frivol schrieb:Er spricht von Energiewende light, also erstmal die besonders CO2-lastige Kohle loszuwerden und auf Gas als Übergangstechnologie zusetzen. Weil wir auch erst Speichertechnologien aufbauen müssen, um die Schwankungen in Solar und Wind auszugleichen. Ich glaube das ist eh unser Plan, also nix neues.
Ganz genau; das ist der Plan für uns und den Rest der Industriestaaten. Heißt im Klartext, man versucht in den nächsten etwa 30-40 Jahren den Kohlendioxid Ausstoß zu halbieren, was schon aufgrund der Senkleistung der Biosphäre genügen würde, um auf ca netto 0 Emissionen zu kommen. Das könnte unsere Gesellschaft politisch und sozioökonomisch gerade so aushalten, falls nichts größeres dazwischen kommt, wie zB. jetzt der Krieg, der das Gas so teuer gemacht hat, was zu sozialen Verwerfungen führen könnte.
Dann gibt es aber noch viel dringlichere globale Probleme, und zwar zB. das des drohenden Bevölkerungszuwachses um noch mal 4 Mrd Leute in der gleichen Zeit. Dieses Wachstum muss gestoppt werden, und zwar mit Aufklärung, mit Wohlstand, und mit dem Ausbau der dortigen Infrastruktur, sonst ist die Halbierung der Emissionen bei uns nicht ausreichend, um die Gesamtemissionen ausreichend stoppen zu können, womit die Erwärmung weiter ginge. Globale Bevölkerung und Emissionen korrelieren stark miteinander.
Es ist also essenziell wichtig, hier erstmal ein Augenmerk darauf zu haben, dass die Entwicklungsländer so weit vom globalen Fortschritt profitieren, dass sich ihre demographische Entwicklung stabilisiert. Sprich, dass sie Schulen bekommen, dass sie Arbeit haben, ein Sozialversicherungssystem, Renten usw, und dass sie deswegen aufhören können, 10+ Kinder pro Familie in die Welt zu setzen, die die weltweiten Emissionen drastisch ansteigen lassen.
Damit das aber möglich sein wird, brauchen wir auch eine gut funktionierende Weltwirtschaft, die alle mit ausreichend Gütern versorgt, sonst können wir uns eben nicht um die ärmeren kümmern, und damit wären all unsere Bemühungen die Energiewende zu forcieren vergebens.
Es ist halt komplex, und ein möglichst schneller Umbau auf EE bei uns kann auch mehr Probleme bereiten, als es letztlich löst. Deshalb bin ich für etwas weniger Aktionismus oder gar Fundamentalismus in der Klimafrage, und für mehr Pragmatismus mit einer klaren globalen "Vision" wie das alles zusammen passen soll.