@sacredheart Der unterschied: Damals konnte man realistisch glauben, dass die kinder es mal besser haben werden und es gab eine ganz andere gesellschaft und arbeitsrealität.
Meine Großeltern hatten auch nicht viel Geld und waren Bauern und dann sind sie auch noch Pleite gegangen durch konkurrenz, nachdem die EU aufkam. Aber die waren dann innerhalb ihres Dorfes verwurzelt, es kamen über die zeit hinweg die erste Generaiton auf, wo wirklich die jungen Leute in signifikanter ANzahl studiert haben. Da konnte man sich freuen, ui, ich bin nur ein bauer, meine tochter hat jetzt aber abitur. Das ist doch schön, und ich hab jetzt auch enkel und denen wird es dann bestimmt noch besser gehen.
Vergleich das mal heute mit hartz 4. Deinen Kindern wird es nicht besser gehen als dir oder dem rest der gesellschaft. Eher schlechter, außer du legst dich sehr, sehr ins zeug, nur damit sie vllt wenigstens das abitur schaffen.
Und du machst das.
Und deine Kinder? Die werden immer mehr schwierigkeiten als die anderen haben. Das hartz 4 stigma ist da, sie werden im studium, wenn die anderen locker flockig ein semester dranhängen, arbeiten und pendeln müssen. Wenn sie es überhaupt zum studium schaffen, weil sie auf der brennpunktschule es nicht so ganz einfach haben, wirklich dafür fit zu werden.
Und heute ist studieren ja auch nicht merh dasselbe wie früher. Nur weil du irgendeinen mittelmäßigen bachelor hast bekommst du noch lange keinen guten job. Dafür die ganze anstrengung?
sacredheart schrieb:Ich sehe da keinerlei Ansatzpunkt für. Das wird man nicht erreichen können, dass Ausschlafen und ein Tag vor der Playstation einem Arbeitstag als Krankenschwester auf ner Intensivstation als gleichwertige Leistung für die Allgemeinheit betrachtet wird. Ist es ja auch de facto nicht. Warum sollte man dafür sorgen, dass die gesellschaft völligen Unsinn glaubt?
Ich denke schon. Wenn man arbeit eher als ein hobby sieht. Wenn einer sagt, er hat heute sport gemacht und ich war im kino, dann hat der auch mehr geleistet, aber keiner würde sagen 'ui, der sportler, an dem solltest du dir ein beispiel nehmen', nur, weil mein hobby bzw. meine freizeitgestaltung eine andere war.
Wir werden verstehen müssen: Nicht entlohnt arbeiten ist nicht gleichbedeutend mit 'seinen tag schlecht verbringen'.
Wenn ich ein schöneres leben ohne arbeit habe, dann sollte genau das auch mein ziel sein. Warum sollte ich mir die ganze Lebenszeit wegnehmen lassen, bei etwas, was mich stresst?
Wir leben gut 80 Jahre, davon sind die ersten 15-25 reines lernen bzw. auf die arbeit vorbereitet werden, ab da heißt das dann bis 60-70 arbeiten. Bei beidem geht circa die hälfte meiner Wach Zeit drauf, also beinahe die hälfte des lebens. Wenn man da eine tätigkeit ausübt, die ienem keine freude bereitet, verschwendet man eine menge seines lebens.
Wenn wir da noch draufrechnen, dass wir uns häufig in der freizeit eigentlich nur von der arbeit erholen anstatt was schönes zu machen, geht bei vielen fast das ganze leben drauf.
Das kann nicht unser gesellschaftliches ziel sien, besonders nicht, wenn wir wissen, dass es immer weniger notwendige arbeit gibt.
sacredheart schrieb:Hätte ich als Kindergartenkind ähnlich gesehen. Danach jedoch, wenn man etwas weiter denkt, stellt sich ja auch die Frage, wo dieses gegenleistungslose 'genug Geld' denn herkommt. irgendjemand wird wohl dafür arbeiten müssen oder unternehmerische Risiken eingehen.
Wie fragil so ein Wohlfahrtstaat 'all inclusive' ist, zeigt ja mal wieder Venezuela.
Und es spricht nichts gegen ein Studium der Kunstgeschichte, wenn man beruflich gerne die Frage: Kommt auf die Pommes noch was drauf? am Autoschalter stellt.
Moment, wir waren noch bei freiheit. Ob da ein anderer für arbeiten muss ist bei dieser frage ja erstmal nicht entscheidend: Ich bin ein freierer MEnsch, wenn ich nicht arbeite.
Die zweite frage ist, ob das möglich ist, ohne, dass dafür andere unfrei sind. ICh denke: Ja. Langfristig können wir darauf hinarbeiten, dass wir eine selbstorganisation haben, in der es kaum oder keine arbeitsbelastung mehr gibt und die, die es noch gibt, von menschen ausgeübt wird, die dabei sehr gute arbeitsbedingungen haben.