AfD

martenot schrieb:Und meines Wissens ist die AfD in den östlichen Bundesländern überproportional vertreten.

Irrational überproportional würde ich sagen.
Wenn Konservativismus der Grund dafür sein sollte, würden CDU/CSU und FDP viel besser in Ostdeutschland dastehen.
"Protestwählern" glaube ich kein Wort!

martenot schrieb:Da mir die AfD unangenehm ist, fahre ich allerdings weniger gern in Regionen mit hoher AfD-Wählerdichte.

Wie sollte sich das überhaupt in der Öffentlichkeit bemerkbar machen? Ich wohne im tiefsten Osten und es gibt null Anhaltspunkte, wie sich das Wählerverhalten der Bevölkerung darstellt, wenn man sich durch die Straßen bewegt. Ansonsten halte ich deine Meinung für sehr voreingenommen.

Toxid schrieb:Ansonsten halte ich deine Meinung für sehr voreingenommen.

Voreingenommen gegenüber wem? Gegenüber den AfD-Wählern? In wiefern? Welche Einstellung und Meinung würdest du gegenüber AfD-Wählern und -Anhängern empfehlen?

Würdest du selbst dich als äußerst unvoreingenommen gegenüber Menschen mit anderen politischen Meinungen sehen, also z.B. was Grünen- oder SPD-Wähler betrifft?

martenot schrieb:Würdest du selbst dich als äußerst unvoreingenommen gegenüber Menschen mit anderen politischen Meinungen sehen, also z.B. was Grünen- oder SPD-Wähler betrifft?

Da nicht jeder mit nem Schild umher rennt, wo sein Wahlverhalten drauf steht, würde ich sagen ja. Denn genau das ist ja der Punkt, den ich angesprochen habe. Und wenn du dich im Osten bewegst, dann ist immer noch die absolute Mehrheit, die du begegnest eben kein AfD Wähler. Und der Rest läuft auch nicht mit Glatze und Reichskriegsflagge rum und verprügelt jeden, der nicht weiß und hetero ist. Das passiert dir allenfalls in ausgerechnet von dir aufgezählten Städten mitsamt Gegenbewegungen…

Toxid schrieb:Und wenn du dich im Osten bewegst, dann ist immer noch die absolute Mehrheit, die du begegnest eben kein AfD Wähler.

Über den gesamten Osten gesehen ja, aber da tragen halt auch die Großstädte dazu bei, die AfD-Prozente ein wenig nach unten zu drücken. In ländlichen Regionen und Landstädten dürfte das oft anders aussehen.

Übrigens, auch eine Bekannte von uns (wieder zurück nach Südbrandenburg gezogen) tendiert stark zur AfD, und bei ihr und ihrem Mann erlebe ich eher starke Voreingenommenheit gegen "den Westen" und gegen alles, was irgendwie nach Regierung oder ÖR-Medien riecht. Sie ist in Diskussionen auch meistens ziemlich vehement, was mir persönlich unangenehm ist. Sie tendiert auch oft zu radikalen Forderungen (im Sinne von "Kopf ab"), wenn ihr was nicht passt. Das passt einfach nicht zu mir und hinterlässt unangenehme Eindrücke bei mir.

Meinetwegen bin ich da voreingenommen, aber mir ist diese Art zu reden und zu diskutieren nicht angenehm, und ich habe ein Vermeidungsverhalten entwickelt.

martenot schrieb:und bei ihr und ihrem Mann erlebe ich eher starke Voreingenommenheit gegen "den Westen" und gegen alles, was irgendwie nach Regierung oder ÖR-Medien riecht. Sie ist in Diskussionen auch meistens ziemlich vehement, was mir persönlich unangenehm ist.

Eine wunderschöne Anekdote, die natürlich einfach stellvertretend für jeden Ostbürger gilt. Übrigens hat die AfD die meisten Zugewinne im Westen, nicht dass du irgendwann in den Osten ziehen musst.

eckhart schrieb:Wir alle kennen genug Gegenbeispiele, aber die AfD ist gerade dabei, zu versuchen, Ministerpräsident Kretschmer einen Maulkorb zu verpassen.

Habe die Tage mal in einem Fernsehbeitrag ne Diskussion der Spitzenkandidaten in Sachsen gesehen. Wenn man die Augen zumacht hat, dann hat man nicht mehr gemerkt Ob der Kretschmar oder der Heini von der AFD gerade gesprochen hat.

Die haben beide haargenau das gleiche erzählt. Sie wollen sogar alle beide ein Atomkraftwerk in der Lausitz (lol)

Toxid schrieb:die natürlich einfach stellvertretend für jeden Ostbürger gilt.

