sacredheart schrieb:Stell Dich doch mal ans andere Ende dieses Teleskops.
In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts hätte man prognostizieren können: Die Landwirtschaft wird viel weniger Arbeitskräfte brauchen, die Steinkohle ist irgendwann in Deutschland so weit abgebaut, dass sich der Rest nicht mehr lohnt, die Roboter werden irgendwann uns in den Fabriken ersetzen. Und man braucht keine Droschkenkutscher mehr, es kommt ja jetzt das Automobil. Und in 50 Jahren kann es wahrscheinlich auch fliegen.
Also war von damaligem Standpunkt absehbar, dass es 100 Jahre später kaum noch Arbeitsplätze geben würde, einfach weil viele Entwicklungen gar nicht voraussehbar waren.
Und watt war? Auf Kies gefurzt. Diese Voraussage wäre für die Tonne gewesen.
Wieso sollte jetzt Deine Aussage für in 80-100 Jahren valider sein?
Wir sollen unser ganzes Sozialsystem auf links drehen (beachte das Wortspiel), um eine sehr sehr vage Zukunftsprognose zu bearbeiten? Nö.
In den 20ern wussten wir auch noch nicht das, was wir jetzt wissen. Da waren wir noch in der Industrialisierung. Heute schauen wir auf die Industrialisierung zurück und können uns anschauen, was heute anders ist als in dieser Phase (genauso, wie wir uns anschauen konnten, was in der industrialisierung anders als in der mechanisierung war).
Wie schon gesagt: In der Industrialisierung haben wir viele Maschinen gebaut, dedicated machines, die spezifische Dinge tun sollten. Schriebmaschinen z.b., nähmaschinen, Autos, sowas halt.
In der Digitalisierung bewegen wir uns auf die eine maschine zu, die alles kann: Den Computer.
Der computer kann ein schreinprogramm simulieren, am computer kannst du textilien entferfen und mit dem entsprechenden 3D drucker herstellen lassen und mit dem computer kannst du ein Auto steuern. NAtürlich brauchst du peripherie, aber auch die kann langfristig ein computer selbst herstellen.
Sobald du ein netzwerk von sich selbst verwaltenden und kommunizierenden fabriken hast, kann eine einzige cloud sogut wie alles tun. Sie wird eine universelle maschine, das internet der dinge.
Das ist der Endpunkt der Digitalisierung, und das ist etwas anderes als die industrialisierung. Etwas ganz fundamental anderes.
Genauso wie die Industrialisierung nicht episode zwei der mechanisierung war. Denn in der industrialisierung gab es plötzlich strom und man konnte prozesse algorithmisieren. Man hat nicht, wie in der mechanisierung, eben theoretisches wissen und mechanik genutzt, um selbst dinge zu bauen, zu bewegen usw., sondern man hat prozesse genormt, gleich gemacht, sodass maschinen verlässlich tasks ausführen konnten, von zügen bis hin zur telekommunikation. Das war etwas ganz anderes.
So wie die digitalisierung auch etwas ganz anderes als die industrialisierung ist.