sacredheart schrieb:Wenn man den Satz mal so isoliert stehen lässt, würde ich mir als alter Mensch dann noch mehr Sorgen machen als zuvor, hm...
Nur wie sollen die radikalen neuen Lösungen dafür aussehen, dass Oma Kowalski ihren Durchfall unter sich gelassen hat und später ein bißchen liebvolle Ansprache gebrauchen kann? Dafür gibt es schon Lösungen, die sind auch kaum variierbar, auch nicht wegdigitalisierbar.
Die sind aber momentan auch nicht umgesetzt. Unsere Altenbetreuung ist ein Witz. Da werden Leute verwahrt. Manche einigermaßen hygienisch, andere nicht.
Wenn man so will, ging es alten Menschen in den 60ern besser, wo sie von der Familie gepflegt wurden. DIe hatten keine PFlegeausbildung aber die alten Leute hatten noch wesentlich mehr Selbstbestimmung , als wenn sie eigentlich nur wahlweise im bett oder vor dem fernseher sind und keiner mit ihnen redet.
Dann gab es gesellschaftliche änderungen, die das pflegen innerhalb der familie weitestgehend ausschließen und die altenheime sprossen aus dem Boden. Das ist Industrialisierungslogik: Anstatt die ALten vor ort zu versorgen, schaffen wir sie alle an einen ort, wo sie genormt versorgt werden können.
Das ist auch irgendwie radikal, wenn man darüber nachdenkt: Wir nehmen Alte aus der Familie raus, weil in der Familie jetzt alle, auch die Frauen ,vollzeit arbeiten sollen.
Aber dieses system, das sehen wir heute, funktioniert nicht gut. Es gibt gute, schöne altenheime. Aber die sind dann auch entsprechend teuer und bauen darauf, dass alte dort noch sehr viel autonomie haben und eigentlich viele dinge selbst tun können.
Ixh glaube, die LÖsung kann nur sein, das wir andere Möglichkeiten als Altenheime finden für die meisten Alten, so, wie wir das früher auch getan haben. Das kann heute natürlich nicht mehr über die Familie gehen.
FÜr mich kann das eigentlich nur sein, dass man die eigentlichen Pflegetätigkeiten automatisiert und in die HAnd der Alten legt. Wenn wir bei den Alten, die noch geistig klar sind, dafür sorgen, dass sie technisch selbst die möglichkeit haben, sich zu wenden und ähnliche Pflege'Handgrife' vorzunehmen. Wenn anstatt alle Alten in ein Altenheim zu karren und sie da zu verwahren stattdessen Alten so viel Autonomie wie möglich technisch ermöglichen (viele also noch gar nicht auf das heim angewiesen wären) und dann die MEnschen stattdessen dazu einsetzen, mit den Alten umzugehen und mit ihnen zu reden und solcherlei DInge zu tun, würden wir unseren alten einen gefallen tun.
ICh glaube nicht, dass ein Alter MEnsch wert darauf legt, unbedingt von einem Menschen gewaschen zu werden, wenn er es auch allein hinbekommen würde durch entsprechende Entwicklungen. Stattdessen geht es eigentlich darum, zu verhindern, dass alte Leute vereinsamen bzw. auch zu verhindern, dass sie überhaupt auf Hilfstätigkeiten angewiesen sind. Viele Alte könnten eigentlich noch alleine LEben, wenn man ihnen die richtige Hilfestellung dafür gibt. ICh glaube, dass das die Zukunft sein wird.
WAs nicht die zukunft sein wird ist das heutige KOnzept von Altenpflege. Das will SO keiner machen und das wollen eigentlich auch alte Leute nicht, wenn sie eine Wahl haben.
sacredheart schrieb:Dann darf man sich nicht als Rädchen im Getriebe fühlen, sondern Mensch bleiben und mal den Anfang machen, der das Ganze verbessert. Ich habe mehrfach die Erfahrung gemacht, dass das möglich ist. Die 'anderen' sind ja auch keine herzlosen Roboter, die brauchen manchmal nur einen kleinen Anstoß und schon ändert sich etwas.
