben, irgendwelche neuen Entdeckungen zu machen? Das würde dann ja vermutlich bedeuten, dass sie zumindest in ihrer Vergangenheit nach anderen Zivilisationen gesucht haben.
Wie gesagt, sehe ich darin keine zwingende Notwendigkeit. Eine Zivilisation kann ganz und gar fortgeschritten sein und noch nie Raumfahrt betrieben haben. Schaue Dir alte Hochkulturen der Menschheit an, beispielsweise die alten Griechen waren sowas von intelligent, dass sie jetzt nicht versucht haben Raumfahrt zu betreiben, denke ich nicht, lag daran dass sie keine zur Verfügung stehenden Mittel hatten, sondern schlichtweg womöglich kein so großes Interesse daran gehabt haben könnten. Vielleicht waren sie ha bereits zufrieden und erfüllt mit dem, was sie hatten und womit sie sich beschäftigten und ihr Erleben fokussierte sich auf ihre Welt. Nicht auf das was jenseits dieser lag.
RogerHouston schrieb:Ich hoffe, damirt ist das geklärt. Ein kleines "oh sorry, da hab ich was durcheinander gebracht" zur Entschuldigung wäre nett:
Tut mir leid, ich habe Deinen ursprünglichen Beitrag eben nochmal ganz durchgelesen und in meiner Aufgebrachtheit wohl übersehen, dass Du ausschließlich von der Erde gesprochen hast. Dein anfänglicher Satz
RogerHouston schrieb:Ich möchte hier noch einmal einen Aspekt zur Diskussion stellen, der hier ständig als Tatsache propagiert wird.
Ist das Leben wirklich nur einmal auf der Erde entstanden?
kam bei mir wegen dem "ständig als Tatsache" und "Leben nur einmal auf der Erde", so an, als sprächest Du davon, hier würde ständig behauptet werden dass das Leben auf der Erde das Einzige sei, also sozusagen die Lebensentstehung im Allgemeinen, da wir ja nur uns kennen, sei einmalig.
:)