Fabiano schrieb:So kommen wir nicht weiter. Es lässt sich nicht beweisen, ob es einen Gott gibt oder ob es keinen gibt.
Sehr richtig, erfordert schon viel Toleranz die Meinung eines anderen so stehen zu lassen. Aber ohne diese scheinen wir nicht weiter zu kommen.
Fabiano schrieb:Die einen gehen davon aus, dass Gott schon immer da war als das Urprinzip des Lebens aus dem alles hervorgegangen ist, der für uns den Anfangspunkt für unser Sein also gesetzt hat und die anderen gehen davon aus, dass es diesen Gott nicht gibt, haben aber keine Erklärung wie das Sein trotzdem entstanden sein soll, ohne diesen Anfangspunkt.
1) Die Annahme, es müsse einen Anfang - und damit auch ein Ende - geben, ist genau das, eine Annahme, keine Tatsache. Es gibt auf dieser wunderbaren Welt auch nichtlineare Vorstellungen. Mag für uns (nehme jetzt mal die westliche Welt, abendländische Tradition) ungewohnt sein, aber sind die Annahmen denn etwas anderes als "Gewohnheiten"?
2) "...Gott schon immer da war als das Urprizip des Lebens ..." meinet wegen, nur wieso braucht das Leben dann noch ein Etikett mit der Aufschrift
Gott? Und um ehrlich zu sein ist es ziemlich genau dieser Punkt, an dem ich bei diesen Themen emotional werde. Denn für mich hieße es das Leben selbst imaginär zu zerreißen nur um dem nagenden Verstand Nahrung zu geben, die dieser verdauen kann. Und wenn dann so eine Antwort - wie auch immer diese genannt also etikettiert wird - "gefunden" wurde, kommen miese Gefühle hoch, wenn diese Antwort von anderen Menschen nicht geteilt wird.
Und ja, das geht ans eingemachte und gerade die Monotheistischen Religionen haben sich in der Geschichte nicht gerade durch ihre Toleranz anders Denkenden/ Empfindenden gegenüber einen Namen gemacht. Glaube dreht sich auch (immer?) mit um die "eigene Existenz". Und was fühlt sich da bedroht durch anders Denkende? Das Ego und die ins Unbewusste reichenden Fingerchen dieses Zwerges ... Wie so ein "Ich" wüten kann, wenn es bedroht ist, dass kennen vielleicht nicht alle aber sicher sehr viele aus eigener Erfahrung.
Im übrigen gilt das gesagte natürlich für jede Art eines Glaubens, ob nun mit oder ohne Götter, Elfen, Geistern, Engeln. Und ja, mir sind auch Menschen bekannt, die atheistisch gesinnt sind und bei denen die gleichen Muster ablaufen. Es geht mir also nicht um "Wir vs. die"
3)"...für uns den Anfangspunkt für unser Sein also gesetzt hat..." gilt für mich ähnliches wie oben. Und ich lese da zweierlei Dinge heraus. Einmal,
für uns und dann noch
gesetzt hat. Also genau wieder dieses Zerreißen des Lebens in Einen oder Etwas, der/die/das das Sein/Leben erschafft und dann auch noch "für uns". Das ist für mich, muss mal gesagt werden, ein Relikt aus einer psychischen Entwicklungsstufe des Kindes. Nennt man auch "magisches Denken". Alles hat einen tieferen, verborgenen Sinn und passiert genau so wegen und für mich. Warum mir da negative Emotionen "durch den bauch" gehen? Vielleicht ein Beispiel:
Was sich da in lieblosen Familien in der Psyche der Kinder festfrisst kann schrecklich sein, funktioniert aber nach den gleichen Mustern bis ins hohe Alter.
"Mein Vater schlägt mich/ vergewaltigt mich,
weil ich es nicht anders verdient habe/ schlecht/ schuldig bin."
"Meine Mutter ist depressiv/ unglücklich/ aggressiv
weil ich falsch bin, nicht genüge, verantwortlich bin."
Das ist nicht logisch, wer aber mit traumatisierten Menschen zu tun hat oder selbst traumatisiert wurde versteht vielleicht, was ich meine. Und da ist es schlicht und einfach manchmal zum heulen, wenn solche einfache schreckliche und überflüssige, dumme Glaubenssätze auch noch durch einen religiösen Überbau stabilisiert und "am Leben" gehalten werden.
Habe selbst einen Fall miterlebt, in dem ein sexuelles Trauma innerhalb der RKK vorgekommen ist (soll es ja geben). Das Mädchen wurde zu einem Punk und schließlich als Frau irgendwann Buddhistin. Aber geholfen hat ihr der Buddhismus (dem ich persönlich näher stehe als dem Christentum) aber auch nicht. Es war dann eben nicht die Strafe Gottes sondern das Karma aus einem schlechten Vorleben ...
Fabiano schrieb:Da ist mir eine Antwort Namens Gott einfach lieber als keine Antwort.
Das kann ich akzeptieren. Kannst du akzeptieren, dass mir keine Antwort lieber ist?
Und das meine ich ganz so wie hier geschrieben habe: Keine Antwort. Keine Offenbarung.
Mir ist da ein ehrliches: "Ey man, weiß ich doch auch nicht." wirklich lieber.
Damit steht man zwar näher am Abgrund des eigenen Unwissens, aber vielleicht ist es ja auch dieser "Abgrund", das eigene Unwissen vor dem einige (ein paar Mio. bestimmt) durch ihren jeweiligen Glauben fliehen. Das kann Angst machen, ganz dolle, muss aber nicht so sein
:DIch hoffe es ist deutlich geworden, dass ich nicht davon ausgehe das ich oder irgendwer sonst die Antwort auf alles hat. Auch nicht die Evolutionstheorie!
(Obwohl die viele und elegante Antworten liefern kann - konnt ich mir jetzt nicht verkneifen
;) )
@Fabianobtw. schätze ich an deinen Beiträgen deine "Nicht-radikalität" und deine Bemühungen, auch andere Standpunkte stehen/ gelten zu lassen. Insofern noch mal festgehalten, ich akzeptiere deinen Glauben und wollte dich an keiner Stelle persönlich angreifen. Nur deutlich machen, was mich unter Anderem an diesem Thema emotional bewegt und warum.
lg