Bishamon schrieb:welche Stellen betrifft das?
Es betrifft 63 Belege der hebräischen Vokabel
schifcha, was in der Tat die Sklavin meint, nicht einfach nur eine "Angestellte". Welche Stellen, das kannst Du hier sehen:
https://www.bibelkommentare.de/strongs/elb_bk/H8198?wort=Magd Ein Beleg freilich fehlt, da das strongword #8198
schifcha dort nicht als "Magd" übersetzt wurde, sondern als "Dienerin" (weil dort noch eine weitere Vokabel begegnet, die im Deutschen schon als "Magd" wiedergegeben wurde). Dieser 63. Beleg findet sich in 1.Samuel25,41.
Hier immerhin hat die "Bibel in gerechter Sprache" mal wirklich genau das gemacht, was ihr Anliegen (und ja auch der Titel) erwarten läßt. Hingegen
Bishamon schrieb:die Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21–48 EU) nicht mehr mit dem abgrenzenden „Ich aber sage euch“, sondern im Sinne rabbinischer Auslegungspraxis als „Ich lege euch das heute so aus“ übersetzt.
ist "Ich lege euch das heute so aus" irgendwie vertretbar (im Sinne von historisch)?
ist einfach nur unsäglich - und leider nicht die Ausnahme in dem Projekt.
21: Ἠκούσατε ὅτι ἐρρέθη τοῖς ἀρχαίοις
êkusate hoti errethê tois archaiois
22: ἐγὼ δὲ λέγω ὑμῖν
egô de legô hymin
...
27: Ἠκούσατε ὅτι ἐρρέθη
êkusate hoti errethê
28: ἐγὼ δὲ λέγω ὑμῖν
egô de legô hymin
...
31: Ἐρρέθη δέ
errethê de
32: ἐγὼ δὲ λέγω ὑμῖν
egô de legô hymin
...
33: Πάλιν ἠκούσατε ὅτι ἐρρέθη τοῖς ἀρχαίοις
palin êkusate hoti errethê tois archaiois
34: ἐγὼ δὲ λέγω ὑμῖν
egô de legô hymin
...
38: Ἠκούσατε ὅτι ἐρρέθη
êkusate hoti errethê
39: ἐγὼ δὲ λέγω ὑμῖν
egô de legô hymin
...
43: Ἠκούσατε ὅτι ἐρρέθη
êkusate hoti errethê
44: ἐγὼ δὲ λέγω ὑμῖν
egô de legô hymin
Sechs Abschnitte mit stets dem selben Aufbau:
Ihr habt gehört (êkousate), daß (hoti) gesagt wurde (errethê) - ich (egô) aber (de) sage (legô) euch (hymin)
1) Das Verb
legein ist nirgends mit dem Bedeutungsaspekt des Auslegens belegt; dafür gibts
eklegein, was übrigens worwörtlich "auslegen" heißt (
legein bedeutet als Verb der Kommunikation "sagen", "sprechen", ansonsten "legen").
2) Das, was (den Gerechtsprachbibel-"Übersetzern") ausgelegt wird, ist ja wohl das, was "gesagt wurde". Dumm nur, daß
errethê kein anderes Verb ist, sondern ebenfalls
legein, nur in der Vergangenheitsform des Aorist. Wegen der Parallelisierung der beiden Teile mit sogar dem selben Verb verbietet es sich, im Jesu "ich sage heute" eine andere Bedeutung zu sehen als im "man sagte früher". Daher fällt es flach zu meinen, Jesus wollte auslegen, was die damals gesagt haben.
3) Steht hinter dem
legein noch ein Pronomen (gewöhnlich "dir" oder "euch"), so ist dies grundsätzlich eine Verstärkung. Das "Sagen" wird zu einer Beteuerung, einem Versprechen, einem Schwur, oder einer Belehrung.
4) Während im Deutschen, wenn das Subjekt nicht ausdrücklich genannt wird, im allgemeinen wenigstens ein Pronomen genannt werden muß - also "ich sage", "sie/er geht", "man dankt" - ist dies im Griechischen eher unüblich. Steht ein "ich" ausdrücklich da, so gilt dies als betont, hervorgehoben.
Hier geht es nicht um den Vorschlag einer möglichen Auslegungs-Variante unter weiteren genauso möglichen, hier geht es um Einspruch, Korrektur, Wahrheit und Autorität. Hier verwässert die "Bibel in gerechter Sprache" mehr, als sie durch "Sklavin statt Magd" verdeutlicht. (Daß die Magd eine Sklavin ist, versteht ohnehin jeder - und sei es nur unbewußt - der liest, wie Sara, Lea und Rahel ihre Mägde dem eigenen Ehegatten ins Bett legen, damit diese Kinder für die Herrin bekommen.)