@paxito hatte mich ermuntert, mich zu den Ausführungen, die er und
@Myriel auf Seite 62 geschrieben haben, zu äußern. Es ging da um göttliche Ordnung, und darum, wie diese z.B. zu Karma führt und inwieweit diese Ordnung bzw. Karma einer Moral entsprechen, so hab ich es jedenfalls verstanden.
Ich glaube nicht, dass es gute oder böse Taten an sich sind, die eine Wirkung über den Tod hinaus erzeugen, sondern die Taten erzeugen einen Einfluss auf das eigene Bewusstsein, die eigenen Emotionen. Damit meine ich das Gewissen. Im Ägyptischen Totengericht wird das Herz des Verstorbenen gegen die Feder der Wahrheit aufgewogen. Wenn das Herz nicht schwerer ist als die Feder, kommt der Tote in den "Himmel", wie auch immer das bei den Ägyptern hieß. Ist das Herz schwerer, wird die Seele vom Schattenfresser verschlungen, kommt in christlicher Terminologie also in die Hölle. Da geht es also nicht um das Urteil eines Richters, sei das Gott oder sonstwer, der die Taten beurteilt, sondern es zählt, ob der Tote mit leichtem Herzen, im Reinen mit sich selbst verstorben ist. Mir scheint diese Version plausibler, da ich nicht an einen richtenden Gott glaube.
Ich habe zum Thema Karma in einem anderen Thread mal was geschrieben, das kopier ich mal hier:
Karma und Gerechtigkeit:
"Unser Glaube an Vergeltung durch Karma, Schicksal oder Gott entspringt unserem emotionalen Bedürfnis nach Ausgleich, egal, ob im Sinne von Belohnung oder von Bestrafung.
Ich denke, wenn wir ehrlich sind, sehen wir um uns genug Beispiele, dass dieses Konzept nicht immer zutrifft; Betrüger werden reich, Mörder und Vergewaltiger laufen frei herum, und bei weitem nicht alle von ihnen erhalten irgendeine Art von Strafe in Form von Unglück oder ähnlichem, die wir erkennen könnten. Und dass sie im Jenseits oder in späteren Inkarnationen bestraft (oder belohnt) werden, ist unsere Fantasie, unser Wunschdenken, unser Glaube, aber Beweise dafür bekommen wir nicht.
Und wenn wir unseren derartigen Glauben oder Wunsch mal kritisch betrachten, so dürfte uns auch auffallen, dass er boshaft und schadenfroh ist.
Die Welt ist nicht so, wie es unsere Emotion als gerecht empfindet.
Natürlich gibt es physikalische Gesetze, die ein Gleichgewicht vorschreiben, so dass im Universum alles Negative mit gleichviel Positivem aufgewogen wird.
Wenn allerdings ein Mensch sein Bewusstsein auf das Negative fokussiert und begrenzt hat, so dass er immer nur Leid durch andere erfährt, die mit seiner Ausstrahlung in Resonanz gehen, dann findet dieser Ausgleich des Negativen nicht an dieser Person statt, sondern irgendwo sonst. Weder Gott noch ein physikalisches Gesetz entbindet uns von unserer Verantwortung für uns selbst.
Der Mensch selbst, der Negatives erlebt hat, muss sich anderem zuwenden, die negativen Emotionen von Leid loslassen, um auch Positives zu erleben. Diese Macht und dieses Recht hat jeder, inklusive dem Täter, der sich selbst jederzeit vergeben kann, um jedwede strafenähnliche Folge für sich abzuwenden.
Und wenn Ihr Euer Missfallen über diese Worte und diesen Umstand mal näher betrachtet, so werdet Ihr feststellen, dass Ihr dem Täter gegenüber missgünstig seid, Ihr gönnt ihm keine Vergebung - und das hält Euch in Euren persönlichen Opferrollen gefangen, da Ihr das Leid, das Ihr tragt, nicht loslasst, weil Ihr Euren Tätern Eure Vergebung nicht gönnt.
;)Damit schadet man nur sich selbst."
Ordnung:"Ich weiss ebenfalls von Unterdrückung, Falschheit, Vergewaltigung, Mord und Krieg, und ich bin nicht glücklich, dass es sowas gibt, und froh, wenn ich es nicht direkt erfahren muss.
