kuno7 schrieb:Das is doch kein Problem, du musst den Leuten nur einen Schuldigen präsentieren, warum sie nich von der eigentlich guten wirtschaftlichen Lage profitieren. In den USA sind das zB. Kommunisten, Mexikaner, Demokraten, Muslime, Chinesen...
Ja aber das ist ja offensichtlich falsch.
Der Grund warum der durchschnittliche Amerikaner seit 40 Jahren seinen Lebensstandard stagnieren bzw. abnehmen sieht ist die Tatsache, dass sich immer mehr Vermögen in immer weniger Händen ansammelt.
Der durchschnittliche Ami verzichtet, damit die Bezoses, Gateses, Kochs und Zuckerbergs noch mehr Milliarden ansammeln können.
Das ist so weit gekommen, dass faire Bezahlung inzwischen als geschäftsschädigend gilt.
Siehe: Uber. Deren Businessmodel nicht in der Form funktionieren würde wenn sie ihre Fahrer angemessen bezahlen würden.
Diese gesamte Gig-Economy beutet im Endeffekt Millionen von Arbeiten zu Mindestlohn oder weniger aus und leitet den ganzen Gewinn der jeweiligen Branche in die Hände der Anteilseigner.
Das ist für jede Gesellschaft ein absolut toxisches Geschäftsmodell, aber aktuell wird es gefeiert und gilt als Vorzeigemodel für viele Start-Ups, die sich einen Markt nach dem anderen heraus suchen und versuchen die Arbeiter als Profiteure des Geschäftsbereichs aus der Gleichung zu streichen.
Das ist ausbeutung der Masse zum Zwecke der Bereicherung einer kleinen Elite die in der Regel ihren Reichtum als Lizenz ansieht demokratische Prozesse zu umgehen und ihre eigenen Interessen politisch durchzusetzen.
Dass der Neoliberalismus in seiner Konsequenz grundlegend anti-liberal und anti-demokratisch ist, ist längst offensichtlich.
kuno7 schrieb:Einverstanden, aber warum ein BGE? Ein Grundeinkommen haben wir ja bereits, was auch ok is, aber auch an dich die Frage, warum muss es Bedingungslos sein, was spricht gegen vernünftige Bedingungen?
Was wären vernünftige Bedingungen?
Mir geht es in erster Linie um eines: Arbeitsmarkt als Grundlage des Verteilungsschlüssels über den der Wohlstand, den eine Gesellschaft produziert, verteilt wird, ist eine richtig schlechte Idee.
Das ist jetzt schon schlecht, aber in den nächsten 100 Jahren werden menschliche Arbeit und kapitalistische Wertschöpfung einfach komplett entkoppelt werden. Wertschöpfung wird dann fast gänzlich automatisiert und unabhängig von menschlicher Arbeit sein. Die Annahme, dass mit der wegautomatisierung durch Maschinen und KI ebenso viele neue Jobs entstehen ist absurd.
Es wird einfach keine sinnvollen Jobs für den Großteil der Menschen mehr geben.
Service-Jobs wird es weiterhin geben, die Wertschöpfung im Service Bereich wird aber nur einen irrelevant kleinen Teil der gesamte Wirtschaftsleistung ausmachen.
Der Glaube, dass die Entlohnung von Arbeit aktuell in einem realistischen und gerechten Verhältnis zur Wertschöpfung steht ist jetzt schon Blödsinn und war auch schon in der Vergangenheit immer Blödsinn.
Stellen sich also ein paar Fragen:
Für wen arbeitet die Wirtschaft?
Was sollen Menschen mit ihrer Zeit anfangen?
Wie verteilen wir den Wohlstand, den automatisierte Prozesse für uns produzieren?
Welche Zweck hat Wachstum? Ab welchem Punkt bzw. in welchen Bereichen macht Subsistenz Sinn?
Wie lässt sich eine Marktwirtschaft vom Wachstumszwang lösen?
Und wie lässt sich die Wirtschaft, nicht nur national, sondern global, einem weitreichenden und kompromisslosen Nachhaltigkeitsprinzip unter ordnen.
Die Frage nach BGE ist hier wirklich nicht zentral, ich denke da wird es in jedem Land andere Lösungen geben werden.
Grundsätzlich denke ich aber, dass ein gewisser durch die Menschenwürde vorgeschriebener Lebensstandard bedingungslos für Jedermann gewährleistet sein muss. Wenn all die technologische und wirtschaftliche Entwicklung nichtmal das hin bekommt, dann ists wirklich für die Katz.
@bgeowehKommt noch eine Reaktion hierauf?
Beitrag von 1.21Gigawatt (Seite 809)