paxito schrieb:Die gleiche Frage mit der mich @Fedaykin löchert und auf die ich immer noch keine eindeutige Antwort geben kann.
Wieso willst du daran festhalten, dass es Kommunismus sein muss, statt einfach unser Marktwirtschaftliches System zu reformen?
paxito schrieb:Jede Gesellschaftsform (oder meinetwegen Wirtschaftsordnung), die es schafft die Profitmaximierung als Antriebsfeder der Wirtschaft durch etwas humaneres (und damit zwangsläufig nachhaltigeres) zu ersetzen, würde ich tendenziell kommunistisch nennen.
Die Profitmaximierung steht ja nur stellvertretend für die ökonomische Rationalität.
In der Form ist das eine Erweiterung des Vernunftkonzeptes der Aufklärung.
Mensch ist vernunftbegabt, verhält sich rational => im Kontext eines Marktes ist das ökonomische Rationalität.
Das hast du auch im Kommunismus. Auch im Kommunismus gäbe es ökonomische Rationalität.
Profitmaximierung an und für sich ist also nicht zwangsläufig eine schlechte Motivation. Solange sie ihn Bahnen gehalten wird die aus weitreichenderen Rationalitäten (Nachhaltigkeit, normative Ideale) abgeleitet wurden.
Die Profitmaximierung darf nur nicht die oberste Maxime sein.
paxito schrieb:Das kann kulturell und technisch bedingt sehr unterschiedlich aussehen. Für den Anfang wäre eine Demokratisierung von Unternehmen und eine Beteiligung der lohnabhängig Beschäftigten an Unternehmensgewinnen und Produktivitätszuwächsen meine erste Stoßrichtung.
Würde ich so unterschreiben. Ein Ähnliches Argumente kommt von mir immer mit der Koppelung von Steuersätzen und Löhnen an die Wertschöpfungsketten.
Das Problem hierbei ist wie man soziale Berufe bei der Wertschöpfung einstuft.
Kinderziehung bspw. kreiert enorm viel Wert, aber so indirekt, dass in dem Geschäft "Kindererziehung" nur ein kleiner Bruchteil dieses Wertes widergespiegelt ist in Umsatz und Gewinn.
Die Gesellschaft muss die Bewertung sozialer Branchen vornehmen, da der Markt selbst ja offensichtlich nicht zu wünschenswerten Ergebnissen führt.
paxito schrieb:Sowie eine (Wieder)Verstaatlichung bestimmter Bereiche, allen voran des Gesundheitswesens - dort ist eine Orientierung am Profit einfach pervers.
Stimme ich auch zu. Soziales und öffentliche Infrastruktur sollten in staatlicher Hand bleiben.
Schlicht und einfach deswegen, weil der Bedarf klar zu definieren ist und keine Marktsteuerung braucht und weil, der Steuerzahler bei Unwirtschaftlichkeit sowieso die Rechnung übernehmen muss.
Privatisierung bedeutet in diesen Bereichen also nur, dass Gewinne Privatisiert werden, während Kosten und Risiken weiterhin weitestgehend öffentlich getragen werden.
Aber auch das führt zu Problemen.
Bspw. ist das Gesundheitswesen auf viel Forschung angewiesen und das kostet Geld.
Die USA haben ein völlig privatisiertes Gesundheitssystem in dem Milliarden stecken, entsprechend hoch sind die Forschungsbudgets (nicht proportional, aber trotzdem).
Die Forschung muss staatlich organisiert und finanziert werden, wenn man die Privatwirtschaft zurückdrängt.
Das kann aber wiederum Vorteile haben, bspw. Forschung in Richtungen die notwendig sind aber wenig Profit versprechen. Die werden in der Privatwirtschaft natürlich grob vernachlässigt. (Bsp: Tuberkulose. Eine Krankheit die praktisch ausschließlich bei den ärmsten Menschen auftritt und es sich dementsprechend nicht lohnt sie zu bekämpfen, da diese Leute nicht zahlen können)
paxito schrieb:Ich bin aber fest überzeugt, dass man die Innovationskraft erhalten kann, denn schließlich ist auch diese nur ein Ergebnis menschlicher Tätigkeit und nicht grundsätzlich an irgendwelche systemischen Vorgaben gebunden.
Ich denke Innovation ist nicht nur das reine Produkt menschlichen Erfindergeists und Kreativität, sondern auch das Resultat von Marktmechanismen und Wettbewerb.
Märkte sind nichts kapitalistisches, sie sind Resultat menschlicher Schaffenskraft. Sie sind geboren aus dem Umstand, dass Talente, Interessen, Ressourcen und Nachfrage nicht gleich verteilt sind und sich somit ein Medium bilden muss, dass die Verteilung regelt.
Dieses Medium ist der Markt. Diesen Markt müssen wir pflegen und zu unserem Besten nutzen, nicht ihn unterdrücken.
Deswegen finde ich jeden Ansatz, der die Marktwirtschaft für ein irgendwie geartetes kommunistisches System aufgeben will, nicht realistisch.