Es ging mir im übrigen um mein persönliches Befinden, warum ich persönlich mit vielen AfD-Wählern meine Schwierigkeiten habe. Persönliches Empfinden speist sich häufig auch aus persönlichen Erlebnissen.

Es kann natürlich sein, dass die allermeisten AfD-Wähler äußerst liberal, wertschätzend, tolerant, menschenfreundlich sind, aber diejenigen, die ich bisher näher kennengelernt habe, hatten halt eine Tendenz gezeigt, die mir nicht so angenehm ist. Dazu zählen halt auch diejenigen Politiker, die als Spitzenkandidaten der AfD bezeichnet werden.

alhambra schrieb:Die haben beide haargenau das gleiche erzählt. Sie wollen sogar alle beide ein Atomkraftwerk in der Lausitz (lol)

Zynischerweise bleibt also der AfD gar nichts anderes, als Kretschmer einen Maulkorb zu verpassen? :D

Toxid schrieb:Wie sollte sich das überhaupt in der Öffentlichkeit bemerkbar machen? Ich wohne im tiefsten Osten und es gibt null Anhaltspunkte, wie sich das Wählerverhalten der Bevölkerung darstellt, wenn man sich durch die Straßen bewegt.

Die gibt es schon. Man muss nur genau hinschauen. Wenn ich Freunde in Niedersachsen oder NRW besuche, dann finde ich häufig Aufkleber mit FCK AFD, pro Antifa oder ähnliches an Laternen und so. Hier in meiner Gegend sind es weit mehr rechtsradikale Aufkleber.
Vor kurzem habe ich mal eine Tour zu einer Spreequelle unternommen. Kaum aus dem Bus raus wehte mir schon eine Reichsflagge auf einem Grundstück entgegen und es blieb nicht die einzige an diesem Tag. Dazu werden es immer mehr rechtsextreme Schmierereien. Und im Stadtbild begegne ich auch sehr häufig Menschen, die ihre rechrsradikale Gesinnung offen nach außen tragen.

Das ist schon ein erheblicher Unterschied zu Gegenden wie zum Beispiel Ostwestfalen, Oberbayern oder sonst wo. Und m.M.n. trägt der Aufschwung der AfD auch dazu bei, dass sich all die Rechtsextremen wieder so offen nach draußen trauen. Die bekommen immer mehr Oberwasser und immer mehr Menschen haben Angst sich dem entgegenzustellen. Vorallem in Gegenden, wo die AfD bei Wahlen schon bis zu 40% 50% aller Stimmen bekommt.

Sehr erschreckend finde ich vorallem wie viele Jugendliche und junge Erwachsene wieder offen ihre rechtsextreme Einstellung nach Außen tragen. Es fühlt sich langsam so an wie in den 90ern, nur das die Gegenbewegung dazu fehlt.
Gut sichtbar auch beim CSD letztes Wochenende in Bautzen.

Bone02943 schrieb:Das ist schon ein erheblicher Unterschied zu Gegenden wie zum Beispiel Ostwestfalen, Oberbayern oder sonst wo.

Hier (Oberbayern) ist es meiner Beobachtung so, dass die AfD und rechte Symbole nur selten zu sehen sind. Auch feindseliges Verhalten gegen Migranten, LGBT oder andere Minderheiten fällt mir sehr selten auf.

Wenn ich mir beispielsweise meinen Arbeitsplatz anschaue, hätte man es als bekennender AfD-Anhänger mit typischen Einstellungen auch ziemlich schwer, weil wir ein bunter gemischter Haufen sind (Inländer, Menschen mit Migrationshintergrund und unterschiedlichen Religionen, LGBT). Meinen alltäglichen Beobachtungen nach wird hier niemand mit Anfeindungen konfrontiert, weil es als selbstverständlich erachtet wird, dass wir unterschiedlich sind.

Meine Befürchtung wäre beispielsweise, dass in einem von der AfD geprägten Umfeld so ein Team nicht gut funktionieren würde.

Bone02943 schrieb:Gut sichtbar auch beim CSD letztes Wochenende in Bautzen.

