Myriel schrieb:Licht heisst nach meinem Verständnis Gottesnähe und Finsternis Gottesferne. Dazwischen gibt es jegliche Abstufungen.
Ja, aber alles unterliegt dieser Ordnung. Alles wird kategorisiert innerhalb dieses Schemas:
Myriel schrieb:es hat alles seine bestimmte Ordnung - nichts unterliegt dem Zufall und es geht dabei um den Ausgleich
Dies mag auf der einen Seite tröstlich wirken, da dann in allem ein tieferer Sinn verborgen liegt, ein göttlicher Plan. Es ist zugleich aber auch erschreckend, da es den Menschen ohnmächtig in einem göttlichen Spiel von Licht und Dunkelheit zurücklässt.
Es gibt dort einen Allmächtigen, der fern von dieser Welt weilt und im Grunde nichts mit ihr zu tun hat. Wir Menschen können nur zu ihm Streben, aber selbst in diesem Streben sind wir nicht frei, denn wir unterliegen bei dir ja noch dem karmischen Regeln. Damit wird jede menschliche Tat im Angesicht dieser furchtbaren Gottheit unerheblich. Räder in einem Uhrwerk, mehr nicht.
Ich befürchte, wenn du Recht hättest und ich das so annehmen und erkennen würde, wäre ich umgehend ein Diener der Finsternis.
Myriel schrieb:Entscheidungen für Licht sind ebenso Entscheidungen für die Liebe (zu Gott und zu allen seinen Geschöpfen), wobei sich diese Liebe nicht nur in Worten/Gedanken, sondern auch in entsprechendem Tun (Nächstenliebe) ausdrücken soll. Dieses "Sollen" ist jedoch nicht als "Müssen", sondern als tiefstes "Wollen" aus dem Herzen zu verstehen.
Unabhängig von dem (An)Erkennen des von dir geglaubten Gottes, wäre also die gerechte, die liebende Tat, wenn sie von Herzen kommt eine gute. Darin erkenne ich Weisheit und stimme zu.
Myriel schrieb:Denn - wie oben erwähnt strebt jede Seele als Endziel die Rückkehr zur Schöpferquelle an - wie dieser Weg aussieht, bestimmt sie weitgehend selbst und sucht sich Lebensumfelder und Lebenssituationen aus, welche optimale Möglichkeiten bieten, diesem Ziel näherzukommen (dasselbe gilt im oben stehenden Beispiel natürlich auch für die Seelen der Eltern).
Damit nun lässt sich jede Tat in dieser Welt rechtfertigen, ich mordete, plünderte und verbrannte, weil es für meine Entwicklung als Seele nötig war, ich nur so Gott näher kommen kann. Eine hohle Moral, wo bleibt die Nächstenliebe, wo der rechte Pfad?
Und wenn wir als Seelen sowieso zu Gott zurück kehren
müssen, unabhängig von unserem wollen, was zählt dann noch unsere Entscheidung?
Myriel schrieb:Hinter diesen schwerwiegenden medizinischen Gründen liegen die oben erwähnten geistig-seelischen Gründe. Die erstgenannten sind lediglich Auswirkung der Letzteren. Die medizinischen Gründe sind irdisch nachweisbar, die seelisch-geistigen nicht - wie sollten sie auch - denn sie sind ja "nicht von dieser Welt".
Wenn es medizinische Gründe gab, war die Entscheidung der Seele unerheblich. Wobei ich mittlerweile verstehe, wie weit du „die göttliche Ordnung“ strapazierst.
Ich will an dieser Stelle der dichotomischen Ordnung die du da entwirfst, meine eigene entgegenstellen:
Es war das Zeitalter in dem Nichts war,
Kein Sand, noch See, noch kühle Wellen,
Keine Erde, noch Himmel waren dort,
Nur Ginnungagap.
Quelle: sinngemäß, Völuspa, Stanza 3
Doch was ist Ginnungagap?
Die magisch aufgeladene (Ginnung) Leere (Gap). Und in diese Stille tritt Ymir, der Riese, der Schreier, dessen Schrei die wortlose Stille ist, aus der die Worte stammen. Dessen Leib die formlose Materie ist, aus dem alle Dinge stammen. Ymir und Ginnungagap sind zwei Seiten der gleichen Sache, des Nichts das aber voller Potential, voller Möglichkeiten steckt.
Hier siehst du eine Ordnung die aus dem Chaos geboren wird, die mit diesem versöhnt ist und wieder dorthin zurück kehren wird, am Ende der Zeit.
Kein allmächtiger Gott der die Welt schuf, die Götter kamen erst viel später.
Ich weiß, du wirst das unter „ist dein Weg zum Göttlichen“ verbuchen, aber vielleicht berührt es ja dein Herz und hinterlässt seine Spuren.
Myriel schrieb:Dabei ist das Gegenteil der Fall: Würde diese irdische Welt überhaupt existieren, wenn es keine geistige gäbe, welche Schöpfer der irdischen ist?
Nach meinem besten Wissen und Gewissen? Ja, das würde sie nicht nur, das ist sogar so der Fall.