kleinundgrün schrieb:Klar hast Du recht, dass Darstellungen in den Medien verzerrt sind (und ich bin mir dessen bewusst), aber so ist die Wahrnehmung der Menschen. Und wenn sie sehen, dass nicht jeder unneigennützig handelt werden sie das - in der Regel - auch nicht tun.
Es wird immer Menschen geben, die nicht systemkonform leben wollen - die ihre eigenen Bedürfnisse über die der anderen stellen. Und diese Menschen werden bewirken, dass globales Vertrauen nicht stattfindet.
Daher ist es wichtig einfach selbst zum positiven, solidarischen und vertrauensseligen Beispiel zu werden. Denn ab und an wird auch mal dieses Prinzip medial beleuchtet, wenn es mehr und mehr in den Fokus gerät könnte das durchaus inspirierend wirken auf die die noch verunsichert sind. Es ist eine Art Emanzipation solidarischer Menschen. Ob man da nun system konform oder nonkonform ist spielt erstmal keine Rolle. Meist sind es ja gerade selbstlose Menschen die in dieser Ellenbogengesellschaft nicht konform sind, meist Außenseiter oder Exoten, ich selbst schwebe da zwischen Konformität und Nonkonformität.
Globales Vertrauen beginnt erst dann, wenn keiner mehr eine Vormachtstellung beansprucht, die Großmächte und Blöcke dieser Welt machen dies leider noch zu gern und schaffen damit große Spannungen in der Welt, auch alle nationalistischen Abgrenzungen sind wenig förderlich für eine globales Vertrauen. Menschen scheinen noch immer von Ideologien, Glaubenssystemen und nationalen Gedanken wie darauf programmiert zu sein. Sie kennen sich selbst nicht und leben in kollektiven Illusionen die nur Abgrenzung und gegenseitiges Misstrauen schaffen zwischen denen die anders als man selbst oder seine unmittelbaren Mitmenschen sind.
kleinundgrün schrieb:Natürlich wirst Du mit Deiner geringen Erwartungshaltung selten enttäuscht - aber ist das der Regelfall? Sind Menschen grundsätzlich so in ihren Erwartungen an andere?
Es gibt da keinen Regelfall, sobald ich selbst eine bestimmte Erwartung habe (meist an mich selbst), dann besteht immer die Gefahr oder das scheinbare Glück angenehm oder unangenehm überrascht zu werden.
kleinundgrün schrieb:Auch hier muss man sich aber die Frage stellen, ob sich dieses Verhalten auf andere Lebensbereiche übertragen lässt.
Das Hochwasser ist ein Sonderfall und das solidarische Verhalten im Zuge dessen auch. Doch es ging mir um das dezentrale Netzwerk was da als effektives Hilfsmittel in Erscheinung getreten ist. Inzwischen arbeiten viele Unternehmen auf eine ähnliche Weise zusammen, man könnte somit Mängel und Überschüsse kompensieren, darum ging es mir. Das ist unabhängig vom Verhalten der Menschen, das ist eine rein logistische Frage, Kommunismus ist eben am Ende einfach nur eine technische und logistische Frage, etwas was mit der primitiven Infrastruktur vergangener Systeme unmöglich war.
kleinundgrün schrieb:In Städten und größeren Mehrfamilienhäusern leben die Menschen eher für sich, ohne in größerem Umfang für andere in der Nachbarschaft zu sorgen.
(Das ist natürlich ein Ergebnis, das aus meinen Erfahrungen beruht und daher nicht repräsentativ - aber siehst Du das anders?).
Also ich wohne in der Stadt und mit den Nachbarn tauscht man sich öfters mal aus, natürlich hat man nur selten direkten Kontakt aber gänzlich für sich alleine lebt man nicht unbedingt, es sei denn man ist menschenscheu oder will einfach seine Ruhe.
;)Butterbirne schrieb:Kommunisten sind Leute die im Kapitalismus gescheitert sind und sich zu Fein sind den Fehler bei sich zu suchen. Meine zugegeben provokante Meinung.
Die meisten Kommunisten und Anarchisten die ich kenne (mich mit eingeschlossen) haben meist eine Arbeit, hatten ein Studium oder eine Ausbildung, einige von ihnen hatten sogar recht erfolgreiche Lebensläufe, die selbst im "kapitalistischen" Sinne vielversprechend sind. Die Kommunisten die ich kenne sind fast alle erwerbstätig und führen quasi ein Doppelleben. Ihnen geht es darum eine gerechtere Gesellschaft zu etablieren. Kommunismus ist das Gegenteil von Eigennützigkeit, darum kann auch nicht persönliches Versagen die Triebfeder für den Kommunismus sein, es ist die einfache Beobachtung und Auffassungsgabe von Menschen mit Empathie. Wenn man sieht unter welchen Bedingungen viele unserer Konsumgüter hergestellt werden, welche Rohstoffausbeutung betrieben wird, wie Menschen für unseren Lebensluxus ausgebeutet werden. Das Kapital macht Menschen zu Sklaven, in unserer Gesellschaft ist das in Form der Ellenbogengesellschaft bei der man sich gegenseitig niedertrampelt, in der 3. Welt und in den Schwellenländern durch direkte oder indirekte Ausbeutung gegeben.
Also es ist kein "Scheitern" im Kapitalismus, es ist ein Ablehnen eben dieses Prinzips! Denn wäre man im Kapitalismus erfolgreich, so wäre man ein Kapitalist und Kapitalisten sind meist in den oberen Etagen von Unternehmen, Banken und Monopolen zu finden. Ein Kapitalist tut nichts anderes als die Produktionsmittel und damit auch die Menschen die sie betreiben als sein Eigentum zu betrachten. Das Großunternehmertum ist prinzipiell eine wirtschaftliche Diktatur. Kommunisten, Sozialisten und Anarchisten haben das erkannt und stellen dieses System in Frage. Eine logische Konsequenz, das es zu jeder Kraft auch eine Gegenkraft gibt. Ohne das Wirken sozialer Menschen, würde es auch hier keine soziale Marktwirtschaft geben, ja nicht mal ein Wochenende oder eine Versicherung. Gewerkschaften, Genossenschaften und das Engagement sozialer Menschen haben erst die Zeit des "Feudalismus" und der absolut freien Marktwirtschaft zur Zeit der Industrialisierung beendet.
Ich wäre vorsichtig mit solchen Behauptungen. Gescheitert sind eigentlich alle am Kapitalismus die keine "Kapitalisten" in den oberen Etagen sind. Doch es können keine 7Mrd. Menschen in Chefetagen arbeiten oder für sich arbeiten lassen. Sagen wir es mal so, würden die Menschen die Konsequenzen des Kapitalismus verstehen und ihr Ausmaß in der Welt begreifen, das wie Krebs mehr und mehr die Biosphäre zerstört, Menschen ausbeutet und Rohstoffe knapper werden lässt, dann glaube mir, würde auch der letzte endlich Abstand zum Kapitalismus nehmen! Die Frage ist, scheitern Menschen am Kapitalismus oder scheitert irgendwann die Menschheit als ganzes an den Folgen des Kapitalismus und dessen unersättlicher Marktwirtschaft?