Aber das musst du heute ja nicht nur einmal machen und dann nie wieder. Heute hast du ständig wechselnde Arbeitspartner, sodass du dich nie zu Hause fühlst und häufig auch schnell wechselnde Tätigkeiten.
Mein Vater z.b. hat bei BAyer gearbeitet. Früher war das ganz nett, Bayer zahlt dir tolle Sportangebote, massagen, die mitarbeiter kannten sich und es gab ein gutes Klima.
Dann wurde die Firma internationaler, allerlei leute haben sich eingekauft, bayer hat sich allerlei leute gekauft und plötzlich wurden alle abteilungen quasi alle paar Jahre, manchmal alle paar MOnate, umstrukturiert, es wurde durchgesetzt, dass in manchen abteilungen nur noch englisch gesprochen wurde. Dann saßen da plötzlich irgendwelche Amerikaner rum, für eine Weile und wenn du dich gerade mit denen angefreundet hast, sind sie auch schon wieder weg.
NAtürlich sind das immer nur anekdoten, aber so läuft das in vielen Jobs heutzutage ab. Ich würde heute kein LEhrer sein wollen.
Auch kein Pfleger. Auch kein Polizist. Ich würde auch nicht gerne auf irgendeinem unterbesetzten amt arbeiten (und das sind die eigentlich alle). Schon gar nicht im callcenter oder an der Kasse. Weil da das KOllegennetz, was einem eigentlich ein bisschen auffangen sollte (oder wenigstens einen kleinen persönlichen touch hat), so gar nicht mehr wirklich besteht, weil alles so fragmentiert ist und eine hand nicht in die andere greift bzw. der Sinn des Berufs zu gunsten von allerlei regularien aufgeweicht worden ist.
sacredheart schrieb:Da bleibt immer noch die kleine Frage, wo denn das BGE herkommt. Es schafft keinen Mehrwert, anderer Leute Hunde kostenlos irgendwo hin kacken zu lassen. Das wird dann ein sehr überschaubares BGE für die Empfänger.
Deutschland kann sich nicht hinstellen und sagen: So jetzt macht mal jeder schön, wozu er Lust hat. Außenhandel wird überbewertet, BIP wird überbewertet, Außenhandelsüberschuss wird überbewertet und im DAX sind dann Hundekacke, Gelnägel und Kastanienmännchen. Und davon zahlen wir ein BGE. Ach ja, das Geld holen wir ja von den ganz dicken Fischen, die haben es ja. Und die hindern wir noch mal wie daran, samt ihrem Vermögen dem Utopia Deutschland den Rücken zu kehren?
Da frage ich mal jetzt: WElchen Mehrwert hat denn der eher weniger INtelligente Mann aus deinem Beispiel, der als Manager gescheitert ist, für Deutschland geschaffen?
Der Mehrwert wird von Firmen erwirtschaftet. Da bekommen wir unsere Güter her. Firmen brauchen heutzutage meist sehr spezialisierte mitarbeiter. In Zukunft, wenn die ganze verwaltung digital wird, gilt das umso mehr. DIe brauchen nicht mehr den kleinen Mann, der irgendwelche akten stempelt oder ein paar TElefonanrufe tätigt.
Wir haben einen so großen Mehrwert, den wir erwirtschaften, dass wir ein BGE für die Leute, die wir sowieso nicht mehr brauchen, finanzieren können. WEnn wir bereit sind, das, was die Firmen da erwirtschaften, entsprechend zu besteuern (dazu muss man sich überlegen, dass eine firma finanziell davon profitiert, wenn sie mitarbeiter entlässt, aber ihre produktivität trotzdem steigert).
Wenn eine Firma vorher 1000 LEute beschäftigt hat und jetzt nur noch 10 braucht, aber mehr gewinn macht als vorher, dann können wir 990 MEnschen ein BGE auszahlen, wenn wir die Firma richtig besteuern, ohne, dass da irgendein Wert für Deutschland verloren geht.