Aber ich sehe durchaus eine Ordnung und jede Menge Möglichkeiten darin, es alles so zu gestalten, dass wir alle darin glücklich sein könnten.
Das Konzept göttlicher Strafe lehne ich ab, daran glaube ich nicht. Aber ich glaube an Folgerichtigkeit, an Konsequenzen und Gesetzmäßigkeiten. Alle Dinge, die geschehen, richten sich danach. Und somit ist alles beeinflussbar, alles liegt in unseren Händen.
Der Sinn unseres Hierseins, unseres Lebens, liegt aber nicht darin, immer alles "richtig"* zu machen, sondern darin, Erfahrungen zu machen.
Menschen glauben gerne, wenn sie nur immer die positive Seite von allem erleben, dann haben sie alles richtig* gemacht.
In diesem Fall frag ich mich aber - auch wenn´s schnippisch klingt - wieso lehrt dann das Christentum die Wichtigkeit der Vergebung?
Leiden entsteht meistens nicht durch die Tat selbst, die man erlebt, sondern dadurch, wie man selbst emotional mit dem Erlebten umgeht. Leiden bedeutet, die Emotion festzuhalten, anstatt sie einfach durch sich hindurch fließen zu lassen. Sie soll erlebt werden - das wollen wir, dazu sind wir hierher gekommen, wo es Emotionen gibt - aber sie soll nicht für immer festgehalten werden.
Eine Emotion loszulassen, bedeutet, zu vergeben. Das hat nichts mit dem klassischen Begriff der Vergebung gegenüber einem Täter zu tun, sondern es heisst, dass man sich selbst von dem festgehaltenen Leid befreit.
Das alles funktioniert aber nur über den Weg der Übernahme von Verantwortung. Man muss die Verantwortung für sich selbst übernehmen, für die eigenen Emotionen, die eigenen Erlebnisse, und wer das tut, der erhält Macht über sich und sein Leben, sein Erleben, und der sucht keine Schuld und keine Erfüllung mehr bei anderen.
Alles Leid, das in der Welt stattfindet, kann jederzeit für jeden einzelnen Menschen der Weckruf zu dieser Eigenverantwortlichkeit und Selbstermächtigung werden.
Es ist in der Tat so, dass es besser für uns alle wäre, das schneller zu lernen.
Emotionen werden gezielt im großen Maßstab ausgelöst, entweder Leid durch künstlich erzeugt Notstände, oder große Freude bei Massenveranstaltungen. Man sollte sich dessen bewußt sein, dass solche Ballungen und Konzentrationen von Emotionen auf jeden Fall etwas bewirken, evtl. an ganz anderem Ort, aber es kommt durch ein großes Maß an Emotion, z.B. Leid, auf jeden Fall irgendwann zu einer Eskalation, das kann dann eine Naturkatastrophe sein, wenn sich diese Energie durch die Erde entlädt, oder ein Krieg, wenn sie sich durch die Menschen entlädt.
Jeder einzelne von uns hängt als Mit-Auslöser da mit drin, auch wenn der Krieg weit weg von uns stattfindet.
"In Ordnung" im eigentlichen Sinn des Wortes ist also alles, alles folgt einer Ordnung, einer Gesetzmäßigkeit. Für jede Wirkung gibt es Ursache.
Diese Erde ist ein Ort, an dem wir das erkennen können.
Wenn wir es heute erkennen und "beenden", sind wir die letzten, die diese Chance hatten; alle, die nach uns noch herkommen, können es nicht mehr erleben.
Jeder einzelne von uns kann es für sich selbst in Ordnung bringen, in dem er lernt, mit seinen Emotionen umzugehen. Auf diese Weise entziehen wir uns diesem harten Spiel von Ursache und Wirkung, oder wir können sogar gezielt Ursachen setzen für Wirkungen, die wir anstreben. DAS war wohl gemeint, als es hieß, wir sollten uns die Erde untertan machen - nicht, sie zu versklaven, sondern, uns selbst dazu zu ermächtigen, auf ihr schöpferisch tätig zu sein."