Vielleicht ist Ostsachsen im Jahr 2024 nicht der optimale Ort für „Queer Pride statt White Pride“. Man kann durch aktionistische Provokation auch seinem eigentlichen Ziel stark schaden.

nutricius schrieb:Man kann durch aktionistische Provokation

Wobei es ja auch LGBT-Leute geben soll, die aus Ostsachsen stammen und eigentlich gern dort weiterhin leben wollen. Wie sollten diese Menschen deiner Ansicht nach dort leben, dass ihr Leben nicht als "aktionistische Provokation" gewertet wird? Sollen sie lieber doch wegziehen, damit die "White-Pride"-Leute unter sich bleiben können?

nutricius schrieb:Vielleicht ist Ostsachsen im Jahr 2024 nicht der optimale Ort für „Queer Pride statt White Pride“. Man kann durch aktionistische Provokation auch seinem eigentlichen Ziel stark schaden.

Es ist bedauerlich, dass du meinst, in einer pluralistischen Gesellschaft wie Deutschland könne es Orte geben, an denen man nicht für Menschenrechte und Vielfalt eintreten sollte. Deutschland ist ein Land, in dem jede und jeder, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sexueller Orientierung, das Recht hat, offen und ohne Angst zu leben. „Queer Pride“ steht genau für diese Werte – für Freiheit, Gleichberechtigung und Respekt. Das ist keine „aktionistische Provokation“, sondern ein notwendiges Bekenntnis zu den Grundrechten, die unsere Gesellschaft zusammenhalten.

nutricius schrieb:Man kann durch aktionistische Provokation auch seinem eigentlichen Ziel stark schaden.

Also das als aktionistische Provokation zu bezeichnen ist schon wieder ein starkes Stück.

Bone02943 schrieb:Kaum aus dem Bus raus wehte mir schon eine Reichsflagge auf einem Grundstück entgegen und es blieb nicht die einzige an diesem Tag.

Hat dein Bus in Jamel Halt gemacht? Also ehrlich, ne Reichsflagge sehe ich höchstens auf irgendwelchen Demos in Großstädten, aber nicht Vorgärten.

Bone02943 schrieb:Sehr erschreckend finde ich vorallem wie viele Jugendliche und junge Erwachsene wieder offen ihre rechtsextreme Einstellung nach Außen tragen. Es fühlt sich langsam so an wie in den 90ern, nur das die Gegenbewegung dazu fehlt.

Das liegt aber nicht an der AfD, sie und das was du schilderst ist maximal eine Konsequenz aus der derzeitigen Politik.

Toxid schrieb:Das liegt aber nicht an der AfD, sie und das was du schilderst ist maximal eine Konsequenz aus der derzeitigen Politik.

Mein Gefühl ist, dass die AfD eine Art Heimstatt für die rechten Socken datstellt und die Lichtgestalten der AfD (Höcke, Brandner und Konsorten) fleißig daran arbeiten, das Sagbare immer mehr in unappetitliche und zu vermeidende Regionen zu verschieben.
Die Schuld da irgendwelche Regierenden anzulasten verbietet sich für jeden, der nicht eigentlich unter Kuratel stehen müsste. Ab einem gewissen Alter und damit hoffentlich einhergehender Reife ist doch jeder selbst für seine Entscheidungen verantwortlich.

Heide_witzka schrieb:Die Schuld da irgendwelche Regierenden anzulasten

Aus meiner Sicht ist das eine altbekannte Argumentationsweise. Ständig hört und man liest man, dass die Leute ja eigentlich ganz anders wären und ganz anders wählen würden, aber sie würden von den (politischen) Umständen quasi dazu gezwungen.

Wenn das ein legitimes Argument ist, dann kann ich beispielsweise andererseits jederzeit behaupten, dass ich linksgrün wählen muss, weil mich die AfD bzw. deren Anhänger dazu zwingen.

martenot schrieb:Wenn das ein legitimes Argument ist, dann kann ich beispielsweise andererseits jederzeit behaupten, dass ich linksgrün wählen muss, weil mich die AfD bzw. deren Anhänger dazu zwingen.

Deine Logik… Es reicht wohl, einfach nur nicht die AfD zu wählen.

Heide_witzka schrieb:Die Schuld da irgendwelche Regierenden anzulasten verbietet sich für jeden, der nicht eigentlich unter Kuratel stehen müsste.

Die AfD hat nicht gerade selbst viel für ihren Erfolg getan, dazu braucht es keine Lichtgestalten. Viele Wähler sehen sie derzeit als einzige Alternative zu allen anderen Parteien, allein das reicht schon aus um die Leute scharenweise dorthin zu treiben.

Toxid schrieb:Deine Logik…

Ich habe nur die häufig zu hörende Logik vieler AfD-Wähler gespiegelt. Insofern ist es weniger meine Logik, da ich diese ja normalerweise nicht selbst anwende.