bgeoweh schrieb:Man tut es ausschließlich aus einer speziellen Gerechtigkeitsvorstellung heraus.
Ich denke man tut es auch aus Signalwirkung heraus. Wir reden hier über ca. 3%, die sanktioniert werden. Dreiviertel davon, wegen Meldeversäumnissen. Also wenn sie zu ihren Terminen nicht erscheinen und keinen Grund dafür vorweisen können. Der Rest verweigert sich ganz oder wird beim schwarz arbeiten erwischt.
Quelle Die Frage ist, ob diese 3% hypothetisch steigen würden, wenn man die Sanktionen lockert oder ganz wegfallen lässt (deswegen hypothetisch. Per Logik würde die Zahl ja auf 0 sinken, wenn es keine Sanktionen geben würde).
Ich persönlich denke, dass die Mitwirkungspflicht nicht zu viel verlangt ist. Auch an Maßnahmen teilzunehmen, halte ich nicht für zu viel verlangt. Bei potenziellen Arbeitgebern ist es eben auch immer besser, wenn man auf einen geregelten Tagesablauf verweisen kann. Über den Sinn und Unsinn kann man streiten. Ich kenne auch die Geschichten von Bewerbungstrainings, bei denen den ganzen Tag nur YouTube geguckt wird. Vielleicht kriegen wir ja irgendwann den Dreh dazu, dass lebenslanges Lernen nicht als Zeitverschwendung gesehen wird. Man darf nicht vergessen, dass aus solchen Maßnahmen auch ab und an mal was handfestes entsteht. Oder die eigene Mitgestaltung per Bildungsgutschein. Dann wird man auch in keine Quatschmaßnahme gesteckt. Man muss lediglich aktiv sein und kommunizieren.
Es geht bei alledem also nicht darum, „dem faulen Hartzer eins auszuwischen“, sondern auch darum zu verhindern, dass die Leute in ein Loch der Langzeitarbeitslosigkeit zu fallen. Ich musste vor vielen Jahren auch mal eine Zeit zuhause sitzen, da mich mein Ausbildungsbetrieb erst fürs Folgejahr einstellen konnte. Da ich noch bei meinen Eltern wohnte und eh keinen Anspruch hatte, hat das Jobcenter wenig Anstalten gemacht. Ich hatte einen Berater mit dem ich einmal im Momat einen Kaffe trank und 15 Minuten über den Arbeitsmarkt philosophierte (ein netter Kerl). Der Knackpunkt war, dass diese Termine morgens um 08:15 waren. Schon nach vier Wochen ohne jegliche Verpflichtung, war das quasi meine Zubettgehzeit. Ich saß nur zuhause, weil ich keine Kohle hatte. Habe zugenommen, weil nur rumsaß und überhaupt keine Struktur mehr hatte. Wofür sollte ich auch irgendeine Struktur aufrecht erhalten? Im Nachhinein hätte ich mich sogar gefreut, wenn die mich in irgendeine Maßnahme gesteckt hätten. Dann wäre ich auch nicht, ohne es zu merken, in so ein Loch abgedriftet. Ich hoffe man verzeiht mir die kleine Anekdote. Ich habe leider keinen Blog gefunden, der über sowas schreibt (dafür gibt es zig Blogs, die beschreiben, wie man seine Mitwirkung auf das absolute Minimum beschränkt, ohne dass man sanktioniert wird).