Tripane schrieb:Ich hatte auf diesen gesamtheitlichen Beitrag von dir grade selber eine seitenlange Antwort auf dem Bildschirm. Habe sie aber wieder verworfen, weil sie mir zu langatmig wurde. Ich versuche den Kern zu entdecken, wo wir den Dissens haben.
Macht auch Sinn.
Tripane schrieb:Ja, richtig. Aber es gibt keine exakte zu ziehende Grenze zwischen Berechnung und Freude. Das "Paradoxon" ensteht erst, wenn man diese scheinbaren Widerspruch sprachlich so süffisant zerlegt.
Das ist nicht einfach nur ein fröhliches Sprachspiel, um mal ein paar Paradoxa zu erzeugen. Ich glaube tatsächlich, dass eine (sprachliche) Fixierung auf das Ökonomische für bestimmte immoralische Handlungen verantwortlich zu machen ist.
Tripane schrieb:Die Wahrheit ist doch, dass wir sehr wohl "rechnen".
Aber doch nur dann, wenn das Rechnen irgendeinen Sinn erfüllt, nicht grundsätzlich.
Tripane schrieb:Dennoch laufen in unserem Hirn Dutzende oder Hunderte Erwägungen und Gewichtungen ab, wenn wir Alltagsentscheidungen treffen, ohne dass wir uns jeweils dessen bewußt werden.
Was mein Hirn so treibt ist seine Sache, ich bin aber nicht mein Hirn. Auch nicht mein Unterbewusstsein. Und ich - als Person - treffe nur sehr wenige Entscheidungen aus einer kühlen Berechnung heraus was für mich rentabel oder profitabel wäre.
Tripane schrieb:Ich sehe nach wie vor den Widerspruch nicht. Besser gesagt, ich sehe ihn, aber hat für mich keine besondere Qualität, da wir mit solchen Widersprüchen ständig umzugehen haben und das normalerweise auch ganz gut hinbekommen.
Natürlich. Ich habe auch nix dagegen ökonomische Fragestellungen ökonomisch zu beantworten. Es macht wenig Sinn eine Firma aufzufordern sie solle nicht profitabel sondern moralisch handeln. Sie muss beides und das dann noch irgendwie vereinbaren. Wovor ich warne ist ein Primat des Ökonomischen vor der Moral, sowohl bei einzelnen Personen aber noch viel mehr bei gesellschaftlichen Institutionen.
Nochmal ein konkretes Beispiel:
Die Überfischung der Ozeane mag rentabel sein, für Einzelpersonen, für Firmen, ja für ganze Staaten. Aber es ist eine unmoralische Handlung, wir vernichten bewusst die Grundlagen maritimen Lebens. Trotzdem geschieht dies konsequent, jeden Tag, seit Jahren - einzig aus einer Haltung heraus die den (zudem auch noch völlig kurzfristigen) ökonomischen Profit vor jegliche moralische Bedenken stellt. Einen anderen Grund kann ich da nicht erkennen.
Tripane schrieb:Das sind sicher üble Situationen. Einfach wegen des Interessenkonfliktes. Aber wenn einem darauf nur einfällt (was ich dir persönlich jetzt nicht unterstelle), dass alle Schuld für diesen Konflikt ausschließlich beim Konzern zu suchen ist, dann sehe ich da eher erstmal eine höchste dekadente Gesellschaftshaltung, die natürlich immer auch einen Preis hat.
Es geht doch noch überhaupt nicht um Schuld, sondern um eine Erklärung wie es zu so einem Interessenkonflikt überhaupt kommen kann und warum gerade auch bei dir von dir jetzt benannten Sicht (wir rechnen immer, jede Handlung ist auf irgendeinen Gewinn ausgerichtet usw.) die Gefahr besteht ins Amoralische zu fallen.