frivol schrieb:Aber was leisteten die Feudalherren damals für die Gesellschaft oder was leisten heute die großen Firmeneigentümer?
Die Aufgabe der Feudalherren war der Schutz ihrer Territorien, das Aufrechterhalten von Recht und Ordnung (oder was man damals darunter verstand) mit interner Rechtsprechung und Gerichtsbarkeit, Schutz vor Raubrittern und Räuberbanden und auch Schutz vor dem gierigen Nachbarn, der das Land gern überfallen und ausbeuten wollte. Zu Feudalzeiten herrschten ständig Territorial- und Nachbarschaftskriege. Das galt damals als selbstverständliches "Recht" des Adels, der sich selber für uperchristlich hielt, aus reiner Gier und Habsucht Kriege zu führen und die eigenen Untertanen dafür auszupressen.
Heute wird in der Wirtschaft immer noch Krieg geführt, aber nicht mehr mit Rittern, Bögen oder Lanzen, sondern mit Zöllen, Dumpinglöhnen (den Gegner in den Produktionskosten unterbieten und so aus dem Markt drängen), Auslagerung in Billiglohnländer oder just-in-time-Lieferungen.
Optimist schrieb:also was Genossenschaften betrifft, da wurden zu DDR-Zeiten welche gegründet -> Wohnungsbaugenossenschaften und die existieren jetzt immer noch und schreiben schwarze Zahlen. Diese sind schon mal nicht unterlegen ;)
Genossenschaften in Wohnungsbauunternehmen oder Banken (die Volks- und Raiffeisenbanken!) gibt es im Kapitalismus genauso, aber auch die werden nicht von unten, von den ganzen Genossen her, gelenkt, sondern haben ein leitendes Management das die Entscheidungen trifft und in den Rechenschaftsberichten ihre Aktivitäten offenlegt, dann können die Genossen sich melden, wenn ihnen was nicht paßt.
Daß im Voraus Umfragen unter den 10.000 oder 50.000 Genossen stattfinden, wie eine Entscheidung ausfallen soll, wäre mir nicht bekannt, das wäre viel zu viel Aufwand und Zeitverlust und ein zu großes Durcheinander, wenn da erst mal jeder seinen Senf dazugeben müßte, bevor eine Entscheidung getroffen werden kann. Das Management trifft die Entscheidungen auf eigene Kappe, nach bestem Wissen und Gewissen und in voller Eigenverantwortung, wie man so schön sagt, und keine Ausflüchte hinterher wenn was schiefgeht. Also eigentlich wie eine normale Privatfirma. Und deutlich effektiver als der Staat, der wirklich erst mal um 1000 Fettnäpfchen herumeiern und tausende von Befindlichkeiten berücksichtigen muß, bevor er eine Entscheidung treffen kann, weil dort die Verantwortung hinterher sehr dünn gesät ist, hinterher wills keiner gewesen sein der dann trotz aller Rücksichtnahme auf tausend betroffene Parteien eine falsche Anordnung traf.