sacredheart schrieb:Ohne Eigenanteil geht es nicht. Ich kann ein gutes Abi machen und ein Studium
Danke Dir für diesen sachlichen Beitrag! Ich kann nachvollziehen was Du meinst.
Ich möchte aber einen anderen Aspekt zudem was Du geschrieben hattest ergänzen. Ich weiß nicht, b Du die Artikel gelesen hattest. Es geht nicht nur um Schicksalschläge, sondern darum, dass heute Bedingungen bestehen, die von vorn herein bestimmte Erfolge oder ein Weiterkommen verhindern. Und die liegen dann oft auch nicht in der Person alleine.
Abgesehen davon hatte ich ja schon mal geschrieben, dass eigentlich ein einfaches "weiter so" nicht gelingen kann. Es kann und darf nicht immer nur von einer Seite Veränderung und Anpassung an die Verhältnisse eingefordert werden, ebenso nicht nur einseitig Verantwortung zugewiesen, wenn auf der anderen Seite kaum für absehbare und zukünftige Herausforderungen Lösungen gefunden werden wollen. Du kannst heute einem Arbeitslosen auch noch so oft predigen er solle sich gefälligst bewerben. Es gibt nicht wenige, die bereits hunderte Bewerbungen raus geschickt hatten, auch auf Jobs, für den sie nicht ausgebildet sind. Viele Arbeitslose sind je nachdem auf wieviel Vermögen sie noch Zugriff haben nach einem Jahr ALG1 komplett und ohne weitere Unterstützung auf sich selbst gestellt. Die Bewerbungen werden eine nach der anderen raus geschickt, das Echo bleibt entweder ganz aus oder es verbleiben Absagen. Das dies auf längere Dauer extrem demotivierend wirkt, dazu aufkommende Existenzängste und immer mehr Kraftaufwand zur weiteren Motivation extrem an Selbswusstsein und Kraft zehren, da sollten wir uns hoffentlich zunächst mal einig sein.
Sowohl die schon etwas weiter zurückliegende Bankenkrise, als auch aktuell Corona zeigen, dass man es nicht in der Hand hat oder groß beeinflussen kann. Und es gibt nicht wenige Menschen, die auch heute noch nach Arbeit suchen und das bereits seit der Bankenkrise. Zwischendurch vielleicht hier und da mal Glück gehabt einen 450 € oder einen befristeten Job gefunden. Aber trotz aller Bemühungen trotz allem keinen festen Boden mehr unter den Füßen bekommen. Und es liegt nicht daran, dass es in bestimmten Berufen keine freien Stellen mehr gäbe. Unabhängig davon sorgten sowohl Existenzängste, wie auch der Drucḱ und Forderungen nach Bewerbungen, Bewerbungen, Bewerbungen bereits zu einem allgemeinen Erschöpfungssyndrom.
Was entgegnest Du solchen Menschen, stimmt es wirklich, dass man es nur selbst in der Hand hat? Oder siehst du grundsätzlich hier in den vielen Ässerungen auch grundlegenden Veränderungen am tatsächlich heute existierenden Arbeitsmarkt berücksichtigt, der unter anderem durch immer weiter verstärkte Automatisierung und Digitalisierung immer öfter auch Massen von arbeitenden Menschen freigesetzt und einspart?
Ich kenne in meinem Bekanntenkreis einen ziemlich verzweifelten, ursprünglich mal sehr gut ausgebildeten Menschen mit Anfang 50, auf den obige Beschreibungen zutreffen. Letztendlich ist es kein Geheimnis mehr, dass es in Zukunft nicht mehr für jeden einen Job geben wird. Und wenn jetzt wieder jemand um die Ecke kommt und so jemandem einen 450 € Job nach dem anderen um die Ohren haut, der hat den Knall für unserer aller Zukunft in diesem Land noch nicht gehört.
Es sollte also baldigst darüber nachgedacht werden, wie man die Existenz vieler solcher Menschen sichern kann, die bei einer Jobvergaben immer und immer wieder durch lebenserhaltendes Raster fallen. Diese Menschen werden auch in Zukunft Geld vom Staat in Anspruch nehmen müssen. Abgesehen davon kann sich jeder gerne mal mit heutigen Stellenbörsen oder den inakzeptablen Verzerrungen an angeblich offenen Stellen durch die vielen Zeitarbeitsfirmen auseinandersetzen. Und wer offen genug für real exisitierende Probleme bleibt, der kann sich ja auch z.B. mal mit Mitarbeitern vom Tacheles e.V. in Köln unterhalten. Die sind wirklich nah an den Betroffenen.
Es ist eben die Frage, warum man sich heute zum einen der Realität oder Ideen und neuen Konzepten komplett verweigert, die ALLEN helfen könnten die schlimmsten Auswirkungen abzufedern. Das dazu jeder saudämliche und ignorrante Spruch, tatsächliche Verhältnisse nicht im geringsten widerspiegelt sollte halbwegs geerdeten menschen hoffentlich einleuchten.