OpaKlaus schrieb:So sehe ich das auch.
"Sünde" dürfte nicht nur bedeuten: "das Ziel verfehlen" (nicht dort ankommen, in Sackgasse landen).
"Sünde" dürfte auch bedeuten: "vom Weg abkommen", (stecken bleiben).
Tja nun bieten vorgegebene "Bahnen/Wege" selten >Quer-feld-ein-Narren-Freiheit<,
sondern Beschränkung, Behinderung, Unfreiheit auf vorgegebene Richtungen.
Viele vorgegebene "Wege" erscheinen auf en ersten Blick nicht geradewegs "Luftlinie" auf mein Ziel hin zu führen,
sondern zwingen zu vermeintlichen "Um-Wegen" >>wie man es von Berg-Serpentinen<< kennt.
Aber wer wollte schon geradewegs in "Luftlinie" Steilhänge hinauf wollen, um angeblich schneller ans Ziel zu kommen.
Das Thema ob Gott
selbst: . . .
"Ziele verfehlt",
"vom Weg abkommt",
"böses tut",
"sündigt",
MarinaG. schrieb:Nach Deiner eingebrachten Definition @Arno_Gruen müsste man den Thread dann ja eigentlich umbenennen, in so etwas, wie:
- Kann Gott irren / fehl gehen?
Oder wie siehst Du das?
LG Mina
Das wäre doch interessant? Kann Gott am Ende scheitern und seine eigenen Ziele nicht erreichen? Worin bestünde dann dieses Scheitern und was hätte das mit uns zu tun? Und vorallem, welches Ziel hat denn Gott überhaupt?
Das Wort Sünde leitet sich vom hebräischen Wort חֲטָאָה ab und bedeutet "das Ziel zu verfehlen". Dieses Verfehlen wird im Althebräischen als normales Wort in der Alltagssprache benutzt, z.B. bei einem der Bogen schießen lernt. Wenn ein Bogenschütze das Ziel verfehlt, dann sündigt er und zwar zunächst
gegen sich selbst. Die Sünde ist etwas, das auf einem selbst zurückfällt. Sie ist Ausdruck, vor allem im Kriegskontext, von zu wenig Training. Wer sündigt, ist untrainiert und weil der Mensch untrainiert ist, verfehlt er in seinem Handeln das Ziel. Man kann auch sagen, natürlich ist das jetzt meine Sicht, dass das Wort Sünde mehr mit "Versagen" zu tun hat, als mit "Böse". Und dieses Versagen ist keine moralisch Kategorie, sondern eine ontologische. Wenn ein Bogenschütze nicht ins Ziel trifft, dann hat er versagt - und das ist erstmal schlicht die Beschreibung einer Tatsache. Dieses Versagen gibt einen Hinweis auf einen Mangel im Charakter. Oder biblisch gesagt: Im Herzen des Menschen. Hat der Bogenschütze nicht genug trainiert? War es ihm nicht wichtig genug? War er von seinen angeblichen Fähigkeiten so eingenommen, dass er seinen Trainingsstand überschätzt hatte? Oder hat der Bogenschützte einfach einen schlechten Tag gehabt? In der Bibel wird an einigen Stellen davon gesprochen, dass Gott unser Herz erforscht. Es scheint mir so, als wüsste Gott vieles, aber nicht alles. Insbesondere unser Herz ist ihm u.U. verschlossen - was auch in dem Begriff "des harten Herzen" zu tragen kommt.
Oft wird Sünde und Schuld miteinander verbunden, aber aus meiner Sicht ist Schuld nur ein Nebeneffekt der Sünde und zwar dann, wenn das Versagen zu Beschädigung an der Schöpfung führt, also wenn ich meinen Bogen spanne, abschieße und dabei einen Unbeteiligten verletze. Und das braucht dann Wiedergutmachung (Sühne), also in dem Fall sowas wie eine Entschädigungszahlung.
Und das beständige Versagen des Menschen führt dann zur zweiten Dimension der Sünde: ihrer
Fleischwerdung. In den Römerbriefe spricht Paulus von der Sünde als innewohnende Kraft die uns mehr und mehr torpediert. Der Spruch "der Wille ist stark, aber das Fleisch schwach" stammt von Paulus oder wird zumindest von ihm im Römerbrief benutzt. Anders gesagt: Unser Charakter ist eine Folge unserer Gewohnheiten und die wiederum eine Serie von Handlungen. Wenn also die Handlung bereits sündig sind, dann verfestigt sich unser Charakter in der Sünde. Er wird sozusagen zur fleischgewordene Sünde. Als Beispiel: Der Raucher ist eine "Manifestation" des Rauchens. Der Übergewichtige eine Manifestation des zu kalorienreichen Essens. Und diese Manifestation bestimmt unsere Handlungen und versklaven uns an die Sünde. Sünde und Sucht haben viel miteinander zu tun. Aber das müsste ich separat aufdrößeln.
Die Sünde als Phänomen wurde in den Menschen so stark, dass sie sich nicht nur als Leib manifestiert, sondern auch als Reich/Nation/Welt. Unsere Welt wird um die Sünde herum gebaut. Sie ist mehr von der Sünde bestimmt, als von Gott. Darum ist der Gott/Fürst der Welt auch nicht der Vater Jesu, sondern der Satan, wie in einen der Briefen von Paulus bemerkt wird. Dabei spiegelt sich in der Welt nur das wieder, was in unserem Leib vonstatten geht: die Fleischwerdung der Sünde (z.B. Pornografie) bzw. die Weltwerdung der Sünde (Z.b: Porno-Industrie). Und dann kann man auch besser folgenden Abschnitt verstehen (1. Johannesbrief 2.15-16):
Ihr sollt nicht diese Welt liebenund auch nicht das, was in der Welt ist. Wenn jemand diese Welt liebt,hat die Liebe zum Vater keinen Raum in ihm. Das alles gehört zu dieser Welt:die selbstsüchtigen Wünsche, die gierigen Blickeund das Prahlen mit Wohlstand. Das alles kommt nicht vom Vater, sondern stammt aus dieser Welt.
