rhapsody3004 schrieb:Und wie genau möchte die AfD eigentlich mehr Paare wieder zum Kinderkriegen animieren? Mit neoliberalen Träumen wie sie die AfD früher noch stark gehegt hatten, wird es jedenfalls nichts werden. Genauso wenig mit erzkonservativer Rollenverteilung und wo nur schön der Mann malochen gehen und Frauen daheim bleiben würden. Damit würde man man die meisten Frauen und Paare heutzutage sogar vergraulen.
Und mal ganz ehrlich; Wenn es selbst skandinavische Wohlfahrtsstaaten nicht schaffen, selbst da gehen die Geburtenraten zurück, dann wird es Deutschland erst recht nicht schaffen und schon gar nicht eine AfD, möchte sie nicht gerade Zwangspoppen und Zwangsgebären einführen.
Photographer73 schrieb:Vögeln und gebären für den Führer... äh... den Staat, das würde Höcke wohl gefallen. Aber natürlich nur der Biodeutsche und auf keinen Fall gemischte Paare. Wenn es nicht so traurig und aus längst vergangenen Zeiten bekannt, könnte man drüber lachen.
Das regt mich ja teils so auf. Weil ich da sitze, mir deren Rhetorik anhöre - neulich einen Livestream geguckt wo einer ne Rede von Höcke auch abfilmt und generell in dem Event und beim Gegenprotest versucht ins Gespräch zu kommen - und die Leute im Chat sehe die eher pro-AfD sind aber auch die Redner wie Höcke und die dann einfach denken es klappt wenn man irgendwie Geld dahinschmeißt oder ein bisschen an Arbeitsmodellen rechtlich werkeln will oder Kindergeld hochschraubt.
Höcke sinngemäß vor einigen Tagen in Gera, dass man quasi irgendwo Geld einsparen will und dann das in die Familien stecken will (natürlich eher ethnisch deutsche Familien, primär, klar). Ich bin nicht mal Experte und habe die Themen nicht studiert aber glaube genug mitbekommen zu haben, zumal das auch immer wieder auch auf einfachem Niveau erklärt wird:
Im Grunde haben (fast?) alle wohlhabenden Länder die Probleme mit niedrigen Geburtenraten weil da einfach diverse Faktoren zusammenkommen und der Bedarf an Kinderzeugung in einer heimischen Bevölkerung einfach mit steigendem Wohlstand und anderen bzw. sich ändernden soziokulturellen Werten und Prioritäten sich ändert. Das bedingt teils eine alternde Bevölkerung und Migration in welcher Form auch immer (sowie realem Buhlen um Fachkräfte) weil halt sonst Bevölkerung und Wachstum stagnieren und rückläufig sein werden.
Wie soll jetzt eine AfD das binnen 1-2 Legislaturperioden massiv ändern? Es geht, glaube ich, kaum. Ja man kann sich einreden, wenn man genug Geld draufwirft wird alles besser, aber du kannst wie so oft höchstens an Stellschrauben drehen und Anreize - finanzielle ggf. - schaffen. Ein Kind ist aber nicht nur "Kindergeldeinnahme" sondern bringt logischerweise eine harte Verpflichtung mit sich, wenn man es halbwegs gescheit machen will. Wenn letztendlich aber die Prioritäten doch woanders liegen, wird auch höheres Kindergeld nicht zwingend den Ausschlag geben. Du kannst die Leute ja ultimativ nicht zwingen. Und wenn du es machst, vergraulste halt und wirst zum Heuchler, der vorher immer von Freiheit faselte aber dann sogar die Familienplanung diktieren will.
Und selbst wenn die Anreize ein klein wenig was bewirken und Zahlen steigen: Die Effekte merkste halt frühstens in 17+ Jahren wenn man jetzt mal an Wirtschaft und Arbeit denkt, in welchem Kontext ja gern auch das Thema angebracht wird.
Also was ich sagen will ist: Da liest man die simpelsten (und oft falschesten) Narrative auch teils im Chat usw. Man kriegt mit, wie Leute denken, und es auch teils offen und verwirrt/benebelt wirkend auf der Straße äußern. Und man sitzt da und ist sprachlos. Wie gesagt, ich muss nicht mal der größte studierte Experte in jedem Thema sein (würde natürlich helfen für qualitativ gute Sachdebatten). Ich muss einfach nur ein Mindestlevel an Intelligenz sowie (Medien-)Kompetenz mitbringen. Glaube ich zumindest. Ich sitze manchmal da und hinterfrage mich ungläubig selbst wenn ich bei den simpelsten Narrativen und Antworten denke: "Sind die wirklich so dumm, unwillens, unkritisch, undiffereniert? Oder bin ich versnobbt und überheblich?"
Leute die angegriffenen Staaten helfen sind die bösen Kriegstreiber, die Ampel ist faschistisch, eher links oder mittig ausgerichtete Leute die sich etwa im Beispielstream ehrlich auf nen Dialog einlassen und sogar ausgewogen und mit Geduld diskutieren werden von Kleingeistern (mehr fällt mir dazu nicht mehr ein) im Chat massivst beleidigt oder bei sinnvollem Input überhört, während man sich an einzelnen Reizthemen und Reizworten aufhängt obwohl (IMO) sinnig oder differenzierend diskutiert wurde.
Wie soll man für stumpfe Filterblasen ohne einen Funken Selbstkritik da Verständnis aufbringen? Es fällt zumindest oft schwer.