Passt hier ganz gut rein:
Jeder, der behauptet, er wisse, wie das Leben vor etwa 3,45 Milliarden Jahren auf der aus gedörrten Erde begann, ist entweder ein Dummkopf oder ein Lügner. Keiner weiß es. Möglicherweise werden wir sogar niemals die tatsächliche historische Abfolge der molekularen Ereignisse rekonstruieren können, die vor über drei Millionen Jahrtausenden zu den ersten selbstreproduzierenden, evolvierenden Molekülsystemen führte. Doch selbst wenn der historischeEntwicklungspfad für immer im Dunkeln bleiben wird, können wir dennoch Theorien formulieren und Experimente durchführen, die zeigen, wie das Leben möglicherweise entstanden ist, sich konsolidiert und über die Erde ausgebreitet hat. Dies freilich immer unter dem Vorbehalt, daß unser Wissen niemals gesichert ist
Stuart Kauffman, Der Öltropfen im Wasser (schönes Buch über Chaos, Komplexität und Selbstorganisation)
Selbst wenn das Buch und das Zitat an Wissenschaftler bzw. wissenschaftlich denkende Menschen gerichtet ist, die gleiche Aussage lässt sich auch an religiöse Menschen richten.
Wenn ein Wissenschaftler sagt, er weiß es ( wie das Leben entstanden ist) dann lügt er oder ist ebenso dumm wie ein Gläubiger, der meint, seine Geschichte, sein Mythos sei über andere erhaben und wahr. Ein ehrliches "Ich weiss es einfach nicht." würde ich nett finden, denn den Satz kann ich unterschreiben
;)Was aber die Evolution angeht, so ist, diese mit allen Mitteln zu leugnen, in etwa vergleichbar mit der kopernikanischen Wende. Kann dauern, wird aber passieren.
Der Übergang zu einem heliozentrischen Weltbild war ja auch schwer und wurde lange energisch bekämpft etc. pp.
Mit der Evolution ist das doch ganz ähnlich und auch hier schmerzt eher das Ego, das Ich des Menschen, der sich in seinem Sein in der Natur in seiner Sonderrolle bedroht fühlt. Tja, da er sich diese Sonderrolle immer nur selber gibt und gab, tut es der Natur nicht weh, wenn die Menschen sich mit ihren Weltbildern schwer tun und sich lieber gegenseitig klein machen und bekämpfen.
Evolution ist eine Tatsache und wir sind kein Endergebnis, kein Ziel, wir sind einfach mitten drin.
Und damit müssen wir eben klar kommen.
Die Schöpfungsgeschichte(n) sind soetwas wie Baldrian für den unruhigen Geist.
"Ahso, ja, Gott hat das ja alles gemacht! Na dann ist ja alles gesagt...."
Aus der Perspektive der Wissenschaft (sorry, ja ich weiss, das es DIE Perspektive DER Wissenschaft nicht gibt...
;)) ist dieses Verhalten aber ... um nicht dumm zu sagen, zu einfach. Denn, wenn ich etwas nicht zu erklärendes vorfinde und dann dieses mit etwas NOCH Unerklärlicherem erkläre, erkläre ich damit im Grunde rein gar nichts.
Und dabei merken viele Gläubige gar nicht, dass sie das, was sie der Wissenschaft ankreiden (die "Schöpfung" zu entzaubern, entzaubern zu wollen) gerade mit ihrem Glauben selber machen! Wenn ich glaube, dass das, was ich glaube wahr ist, dann hört die Fragerei auf (solange keiner meine Wahrheit in Frage stellt) und doch ist es m.M.n. ja gerade das geheimnissvolle, das Rätsel "Welt und ich mitten drin", welches den einen zu einem bestimmten Glauben und den anderen zur Wissenschaft führt.