Scienero schrieb:Die Bibel nicht länger wörtlich auszulegen war für die Weiterentwicklung vom christlich geprägten Europa von fundamentaler Bedeutung. Aber (und das ist sehr wichtig) das hat nichts damit zu tun, dass das explizite nicht-wörtliche Auslegen der Bibel heute nur eine angenehme Möglichkeit ist, um den göttlichen Anspruch, den diese Geschichte eines schizophrenen Egoisten an sich selbst stellt, nicht aufgeben zu müssen. Mir hier damit zu kommen, dass nur fundamentale Christen die Bibel wörtlich auslegen, ist eine dreiste Verdrehung meiner gesamten Argumentation, weil es mir ja im Kern darum ging, dass jeder Christ (egal zu welcher Splitter-Gruppe er sich zählt) zugeben muss, dass das alles vollkommener Nonsense ist, wenn er es denn mal wörtlich liest.
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Mein Persönlicher Eindruck: Lucifer war in der Schöpfungsgeschichte der Befreier von göttlich motivierter Sklaverei. Und dafür sollte man ihm Respekt zollen. Nur durch ihn sind Menschen heute überhaupt in der Lage "Nein" zu Gott zu sagen. Das ist viel wert.
Noch ein Satanist @LaVey.. was habt Ihr nur alle mit Satan? Der ist doch Teil des ganzen Narratives. Entweder ich demontiere dieses und damit auch Satan; oder ich stelle mir dezidiert die Frage, welche
Bedürfnisse mit einer kollektiven Täuschung / Dogma befriedigt werden? Im Übrigen habe ich, ähnlich wie
@perttivalkonen das eben so trefflich ausführte, bereits darauf hingewiesen, dass, für die gemäßigte Christenheit, die Bibel eher als Sammlung von Metaphern / Parabeln / Gleichnissen dient, und damit zum Nachdenken darüber und zur eigenen Erarbeitung einer persönlichen Handlungsprämisse, im Kontext der zehn Gebote. Und diese dürften in den Kontext doch über jeden Zweifel erhaben sein, oder?
Denn diese, die zehn Gebote, die kommen tatsächlich vermeintlich "direkt von Gott" -
unmissverständlich und nicht umdeutbar (wie der Rest der Bibel - im Übrigen ein Buch voller genialer Parabeln):
1. Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
2. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.
3. Du sollst den Feiertag heiligen.
4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.
5. Du sollst nicht töten.
6. Du sollst nicht ehebrechen.
7. Du sollst nicht stehlen.
8. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.
So - und jetzt zeige mir mal den Punkt, der daran destruktiv ist oder zum Mord aufruft. Wenn sich jeder an diese Gebote unbedingt halten würde, wäre die Welt tatsächlich ein deutlich besserer Ort, würde ich mal sagen.
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Noch ein Wort zu Deiner monierten Verdrehung Deiner Argumentation. In meinen Augen verkehrst Du die Verhältnisse insofern, als dass Du davon ausgehst, dass die Bibel noch immer wörtlich ausgelegt werden müsse (um eine Abkehr vom Glauben zu erzeugen, idS, dass man den "Unsinn darin erkennt"). Das Gegenteil ist real der Fall. Die Gruppen, die noch immer wörtlich auslegen, sind die extremsten Gläubigen und neigen in ihrer Mehrzahl deutlich vermehrt zur Aggression, als das die gemäßigten Christen tun, die das Ganze eben eher als Lehrbuch zur Eigenarbeit betrachten.
LG Mina