Link: server.hagalil.com (extern) (Archiv-Version vom 13.12.2004)Hier mal eine jüdische Stimme, die sehr gut rüberbringt, was die allermeisten jüdischen Menschen angesichts der yyEntschädigungspolitik gewisser amerikanischer Verbände empfinden.
Es ist vielleicht sehr überraschend für einige Dummschwätzer hier im Forum:
Auszug aus dem link:
Zeit der Besinnung
Der Skandal um die Holocaust-Entschädigungen
wird immer größer / Von Gabriel Schoenfeld
<"Seit vielen Jahren stehen Deutschland, die Niederlande und die Schweiz unerschütterlich auf der Seite Israels in einem Europa, das sich nicht eben als Freund des jüdischen Staates gezeigt hat. Das Druckmachen, die Boykottdrohungen, die schlechte Presse – manches davon ungerecht, manches um der nackten Gelderpressung willen – können ihren Eindruck nicht verfehlen.
Das Schüren des Antisemitismus bei den Rechtsextremen ist nur eine und keineswegs die größte Gefahr. Die eigentliche Gefahr droht nicht von den Rändern, sondern liegt in dem Schaden, der in der politischen Mitte Europas angerichtet wird. Ländern, die nicht parieren, hat Israel Singer „öffentliche Angriffe und Demütigungen“ angedroht, und mehr als einmal hat seine Organisation diese Drohung wahr gemacht. Werden die Nationen, die solche „öffentlichen Angriffe und Demütigungen“ erfahren haben, das Richtige tun, wenn es für Israel darauf ankommt? Etwa wenn die Feinde Israels avancierte Waffensysteme kaufen wollen? Mit Sicherheit kann man das nicht sagen, aber man hat doch den Eindruck, dass hier moralisches und politisches Kapital achtlos verspielt wird.
Verletzte Ehre
Mit solchen Vernunftsgründen ist es aber nicht getan; auf dem Spiel steht auch die jüdische Ehre, die auf verschiedene Weise verletzt wird. Zum einen erleben wir das Spektakel, dass jüdische Organisationen in den USA gemeinsame Sache mit Politikern machen, deren Tränen um die sechs Millionen zeitlich perfekt auf ihr Interesse an Wahlkampfspenden und beifällige Schlagzeilen abgestimmt sind. Als überparteiliche Ergänzung gab es das feierliche Bankett im Hotel Pierre, ein Akt der Selbstbeweihräucherung, der den Massenmord an den europäischen Juden auf krasseste Weise für ethnische Politik zu vereinnahmen droht.
Der andere und viel gravierendere Punkt ist, dass bedürftige Überlebende einsam verkümmern, während ihre Ansprüche umständlich bearbeitet werden. Die jüdische Gemeinde hat eine jahrtausendealte stolze Geschichte der Sorge für die Ihren. Kann es wirklich sein, dass diese gequälten Seelen warten müssen, bis endlich das Geld aus der Schweiz oder Deutschland da ist, während das amerikanische Judentum Millionen Dollar in den Bau von Holocaust-Museen und -Gedenkstätten in jeder Stadt der USA gesteckt hat und Hunderte von Millionen Dollar für das Durchforsten europäischer Bankarchive ausgegeben wurden? Wenn es wahr ist, ist es ein Skandal. Wenn es nicht wahr ist, ist die Integrität des Judentums kompromittiert worden.
Schließlich gibt es auch den schon angesprochenen Schaden für unser Geschichtsverständnis. Vor dem Kongress hat Israel Singer erklärt: „Die Bedeutung der finanziellen Wiedergutmachung darf nicht den Vorrang der moralischen Wiedergutmachung in Frage stellen – die ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. “ Leider haben er und seine Kollegen eine solche „ehrliche Auseinandersetzung“ nur noch schwieriger gemacht. Die Geschichte ist kein Lehm, den man im Dienste einer noch so guten Sache so oder so formen könnte. Sie so zu behandeln, erleichtert es nur Extremisten von rechts und links, die Vergangenheit für ihre eigenen, ganz anderen Zwecke umzumodeln – und am Ende zu behaupten, beim Holocaust sei es, wie bei allem, was Juden betreffe, letztlich doch nur um Geld gegangen.
Einige dieser Extremisten haben der organisierten jüdischen Welt vorgeworfen, sie bediene sich regelrechter Gangstertaktiken. Andere, wie zum Beispiel Norman Finkelstein, selbst Sohn jüdischer Holocaust-Überlebender, aber offensichtlich von Hass gegen sein eigenes Volk erfüllt, haben Holocaust-Entschädigungen als Instrument israelischer Unterdrückung verurteilt. Es ist eine Schande, aber nicht sehr verwunderlich, dass manche in Deutschland Finkelstein mit Kusshand begrüßt haben, weil sie aus seinen Worten eine gewisse Entsühnung von den Verbrechen Deutschlands herauslesen. Man kann nur hoffen, dass das Gift seiner Attacken andere, verantwortungsbewusstere Stimmen nicht davon abhalten wird, Kritik zu äußern, wann und wie scharf auch immer sie notwendig ist. Bisher sind leider nur wenige solcher Stimmen zu vernehmen. „Die Jagd nach den Milliarden in Holocaust-Blutgeld ist vom Unwürdigen ins Schändliche abgeglitten“, mahnt Charles Krauthammer. Für Abraham Foxman ist die Reduzierung des Holocaust auf eine Sache von Dollar und Cent eine „Entweihung“, ein „zu hoher Preis für eine Gerechtigkeit, die wir nie erlangen werden“.
Sie haben Recht. Es ist höchste Zeit, sich zu besinnen.
Mittwoch, 13. September 2000
Das kybernetische Äquivalent von Logik ist Oszillation.
Ganz unten auf dem Grunde des Lebendigseins treffen wir auf die Metapher. (Gregory Bateson)