Erinnert ihr euch noch: Sünde bedeutet falsches Handeln -und zwar in dem Sinne, dass es das Ziel verfehlt. Wenn dieses "Falsche" sich manifestiert als Leib (bei den Menschen) und dann als Reich, wird aus der von Gott geschöpfte Welt eine verfehlte Welt. Viele Christen sprechen auch von "gefallener Welt", aber selten wie genau diese Welt gefallen ist. Aus meiner Sicht ist die Welt nicht gefallen, sondern sie fällt mit jedem Tag etwas mehr. Und was ist das Ende dieses Falls? Ihr Tod, denn die Sünde gebiert den Tod:
Die Sünde aber, wenn sie ausgereift ist, gebiert den Tod. ( Röm 6,23)
Unser falsches Handeln führt zu einer falschen Welt - eine Welt die ihr Ziel verfehlt. Johannes sprach auch von der Sünde als Finsternis - eine Finsternis die ums sich greift und, wie oben geschildert, sich verfestigt.
Aber jetzt gibt es noch einen zweiten Aspekt: die Strafe. Sündern werden bestraft, so heißt es doch immer? Und da möchte ich gerne auf den Vortrag von Siegfried Zimmer verweisen:
Vortrag. Kurz: Nach seiner Ansicht nicht, denn es gibt kein hebräisches Wort für Strafe, sondern es beschreibt eher eine Folge-Beziehung der Sünde. Und das wiederum passt zu Paulus Ausführung: (Achtung, meine Ansicht, nicht ultimative Wahrheit für alle und jeden)
Darum hat Gott sie in den Begierden ihrer Herzen dahingegeben in die Unreinheit, sodass sie ihre Leiber selbst. (Römer 1,24)
Gott straft uns nicht, sondern gibt uns unseren Sünden dahin. Und das die Sünde das Ziel verfehlt (darauf komme ich gleich zu sprechen, von welchem Ziel die Rede ist), richten wir uns selbst dahin (siehe Analogie Rauchen, Übergewicht usw.). Gott hält die Konsequenz der Sünde so gut es geht zurück. Der Default-Modus der Welt ist eben nicht Friede-Freude-Eierkuchen, sondern wäre Hass-Stress-Krieg-Mord. Das deutet sich in der Offenbarung oder im 2.Thessalonicher an. Gott hält die Finsternis zurück, die uns eigentlich träfe. Der Vorwurf das Gott Leid zulässt ist paradox, denn eigentlch ist es eher so (aus meiner Sicht), dass Gott noch gute Tage ermöglicht, obwohl die Welt bereits verfinstert ist. Und weil Gott unser Sündenfolgen so gut es geht in Wahrheit zudeckt, manifestiert sich diese Herrlichkeit auch in dem Mensch Jesus. So wie die Sünde Fleisch wird in den vielen, so wird die Herrlichkeit Fleisch in Jesus. (Johannesevangelium und 1. Korinterbrief)
Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden. (1. Kor 15:22)
Und so will Gott uns erlösen (von der Sünde), indem wir, wie Jesus, auferstehen im neuen Leib (der in Erbfolge Christi ist und nicht mehr von Adam). Die Sünde ist sozusagen zu sehr schon mit unserem Körper verwachsen, daher werden wir neugeschöpft bzw. wiederhergestellt am Ende dieser Weltzeit, durch Tod und Auferstehung (wie auch Jesus dieses Weg gegangen ist):
Offenbarung 21,1
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
Offenbarung 21,4
Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Pred. 1,9.10
Gott hat von jeher davon geredet, dass Er alle Dinge wiederherstellen will. Das All ist ja nicht nur aus Ihm, sondern auch zu Ihm hin geschaffen. Alle Dinge sind von vornherein daraufhin angelegt, wieder zu Ihm zurückzukehren. Und das, was gewesen ist, ist das, was wieder sein wird .
Und diese Wiederherstelluing erreicht er durch Christus, dass ist das Evangelium. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch mald das Video vin Karsten Risseeuw über das Evangelium und die Gerechtigkeit Gottes:
Gottes GerechtigkeitJetzt bleibt abschließend noch die Frage, was ist denn das Ziel von Gott? Ich fimde das Video von BibleProject hat das sehr zusammengefasst:
Der wahre SabbatAuch hier beziehe ich mich auf Herrn Risseeuw. Er hat an sich einen guten Blog Beitrag geschrieben:
https://kernbeisser.ch/hat-gott-ein-ziel/ (Gott will alles in allen sein)
Wenn wir also sagen das Gott der wahre Sünder ist, dann ist das paradox. Denn die Sünde ist Ausdruck der Abgrenzung zu Gott, ob bewusst oder unbewusst. Und wenn wir sündigen, dann begehen wir uns ins Finsternis und wissen nicht mehr wohin wir gehen (1. Johannesbrief) . Wir verlieren den Zugang zu Gott, verlassen uns auf uns selbst, intellektualisieren Gott und philosophieren ihn in die Bedeutungslosigkeit, so wie ich es tat:
Kolosser 2,8:
Habt acht, dass euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß.
Amen. :-D :-D